Düsseldorf Hochhäuser am Rheinturm versperren Blickachsen

Düsseldorf · Der Architekt des WDR-Gebäudes, Christoph Parade, sieht in den Plänen der Stadtspitze einen städtebaulichen Fehler.

 Das WDR-Gebäude nach einem Entwurf von Christoph Parade hat die Form eines Radios - Freiraum und Blickachsen spielten eine große Rolle.

Das WDR-Gebäude nach einem Entwurf von Christoph Parade hat die Form eines Radios - Freiraum und Blickachsen spielten eine große Rolle.

Foto: Andreas Bretz

Nicht nur bei Anwohnern, Heimatverein und Bezirksvertretung gibt es Protest gegen die Pläne von Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD), einen Parkplatz neben dem Rheinturm mit zwei Wohnhochhäusern bebauen zu lassen. Auch von Architektenkollegen kommt Kritik an dem Entwurf von Christoph Ingenhoven. Christoph Parade hat das WDR-Landesstudio entworfen, das in den 1980er Jahren in direkter Nachbarschaft gebaut worden ist.

Es ist ein markanter Bau, dessen Front die Form eines alten Radios hat. Parade erinnert daran, was den Verantwortlichen damals wichtig war - und hält die aktuellen Pläne städtebaulich für einen Fehler. Als sein Büro am Wettbewerb für das WDR-Gebäude teilgenommen habe, gab es laut Parade besonderes Lob für zwei Aspekte des Entwurfs: zum einen der direkte Blick und Bezug der verglasten Eingangshalle des WDR zu Landtag und Rheinturm sowie der freie Blick über den Grünzug zum Strom; zum zweiten die direkte Anbindung von Unterbilk zum Rhein an dieser Stelle. "Um den Freiraum zu erhalten und den Blickwinkel zu erweitern, haben wir die Front des Gebäudes bewusst ,angeschrägt'", sagt Parade.

Noch deutlicher wurde die Bedeutung des Freiraums, als es in einem darauf folgenden Architektenwettbewerb darum ging, ein neues Bürohaus zu entwickeln. Es sollte laut den Vorgaben dort stehen, wo heute der Bürgerpark mit der begrünten, leicht hügeligen Landschaft ist. Parade und sein Team hatten "als Einzige und entgegen klarer Vorgaben" die Idee, das hohe Bürohaus ein Stück weiter südlich zu bauen und dafür den Rheinufertunnel zu verlängern.

Die Bedenken waren groß, doch schließlich folgte man dem Vorschlag - es entstand das heutige Stadttor (an dessen Entwurf Parade nicht beteiligt war) und an dem dafür eigentlich vorgesehenen Standort ein Park für die Bürger.

Diesen Gleichklang sieht Parade durch die Hochhaus-Pläne in Gefahr. "Dadurch gehen räumliche Blick- und Bezugsachsen verloren, auch die Öffnung zum Rhein hin." Er kritisiert auch die "verniedlichende" Darstellung der Bauten aus der Vogelperspektive, dies verzerre die Wirklichkeit ebenso wie die schön begrünten Dachflächen und Balkone: "Aus der Perspektive des Fußgängers sieht das ganz anders aus", weiß der Architekt. Er fordert: "Dieser Freiraum muss erhalten bleiben, am besten noch ohne Autoparkplatz."

(dr)
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