Düsseldorf Höhenretter wachen über die Kirmes-Türme

Düsseldorf · Die Spezialisten der Feuerwehr haben vor allem Hochfahrgeschäfte wie den Hangover oder den Power-Tower im Blick.

 Der Blick sieht kritischer aus, als er war: Die Höhenretter waren mit dem Power Tower und den anderen Fahrgeschäften sozusagen hochzufrieden.

Der Blick sieht kritischer aus, als er war: Die Höhenretter waren mit dem Power Tower und den anderen Fahrgeschäften sozusagen hochzufrieden.

Foto: Bretz

Man kennt sich schon. "Da seid ihr ja wieder", werden Bastian Nelles und seine Kollegen am "Höllenblitz" begrüßt, und die Chefin vom "Hangover" winkt die Feuerwehr-Leute ebenfalls gleich durch und wünscht auch noch viel Spaß. Vergangenes Jahr haben die Höhenretter hier die 85-Meter-Auffahrt noch getestet, diesmal guckt die Truppe nur, ob der Not-Aus-Schalter noch an derselben Stelle ist.

Das war nicht immer so. Es habe eine Weile gedauert, die Schausteller davon zu überzeugen, dass die Feuerwehr nicht zur Schikane mitten in die Aufbauphase platzt, und dass der Sicherheitscheck auch in ihrem Interesse liegt, sagt Björn Uhr, Leiter der Abteilung Veranstaltungssicherheit bei der Feuerwehr. Inzwischen habe man ein vertrauensvolles Verhältnis zueinander, zumal die meisten Schausteller jedes Jahr auf den Rheinwiesen sind.

Während die "Bodenfeuerwehr" sich um die Abnahme der Rettungswege und der Großzelte kümmert (die soll heute abgeschlossen sein), interessieren sich die Höhenretter sozusagen bestimmungsgemäß für alles, was nach oben fährt. Für die Alpina-Bahn etwa, die in ihren Wagen 100 Leute auf einmal in 28 Meter Höhe befördert. "Das ist für uns völlig entspannt", sagt Uhr. Für 28 Meter müsste man streng genommen die Höhenretter gar nicht rufen. "Da kommen wir noch mit der Drehleiter ran."

Anders sieht das schon in den Türmen aus, Hangover und Power-Tower oder der Kettenflieger Condor. Wenn da hoch oben ein Notfall eintritt, sieht die Drehleiter schon ziemlich klein aus. Bloß gut, sagen die Höhenretter, dass die Türme so gebaut sind, dass sie "problemlos" im Kerngestell nach oben klettern können. Man muss wohl Höhenretter sein, um bei der Aussicht, eine 80 Meter lange Leiter mit Notfallgepäck hoch- und womöglich mit Patient wieder hinunterzuklettern, "problemlos" überhaupt nur zu denken.

Dabei wollen sie's natürlich auch nicht wirklich. Die Checklisten für all die Schreckensszenarien, die sich die Feuerwehr im Sicherheitskonzept ausgemalt hat, sind nicht aufgestellt worden, um sie jemals abzuarbeiten. "Niemand will, dass etwas passiert. Aber wir wollen auf alles vorbereitet sein", sagt Uhr.

Die Räumung des kompletten Kirmesplatzes ist darin übrigens nicht vorgesehen, ein solcher Plan könnte leicht selbst zum Notfall werden. Stattdessen ist das Gelände in vier Sektoren eingeteilt, die separat gesperrt werden könnten, wenn es - etwa durch einen Feuerwehreinsatz - nötig wäre. Und besser als Räumen ist ohnehin, schon vorher zu handeln: durch höchstmögliche Sicherheitsvorkehrungen und auch, wie voriges Jahr am letzten Kirmes-samstag, mal mit einer Absage, wenn ein Unwetter droht. Bei solchen Entscheidungen hilft ausgerechnet ein Fahrgeschäft: Oben auf dem Hangover ist ein Windsensor installiert, der im Zweifel wenig Spielraum lässt.

Die Düsseldorfer Kirmes, sagt Uhr, "ist auch in Sachen Sicherheit absolut vorbildlich". Daran haben die Schausteller ebenso viel Anteil wie die Feuerwehr. Die Karussells, Schaukeln und Türme seien ohnehin das geringste Problem. "Viel schlimmer sind Leute, die sich nicht so verhalten, wie sie sollten - im Umgang mit Fahrgeschäften, Alkohol und anderen Menschen." Und daran wird sich wohl so bald nichts ändern.

(RP)
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