Düsseldorf Holocaust-Überlebender besuchte Planck-Gymnasium

Düsseldorf · Manchmal glaubt er, dass die jüngere Generation nicht mehr viel Interesse an der Geschichte habe, erzählt Leslie Schwartz, Überlebender des Holocausts. Davon war bei den Oberstufenschülern des Max-Planck-Gymnasiums allerdings nichts zu spüren, als der Zeitzeuge sie in der vergangenen Woche besuchte.

Gespannt hatten sich die Schüler vor dem Gespräch eine 45-minütige Dokumentation über ihn, 1930 als László Schwartz in Ungarn geboren, angesehen. In dem Film berichtet Schwartz von seiner Deportation 1944 nach Auschwitz-Birkenau, wie er sich, erst 14 Jahre alt, zu den Erwachsenen in deren Arbeitslager schmuggelte. Von dort aus wird er zu weiteren Zwangsarbeiten nach Dachau sowie in weitere Lager deportiert. Einen "Todeszug" überlebt er - obwohl er bei einer versuchten Flucht angeschossen wird. Erst im hohen Alter beginnt Schwartz, über seine Erinnerungen zu sprechen.

Sein 2016 verstorbener Freund Max Mannheimer, der selbst Zeitzeuge war und den er aus dem Lager Dachau kannte, ermunterte ihn, von seiner Geschichte zu berichten.

Seither erzählt Schwartz in Vorträgen an Schulen von seinem Überlebenskampf. "Ich bin zutiefst dankbar, dass ich meine Erfahrungen mit jungen Menschen in Deutschland teilen kann", sagte er den Oberstufenschülern.

Die 16-jährige Theresa Petsch moderierte mit einer Mitschülerin die anschließende Gesprächsrunde. Gemeinsam hatten die Schüler sich auf das Treffen vorbereitet. "Wir wollten nicht nur nach Auschwitz fragen", erzählt Petsch - um Schwartz nicht zu sehr zu belasten. Deshalb fragten die Schüler auch nach seinem Leben in Amerika, wie es war, nach Deutschland zurückzukehren, ob er den Deutschen habe vergeben können und was er zu der Flüchtlingskrise sage.

Schwartz beantwortete die Fragen ausführlich, denn die Zeitzeugen-Arbeit ist ihm wichtig: "Ein Schulbuch, ein Geschichtsbuch ist bloß ein weiteres Buch. Wenn die Schüler einen Überlebenden kennenlernen, hat das einen anderen Einfluss", meint er.

Und wie kann die Erinnerung ohne Zeitzeugen an künftige Generationen weitergegeben werden? "Bildung, Bildung, Bildung", sagt der 87-Jährige.

(RP)
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