Früherer Düsseldorfer Kunstberater Helge Achenbach und seine Frau lassen sich scheiden

Düsseldorf · Der wegen Betrugs zu sechs Jahren Haft verurteilte frühere Kunstberater sitzt seit einiger Zeit in Moers-Kapellen ein und hofft auf offenen Vollzug. Einen Job für die Zeit danach hat er auch schon. Nur seine Ehe liegt in Scherben.

Helge Achenbach am Tag des Urteils im Landgericht Essen
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Helge Achenbach am Tag des Urteils

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Foto: dpa, ve fpt

Helge Achenbach, der wegen Betrugs verurteilte und seit 27 Monaten im Gefängnis einsitzende frühere Kunstberater, gerät erneut in die Schlagzeilen: Seine Frau Dorothee (53) hat am Freitag verkündet, man habe sich geeinigt, die Scheidung einzureichen. "Wir haben die ersten beiden Jahre des Zusammenbruchs gemeinsam durchgestanden und wollten bis zum freien Vollzug mit diesem Schritt warten," teilte Dorothee Achenbach mit.

Ihr beißend witziger Erfahrungsbericht "Meine Wäsche kennt jetzt jeder" (Droste-Verlag), in dem sie den Verlauf der Helge-Achenbach-Story aus ihrer Sicht schildert, verkauft sich hervorragend. Antworten auf nun neu aufkommende Fragen wird es in einem zweiten Buch geben, an dem die promovierte Kunstexpertin gerade arbeitet und das bald auf den Markt kommt.

Jobangebot als Integrationshelfer

Ihr künftiger Ex-Mann (64) sitzt noch hinter Gittern, aber ein offener Vollzug und womöglich irgendwann in den nächsten Jahren das vorzeitige Ende der ursprünglich auf sechs Jahre festgelegten Strafe sind denkbar und rücken in sichtbare Nähe. Längst bereitet er mit Freunden, aber auch mit den Justizbehörden, die Zeit nach dem Gefängnis vor. Wichtigster Schritt: Thorsten Nolting, Chef der Diakonie in Düsseldorf-Kaiserswerth, hatte ihm schon vor Wochen einen Job angeboten. Der 64-Jährige soll Integrationshelfer für Kriegsflüchtlinge werden. Man will seine Kompetenz als Kulturkenner nutzen, mit der er Flüchtlingen helfen soll, in Deutschland Fuß zu fassen.

Achenbach war am 20. Januar 2015 wegen Betrugs und Untreue verurteilt worden, weil er den Essener Kunstsammler Berthold Albrecht um viele Millionen Euro bei der Vermittlung von Kunstwerken und Oldtimern betrogen hatte. Außerdem wurde er in einem Zivilverfahren zu einer Zahlung von 19,4 Millionen Euro Schadenersatz verurteilt. Das Oberlandesgericht Düsseldorf hob das Urteil im April dieses Jahres auf und verwies das Verfahren ans Landgericht zurück. Achenbachs Anwalt strebt einen Vergleich an — auch der wird sich wohl in einer zweistelligen Millionenhöhe bewegen.

Für den ehemaligen Kunstberater könnte das in jedem Fall bedeuten: Was er auch immer tut — nach der Freiheitsstrafe warten gigantische Schadenersatzforderungen auf ihn, jedes Einkommen über einer bestimmten, wenig über 1000 Euro liegenden Summe wird sofort gepfändet.

Aber auch sonst wird der umtriebige frühere Sozialpädagoge, der mehr zufällig in das große Geschäft mit der Kunst geriet, kaum noch etwas von seinem früheren Leben vorfinden. Die Villa im feinen Düsseldorf-Oberkassel, für Millionen gekauft und umgebaut: weg. Sein Firmengeflecht: aufgelöst oder in Insolvenz. Seine Projekte mit dem VW-Konzern, dem Museum of Modern Art in New York: gestoppt. Mehrere Projekte, die er 2014 zuletzt im Camp der deutschen Fußballnationalmannschaft in Brasilien angeleiert hatte: gestorben, während der einst große Kunstexperte in einer Zehn-Quadratmeter-Zelle saß. Nach der Rückreise aus Brasilien war er am Flughafen Düsseldorf verhaftet worden.

Wird Achenbach Freigänger im offenen Vollzug?

In Justizkreisen ist bekannt, dass in den nächsten Tagen die Entscheidung fällt, ob Achenbach tatsächlich zum so genannten Freigänger im offenen Vollzug wird. Von der JVA Essen war er nach Hagen verlegt worden, seit einigen Tagen sitzt er in Moers-Kapellen. Dieses Gefängnis, von Insassen liebevoll als "Ponyhof" verehrt, liegt in idyllischer Niederrheinlandschaft zwischen Krefeld und Moers, rundherum gibt es tatsächlich eine Reihe von Pferdekoppeln, und nur ein sehr hoher Zaun signalisiert die eingeschränkte Bewegungsfreiheit der dort lebenden Männer.

Von dort aus würde Achenbach künftig, falls dem offenen Vollzug am Ende wirklich zugestimmt wird, zu seinem Job nach Düsseldorf-Kaiserswerth fahren müssen. Eine Garantie auf diese Entscheidung gibt es übrigens noch nicht, auch die Einzelheiten sind unklar. Aber aus Justizkreisen ist zu hören, dass der Häftling nach wie vor Zuspruch von draußen erhält, und auch eine Reihe von Hilfsangeboten soll dabei sein.

Als Vorzeige-Häftling gelobt

Im Gefängnis selber hat der als Betrüger Verurteilte, der in seinem früheren Leben als geschickter Verhandler und regelrechter Menschenfänger galt, ebenfalls Kontakte geknüpft, die jeweiligen JVA-Verwaltungen bescheinigtem ihm perfektes Verhalten und lobten ihn als Vorzeige-Häftling. Es heißt, er habe sehr schnell in der Essensverteilung und später als Sportwart arbeiten dürfen. Dass er anfangs etliche Kilos verlor (was er draußen nie geschaffte hatte), war dann am Ende doch nicht von Bestand: Wer ihn besuchen durfte, konnte vom erneuten Erreichen des alten Gewichts berichten.

Zudem schildern enge Freunde ihn als einen nachdenklich gewordenen Mann, der seine Straftaten offenbar eingesehen hat und bereut — vor allem gehe ihm offenbar nahe, was er seiner Familie angetan hat, die durch ihn Einkommen und ihr Heim verlor.

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