Serie Düsseldorf Und China Hot-Pot-Multi will in Düsseldorf auftischen

Düsseldorf · Chinesen lieben das Essen scharf, es gibt den traditionellen "Hot Pot" aber auch in milderen Varianten. Der Marktführer kommt an den Rhein.

 Pansen, Gänsedarm, aber auch Fisch und viel Grünzeug gibt es im Hot-Pot-Restaurant in Chongqing.

Pansen, Gänsedarm, aber auch Fisch und viel Grünzeug gibt es im Hot-Pot-Restaurant in Chongqing.

Foto: Uwe-Jens Ruhnau

Wer von der Altstadt zum Bahnhof läuft, der sieht viele asiatische Restaurants, auch chinesische. Wer steckt dahinter? Diese Frage scheitert meist schon an der Sprachbarriere. Einer, der sich bald dazugesellen und in Düsseldorf ein neues Restaurant eröffnen möchte, ist Dejian Li. Bereits im vorigen Jahr stand der Mann aus Düsseldorfs Partnerstadt Chongqing beim China-Fest vor dem Rathaus und bot den Bürgern seinen "Hot-Pot" an: In scharfen Fonds, von Chili und Pfeffer dominiert, werden dabei Fisch, Garnelen, Hühnchen, Rind, Lamm, aber auch Gemüse gegart. Das alles erinnert an unser Fondue.

Wer sich auf den Hot-Pot einlässt, muss hart im Nehmen sein. In China werden beim Feuertopf auch Pansen oder Darm serviert. Na und? Das mag Europäern einen Schauder über den Rücken jagen, aber bitte - wir essen schließlich auch Leber, und die kulinarisch hochgelobten Franzosen geraten bei Nieren oder Kalbskopf ins Schwärmen. Kurz bevor die scharfe Sauce den Gaumen der Gäste aus Düsseldorf versengt, flüstert unsere chinesische Begleitung noch, sie sei froh, dass keine Hundepfoten auf den Tisch kämen - das Nachdenken darüber, ob das stimmt, wird vom brennenden Wunsch nach irgendetwas, das den Mundraum kühlt, vertrieben.

 Dejian Li führt mit Tongxian Wu "De Zhuang", zur Firma gehören 600 Restaurants, Farmen und 35.000 Angestellte.

Dejian Li führt mit Tongxian Wu "De Zhuang", zur Firma gehören 600 Restaurants, Farmen und 35.000 Angestellte.

Foto: Ruhnau

Am Ende bleibt zu sagen: Alles halb so wild, probieren lässt sich der Hot-Pot ohne gesundheitliche Folgen, es gibt zudem mildere Gar-Varianten. Und faszinierend ist die Begegnung mit Li allemal. Der Mann steht für eine der Karrieren, wie sie mit der Öffnung Chinas für die Marktwirtschaft vor mehr als 20 Jahren möglich wurden. Li war in den neunziger Jahren Biologielehrer, sein Einkommen war bescheiden. Er unterhielt "nebenbei" einen stahlverarbeitenden Betrieb, dessen Kantine so gut ankam, dass er ein Restaurant eröffnete. Heute gehören "De Zhuang", der Firma des Endfünfzigers, mehr als 600 Restaurants in China und zahlreiche Farmen, auf denen Chili, grüner Pfeffer oder Stern-Anis angebaut werden. Das Unternehmen hat 35.000 Mitarbeiter, verarbeitet die Lebensmittel selbst und beliefert Tausende Supermärkte im Riesenreich mit Extrakten und Saucen. Die Produktliste hat mehr als 100 Positionen.

Jetzt will Li expandieren. In Toronto hat er bereits drei Restaurants, und wenn er im September zum China-Kongress der Rheinischen Post anreist, klappt es vielleicht mit der Unterschrift für das erste Restaurant in Europa. Li will in Düsseldorf und Köln starten und sich dann weiter ausbreiten. Weil die chinesische Wirtschaft im In- und Ausland wächst, hat er sich kein kleines Ziel vorgenommen: Jährlich sind 100 neue Restaurants geplant.

 In der Produktionsstätte von "De Zhuang" in Chongqing werden Millionen von Hot-Pot-Portionen abgepackt.

In der Produktionsstätte von "De Zhuang" in Chongqing werden Millionen von Hot-Pot-Portionen abgepackt.

Foto: Ruhnau

In Düsseldorf sind in Lis 20-köpfiger Delegation mehrere Vorstände des chinesischen Hot-Pot-Verbands. Dazu zählt auch Chao Liang, der sich auf Seafood-Hot-Pot mit Hummern und anderen Spezialitäten konzentriert. Er hatte mal sieben Autohäuser und ist "nun reich genug", wie er verrät. In seinen 16 Restaurants arbeiten 800 Menschen, die auch Aufstiegschancen haben. Wer sich bei Liang als "kulinarischer Kulturberater" beweist, kann es bis ins Management schaffen. Statt 300 kann er bis zu 1000 Euro im Monat verdienen, viel mehr als früher in der Autobranche.

(ujr)
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