Düsseldorf HNO-Ärzte errichten Hilfs-Camp in Kamerun

Düsseldorf · Gut 900 Kilogramm medizinisches Material sind schon vor Ort. In den nächsten Tagen werden die HNO-Ärzte Paulette Dountsop und Ulrich Harréus vom Evangelischen Krankenhaus (EVK) ebenfalls nach Kamerun fliegen und dort für zehn Tage ihr ehrenamtliches "Earcamp" aufbauen. "In Kamerun leben 22 Millionen Menschen, aber es gibt nur 35 HNO-Ärzte dort und keinen Ohrchirurgen", erläutert Dountsop. "Aufgrund von chronischen Mittelohrentzündungen haben viele Kinder Hörprobleme, kommen deshalb in der Schule nicht mit und werden als dumm abgestempelt." Als Folge von Mittelohrentzündungen können das Trommelfell und die Gehörknöchelchen zerstört worden sein. "Das kann man chirurgisch wieder aufbauen und so den Kindern die Teilnahme am normalen Leben zurückgeben", erklärt Harréus. Hören ermöglicht auch Bildung, unter anderem an Schulen und Hochschulen.

 Die Ärzte Uli Harréus (r.) und Paulette Dountsop und Jean Matip, Vater von Fußballprofi Joel Matip, packen Pakete für Kamerun.

Die Ärzte Uli Harréus (r.) und Paulette Dountsop und Jean Matip, Vater von Fußballprofi Joel Matip, packen Pakete für Kamerun.

Foto: Bernd Schaller

Die Patientenliste ist ellenlang, aber die Kapazitäten sind begrenzt. Dennoch stehen mehr als 150 Kinder auf der Untersuchungsliste. Der Andrang ist auch so groß, weil sich rumgesprochen hat, dass der kamerunische Fußball-Nationalspieler Joel Matip (Schalke 04) die Schirmherrschaft über das Earcamp übernommen hat. "Als Fußballer kommt man in Kamerun überall hin. Der Sport hat einen enormen Stellenwert", meint Joels Vater Jean Matip. Er ist als Stellvertreter seines Sohnes zur Verabschiedung der Ärzte nach Düsseldorf gekommen.

Ziel des Düsseldorfer Ärzteteams ist es, etwas Nachhaltiges in Kamerun aufzubauen. "Ich halte nichts von Medizintourismus, um sich feiern zu lassen", so Harréus. Deshalb wird unter Beteiligung ortsansässiger Ärzte und Pflegepersonal operiert und ohrchirurgische Weiterbildungen angeboten. Zur Nachsorge wird Dountsop in acht Wochen erneut nach Kamerun fliegen.

Jean Matip, der übrigens in Neuss gelebt hat und dessen Vater in Düsseldorf als Arzt arbeitete, hat einen guten Tipp für Harréus' ersten Afrika-Aufenthalt: "Ruhe bewahren und nicht aufregen. In Kamerun heißt es: Europäer haben die Uhr, wir haben Zeit."

(RP)
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