Serie "So wohnt Düsseldorf" Hinterm Hauptbahnhof geht's weiter

Düsseldorf · Auf dem ehemaligen Postgelände an der Erkrather Straße entsteht das neue Viertel "Living Central" mit fast 1000 Miet- und Eigentumswohnungen und zwei Hotels.

 Auf dem Parkplatz von Capitol-Theater und Tanzhaus - hier: Planungsdezernent Gregor Bonin (l.) und Catella-Geschäftsführer Peter Franken - sollen die Arbeiten 2016 losgehen.

Auf dem Parkplatz von Capitol-Theater und Tanzhaus - hier: Planungsdezernent Gregor Bonin (l.) und Catella-Geschäftsführer Peter Franken - sollen die Arbeiten 2016 losgehen.

Foto: Andreas Bretz

Planungsdezernent Gregor Bonin steht auf einer riesigen, öden Fläche und schaut in die Zukunft: In seiner Vision genießt er ihn schon, den Fernblick über die Stadt, Sonnenuntergang inklusive. In Wirklichkeit aber steht er auf dem Parkplatz von Capitol-Theater und Tanzhaus. Auf diesem ehemaligen Postgelände an der Erkrather Straße, gerade mal 500 Meter von den Verkehrsströmen des Hauptbahnhofs entfernt, sollen bis Ende 2018 fast 1000 Wohnungen und zwei Hotels gebaut werden. Bonin: "Hier entsteht ein völlig neues Viertel." Es ist noch nicht lange her, da hätte diese Gegend als ungeeignet fürs Wohnen gegolten. Aber dieser Blickwinkel ändert sich gerade in Düsseldorf.

"Es ist viel zu lange viel zu wenig gebaut worden", kritisiert Peter Franken. Und wenn, dann sei in Düsseldorf vor allem ins Luxussegment investiert worden. "Für den Mittelstand aber, die größte Bevölkerungsgruppe, sind kaum Wohnungen entstanden." Genau den sieht der Geschäftsführer des schwedischen Investors Catella Corporate Finance GmbH als künftige Bewohner des Quartiers. Noch braucht man viel Phantasie, um sich die Konturen des neuen Wohnviertels vorzustellen: Nahe der Bahnlinie sollen zwei Hochhäuser mit Eigentumswohnungen entstehen, zwei Hotels (eines in den Untergeschossen eines Hochhauses), außerdem mehrere Komplexe mit Mietwohnungen.

In den Erdgeschossen: zwei Kindertagesstätten, Cafés und Geschäfte, die bieten, was man zum Leben braucht. Früher hätte man gesagt, dass eine solche Nähe zum Hauptbahnhof zu laut zum Wohnen sei und stattdessen vielleicht lieber ein Shopping-Center geplant. Bonin: "Heute haben wir mehr Mut, mit dem Thema Lärm anders umzugehen." Und deutet auf den geplanten Grundriss: Darauf wirken die Hotels wie eine riesige Lärmschutzwand.

Statt der vermeintlichen Nachteile sieht auch der Investor vor allem die Vorteile: die zentrale Lage, die günstige Verkehrsanbindung, die interessante Nachbarschaft von Tanzhaus und Capitol. "Wir können uns vorstellen, dass Künstler einen Platz haben werden in dem neuen Areal", sagt Franken. Das könnte ein Atelier sein oder ein Raum, in dem Kleinkunst aufgeführt wird - auf jeden Fall gebe es da eine Menge Platz für neue Ideen. Die werden auch an anderen Orten des "Living Centers" realisiert: So sind weniger Autostellplätze als üblich geplant, stattdessen eine eigene Carsharing-Station, zudem abschließbare Boxen für Fahrräder.

Historische Bilder aus dem Rheinbahnarchiv
14 Bilder

Historische Bilder aus dem Rheinbahnarchiv

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Foto: Stadtarchiv D�sseldorf

Neu ist das Konzept "Lager-Sharing." Was sich dahinter verbirgt, erläutert Franken: "Bisher galt immer: Jeder Bewohner hat eine genormte Kellergröße von sechs Quadratmetern. Die einen brauchen gar keinen Keller, die anderen kommen mit diesem Platz nicht aus. Deshalb bieten wir künftig ein variables Konzept: Wer will, kann 20 Quadratmeter mieten, belüftet, bewacht und zu einem moderaten Preis."

Der Investor würde gern noch mehr Wohnprojekte in Düsseldorf verwirklichen, offenbar eine lohnende Investition. "Unsere Anleger sind vor allem Versicherungen und Pensionsfonds, die sind daran interessiert, dass ihre Mieter nicht häufig wechseln" - wie das im Büromarkt oft der Fall sei, mit dem entsprechenden Leerstand. Wenn die Politik nach der Sommerpause den soeben in den Details aktualisierten Plänen zustimmt, kann im nächsten Jahr der Bau begonnen werden. Und Bonins Plan Wirklichkeit werden: "Hinterm Hauptbahnhof geht's weiter."

(RP)
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