Düsseldorf Helferin Corrie Voigtmann will 6500 Weihnachtspäckchen packen

Düsseldorf · Die Rentnerin aus Hellerhof sucht noch Spender, die ein Päckchen beisteuern wollen. Viele Geschenke verpackt sie selbst.

 Corrie Voigtmann packt Geschenke für Flüchtlinge.

Corrie Voigtmann packt Geschenke für Flüchtlinge.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Sie gehört zu den Frauen, die man gern als Nachbarin hätte. Aber Nachbarschaft ist für Corrie Voigtmann ohnehin ein dehnbarer Begriff: Eigentlich gehören alle dazu, um die sie sich kümmert, denen sie sich verbunden fühlt. Und das sind ziemlich viele. Nun hat sich die Rentnerin aus Hellerhof in den Kopf gesetzt, dass alle 6500 Flüchtlinge, die zurzeit in der Landeshauptstadt leben, zu Weihnachten ein Päckchen mit Geschenken bekommen sollen. Das Fest der Freude - sie buchstabiert das auf ihre ganz eigene Weise.

Wenn abends die Züge am Fernbahnhof landen, vollgestopft mit Flüchtlingen, dann ist sie jedes Mal da, geht mit ihrer Handpuppe Lou auf die Kinder zu. "So viele Kinder, oft noch Babies", sagt sie und schaut dabei, als ob sie alle in den Arm nehmen wollte. "Ich muss immer daran denken, wie das wäre, wenn meine eigene Familie in diese Situation geraten würde." So viel zu ihrer Motivation.

Die ersten Päckchen zu Weihnachten verpackte sie vor über 20 Jahren, als sie Anfang der 1990-er Jahre als Flüchtlingsbetreuerin der Diakonie in einem Containerdorf in Hellerhof arbeitete. "Da lebten vor allem Kriegsflüchtlinge vom Balkan." Damals keimt in Corrie Voigtmann der Gedanke, dass jenseits der professionellen Hilfe jeder zu Weihnachten eine kleine Überraschung haben sollte.

Im Laufe der Jahre hat sie sich immer mehr aufgebürdet, hat immer mehr Geschenke zusammengetragen, Partner und Unterstützer gefunden. Heute arbeitet sie im Vorstand des Flüchtlingsrates, mischt sich ein, bezieht Stellung. "Auch wenn die Rechten die Klappe aufreißen." Und sie hält dagegen, wenn sie bei Bürgerversammlungen mal wieder hört, dass doch zu viele kämen. "6500 Menschen, das ist gerade mal ein Prozent der Düsseldorfer Bevölkerung. Das müsste doch zu schaffen sein."

Viele Flüchtlinge betreut die 68-Jährige auch heute noch persönlich und begleitet sie bei Behördengängen. Neulich fiel ihr ein leerstehendes Haus der evangelischen Kirche in Hellerhof auf. "Da hab' ich schnell ein paar Möbel gesammelt", und nach ein paar Telefonaten auf dem kurzen Dienstweg hat sie dort acht Flüchtlinge, die in Zelten lebten, einquartiert. Eigenmächtiges Verhalten wurde ihr später vorgeworfen, "das kümmert mich nicht", sagt sie dazu.

Mittlerweile stehen ihr bei der Weihnachts-Päckchen-Aktion viele Helfer aus Schulen und Kindergärten, Kirchengemeinden und Betrieben zur Seite - und manche Menschen bringen einfach bei ihr Zuhause ein Päckchen vorbei. Aber unzählige Geschenke verpackt sie immer noch selbst, mit Unterstützung der Familie, von Freunden und Nachbarn. "Vor Weihnachten ist das Haus so voll, dass nur noch schmale Durchgänge bleiben." Der Inhalt der Päckchen - Süßigkeiten, Spielsachen, Duschgel, mal ein warmer Schal oder ein Portemonnaie - sind Spenden und werden von Spendengeld gekauft. Gestern erfuhr Connie Voigtmann, dass in der neuen Traglufthalle in Garath dringend Nähzeug gebraucht wird, "da hab' ich schnell welches gekauft."

6500 Päckchen bis Weihnachten zu schaffen, das ist auch für eine Verpackungskünstlerin ein großer Anspruch. "Ich habe schon im Sommer darüber nachgedacht, wie wir das schaffen." Ganz zum Schluss, Heiligabend kurz vor der Bescherung, verpackt sie die Geschenke für die eigene Familie, fünf Kinder, deren Partner, fünf Enkel - und für einen Flüchtling, der vor Jahren als 17-Jähriger aus Afrika allein nach Düsseldorf kam. "Der macht heute eine Ausbildung zum Logistiker - und gehört längst zur Familie."

(RP)
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