Schminkseminar im Krankenhaus Hilfe für Chemo-Patientinnen

Düsseldorf · Die Selbsthilfegruppe ISI am Luisenkrankenhaus bietet Schmink- und Kosmetikseminare an. Damit die Frauen trotz schwerer Behandlung ihr Gesicht wahren können.

Schmink-Tipps für Chemo-Patientinnen
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Die Diagnose ist ein Schock für jede Frau: Brustkrebs. Die Welt verändert sich von einer Minute auf die andere. Und neben all den Fragen zu Tumor, Operation und Behandlung schießt den Patientinnen sofort durch den Kopf, wie sie die Chemotherapie, die in den meisten Fällen vor oder nach einer Brustkrebs-Operation erforderlich wird, überstehen — und vor allem, wie sie danach aussehen werden.

Haare und Wimpern fallen aus

Auch Claudia Grellmann aus Düsseldorf erging es so. "Abgesehen von der Diagnose war das das Schlimmste." Sie geht offen mit ihrer Erkrankung um, befindet sich gerade mitten in der Chemo-Behandlung und versucht, den Alltag so gut wie möglich zu meistern. Gerne hat sie das Angebot der Selbsthilfegruppe ISI (Internationale Senologie Iniatitive) am Luisenkrankenhaus angenommen, an einem Schminkseminar teilzunehmen. "Es fallen ja nicht nur die Haare aus, sondern auch die Wimpern und die Augenbrauen", berichtet die Patientin. "Da kann ich nicht mehr ungeschminkt aus dem Haus gehen." Sie trägt eine blonde Perücke, weil ihr nach der zweiten Chemo die Haare ausgefallen sind, ihr Kopf kahl ist. Die Gesichtshaut ist durch die Chemotherapie gerötet und sehr empfindlich geworden.

Jetzt soll Visagistin Carina Einicke helfen. Sie hat Make-Up und Puder mitgebracht, das "hält, nicht verschmiert und außerdem antiseptisch ist" und beginnt Claudia Grellmans Gesicht sanft mit einem Schwämmchen abzutupfen. Drei andere Patientinnen sind ebenfalls zum Seminar gekommen. Zwei von ihnen haben die Chemotherapie noch komplett vor sich. Sofort entsteht ein engagierter Austausch. "Ich hatte keine Angst vor der Operation. Aber ich habe mir schon vor der Chemotherapie die Haare ein ganzes Stück abgeschnitten — und eine Perücke habe ich auch schon", sagt die eine.

Die Visagistin freut sich über so tatkräftige Patientinnen. "Für das Schminken gilt auch: Je eher man sich damit beschäftigt, desto besser. Es ist für mich leichter, die Damen kommen in einem Zustand, wo ich zum Beispiel noch die Konturen der Brauen erkennen kann." Die Expertin hat bei Claudia Grellmann noch ein paar Augenbrauenhärchen ausgemacht — und beginnt sie nachzuarbeiten. Mit einer Schablone markiert sie die Rundung, zeichnet sie nach. Inzwischen sind die Rötungen aus dem Gesicht der Patientin verschwunden, ihre Augen bekommen Kontur.

Carina Einicke bearbeitet die müden Augenränder der Patientin mit einem Abdeckstift, benutzt ein weiteres Pinselchen, um die Augen zu schminken, und mit gedeckten Farben leicht zu betonen. Die Kosmetik-Artikel, die sie mitgebracht haben, stammen von einem Hersteller von professionellem Make-up für Theater, Film und Fernsehen. "Sie sind besonders haltbar und hautverträglich", betont die Visagistin. Und Grellmann ist ganz erstaunt: "Es fühlt sich gar nicht maskenhaft an. Es ist leicht und seidig." Falsche Wimpern braucht die Patientin noch nicht. Doch auch die sind natürlich gefragt. "Es ist ein bisschen Übungssache", so Einicke. Wer sich die Härchen nicht selbst ankleben will, der kann sich von ihr helfen lassen.

Wie wichtig die Betonung der Augen ist, wird an Grellmann deutlich. Nach 20-minütiger Schminkprozedur und einem kurzen Perücken-Haar-Styling ist das Leben in ihr Gesicht zurückgekehrt, sie schaut in den Spiegel, ihre Augen strahlen. "Mal sehen, ob mich mein Mann so noch erkennt!", scherzt sie. Den anderen Frauen geht es ähnlich. "Wir wollen ja nur aussehen wie andere Frauen auch", sagt eine. So muss es sein, findet die Visagistin, die seit Jahren dafür kämpft, dass die Krankenkassen ein "Permanent Make-Up" bezahlen. "Es ist eine Anmaßung zu sagen: Die Frauen sollten lernen, mit den Schwierigkeiten umzugehen."

(RP)
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