Düsseldorf Helfen beim Ankommen

Düsseldorf · Düsseldorf ist nicht nur für internationale Firmen attraktiv, sondern auch für deren Mitarbeiter aus aller Welt. Um die kümmern sich immer öfter professionelle Expat-Betreuer. Lantjin Zijlstra ist eine von ihnen.

 Lantijn Zijlstra hilft ausländischen Arbeitnehmern, sich in Düsseldorf einzuleben und wohlzufühlen.

Lantijn Zijlstra hilft ausländischen Arbeitnehmern, sich in Düsseldorf einzuleben und wohlzufühlen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Ein, zwei Jahre für die Firma im Ausland? Klingt toll und vor allem: einfach. Aber das ist es meist nicht. Wer aus Indien, Dubai oder China nach Düsseldorf geschickt wird, wechselt schließlich nicht bloß den Schreibtisch. Visa, Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis müssen besorgt, Führerscheine umgeschrieben, Wohnungen gefunden werden. Sollen die Kinder mit, braucht es Schulen und Kitas - und das alles lässt sich aus der Ferne nicht so leicht organisieren.

Große Unternehmen haben eigene Abteilungen für die Betreuung ihrer Expats (kurz für Expatriat, aus dem Vaterland Herausgeholte). Doch immer mehr lagern alles, was dazugehört, an einen boomenden Dienstleistungszweig aus: An Relocater wie Lantjin Zijlstra. Die mit einem Deutsch-Spanier verheiratete Amsterdamerin hat vor Jahren in Barcelona erlebt, was es heißt, als Expat-Partner in ein fremdes Land zu kommen. Damals hat sie ihren Mann begleitet, der dort ein Jahr lang ein Projekt übernommen hatte. "Die Expats selbst gehen morgens zur Arbeit, kommen abends zurück und lernen zwischendurch noch Leute kennen - für die Partner kann so ein Auslandsjahr schon schwieriger werden", sagt sie.

Die Erfahrung hat aus der weit gereisten Eventmanagerin aber noch lange keine Umzugshilfe - das wäre die so korrekte wie profane Übersetzung des aus dem Amerikanischen stammenden Berufsbilds Relocator - gemacht. Erst, als sie 2004 mit ihrem Mann nach Düsseldorf gegangen und ihre beiden Töchter zur Welt gebracht hatte, dachte sie über eine neue Karriere nach. Bei einem Projekt für Henkel kam sie mit vielen Expats ins Gespräch und stellte fest: Die brauchen Hilfe.

Das wissen auch die Firmen. Wenn dem Gast-Arbeiter die Behördengänge und Umzugsorganisation abgenommen werden, steht der von Tag Eins seines Aufenthalts dem Unternehmen zur Verfügung. Und wenn er auch noch die Familie gut untergebracht weiß, ist er auch ein zufriedener Mitarbeiter.

2009 gründete Zijlstra ihre Agentur "Proexpat", die seither meist direkt von Personalabteilungen engagiert wird, die in der Regel auch das Basispaket für den neuen Mitarbeiter zahlen: Behördengänge, Wohnungssuche, Möbeltransport, Telefon- und Stromverträge, Versicherungen, Bankverbindung.

Lantjin Zijlstras Arbeitsplatz sind Laptop und Telefon daheim im Ostpark - und in allen Ämtern der Stadt. Neuankömmlinge holt sie auch schon mal am Flughafen ab, besorgt Mietwagen für die Anfangszeit. Für Singles hat sie dann gelegentlich auch schon eine Wohnung angemietet, kommt die Familie mit, organisiert sie im Vorfeld Maklertermine - denn die Familien wollen meist gemeinsam entscheiden. Häufig wird es dann am Ende Kaiserswerth - wegen der Nähe zur Internationalen Schule. Entscheiden sich die Klienten für eine öffentliche Schule, hilft das städtische Schulamt, einen Platz zu finden - nicht alle Düsseldorfer Schulen sind auf internationale Gasthörer eingerichtet. Die Reaktionen sind je nach Herkunftsland völlig unterschiedlich: Briten finden das Wohnen in Düsseldorf unglaublich günstig, während so mancher amerikanische Expat noch mal über sein Gehalt verhandelt, wenn er gehört hat, was ihn eine Wohnung in der NRW-Hauptstadt kostet.

Vor allem aber bringt Lantjin Zijlstra ihren Schützlingen die Stadt nah: erklärt, wie die Rheinbahn funktioniert und wo welche medizinische Versorgung angeboten wird, informiert über Kultur Freizeitangebot ("und da hat Düsseldorf wirklich viel zu bieten") und auch über manche deutsche Besonderheiten. Die Expats, das ist ihre Philosophie, sollen sich schließlich wohlfühlen. "Wenn sie zurückblicken, sollten sie Düsseldorf und die Zeit hier nicht nur in guter Erinnerung behalten, sondern als Bereicherung empfinden."

(RP)
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