19-Jährige in Lebensgefahr Heldenhafte Rettungsaktion im Rhein

Düsseldorf · Dramatische Momente am Samstagabend in Düsseldorf: Eine 19-jährige Krefelderin stürzt von der Oberkasseler Brücke ins Wasser. Ein 25-jähriger Schiffsmitarbeiter sieht sie dort treiben und kommt ihr mit einem Rettungsring zur Hilfe.

Düsseldorf: Dramatische Rettung am Rheinufer - Fotos
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Dramatische Rettung am Rheinufer

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Foto: Patrick Schüller

Ein Moment der Unachtsamkeit hätte eine 19-Jährige am Samstagabend leicht das Leben kosten können. Denn als der Krefelderin ein persönlicher Gegenstand von der Oberkasseler Brücke in den Rhein fällt und sie ihm hinterher blickt, beugt sie sich so weit über das Geländer, dass sie das Gleichgewicht verliert und kopfüber mehrere Meter tief in den Rhein stürzt.

Im Video erzählt Ramo, wie er die Rettungsaktion erlebt hat:

Doch sie hat Glück: Ein Mitarbeiter des nahe gelegenen Kreuzfahrtschiffes "MS Amadeus Silver 3", das an Land festegemacht ist, sieht die 19-Jährige gegen 18.50 Uhr im Wasser treiben und hört ihre Hilferufe.

Großeinsatz wegen Person im Rhein
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Großeinsatz wegen Person im Rhein

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Foto: Christoph Reichwein

Sofort ruft er seinen Kollegen zu, Rettungsboote ins Wasser zu lassen, schnappt sich ein Fahrrad und einen Rettungsring, und fährt damit der stromabwärts treibenden Frau hinterher. Als er auf ihrer Höhe ist, springt er ins eiskalte Wasser und kommt ihr zu Hilfe: Mit dem Rettungsring halten sich die beiden über Wasser, bis Mitarbeiter der benachbarten "MS Warsteiner" sie schließlich aus dem Wasser ziehen.

"Mit seinem schnellen Handeln hat der Mann der Frau sehr wahrscheinlich das Leben gerettet", sagt eine Sprecherin der Düsseldorfer Polizei. Einen Suizidversuch schließen die Ermittler aus, darauf deute nichts hin, heißt es. Stattdessen hat es sich wohl um eine Verkettung unglücklicher Umstände gehandelt. Die Oberkasseler Rheinbrücke verfügt über ein modernes, intaktes Brückengeländer.

Die junge Frau und ihr Retter werden am Samstagabend zwar wegen Unterkühlung sofort in ein Krankenhaus gebracht, haben aber keine weiteren Verletzungen. Inzwischen geht es ihnen wieder gut und sie konnten die Klinik verlassen. Der Held von Samstagabend steht bereits gestern Mittag wieder an der Rezeption seines Schiffes: von Erschöpfung keine Spur. Doch über seinen Rettungseinsatz will er nichts erzählen: Sein Arbeitgeber müsse ihm dafür erst die Erlaubnis geben. Gestern war das Unternehmen allerdings nicht zu erreichen.

Doch auch wenn die dramatische Rettungsaktion glücklich geendet hat, ist man bei der Düsseldorfer Polizei "zwiegespalten". "Das war einerseits eine Super-Aktion, andererseits hat der Mann sich damit selbst in Lebensgefahr gebracht", erklärt eine Sprecherin. Die Polizei warnt davor, in den Rhein zu springen: Durch die Strömung sei der Fluss unberechenbar, und bei den aktuellen Temperaturen um den Gefrierpunkt sei man im Wasser zudem schnell bewegungsunfähig.

In den vergangenen Jahren hat es immer wieder private Rettungsversuche im Wasser gegeben, und einige sind tragisch geendet. So starb 2013 in Köln ein Familienvater (46), nachdem er einen zehnjährigen Jungen aus dem Rhein gezogen hat. Der Mann, der mit seiner Frau und 14 Jahre alten Tochter am Ufer grillte und angelte, hatte die Hilferufe eines Jungen gehört, der unbemerkt von seinen Eltern ins Wasser gegangen und von der starken Strömung mitgerissen worden war. Es gelang ihm zwar, den Jungen unversehrt ans Ufer zu bringen, doch er selbst erlitt noch im Wasser einen Herz-Kreislauf-Stillstand und starb kurze Zeit später im Krankenhaus.

Der Rhein besitzt eine Fließgeschwindigkeit von bis zu zwölf Kilometern pro Stunde, je nach Wasserstand. In der Mitte, wo die Schiffe fahren, kann die Fließgeschwindigkeit höher sein. Mehr als 100.000 Schiffe machen den Rhein zur meist befahrenen Wasserstraße Europas. Wenn man als Schwimmer in den Sog eines Schiffs gerät, wird es tückisch: Die Kähne entwickeln eine Rückströmung, die einen Menschen am Schiff entlang unkontrolliert und schnell ans Heck in Richtung Schraube schleudert.

Oft springen Menschen aus Leichtsinn in den Rhein, unterschätzen das Risiko, dem sie sich dadurch aussetzen. So stürzte sich im Sommer 2012 gegen 3.30 Uhr eine junge Frau von der Oberkasseler Brücke in Düsseldorf ins Wasser. Als die Einsatzkräfte wenige Minuten später vor Ort waren, trieb die Frau bereits schnell flussabwärts. An den Rheinterrassen gelang es ihnen, sie ins Boot zu holen. Dann hörten sie sich fassungslos ihre Erklärung an: Sie wollte einfach nur ihren 21. Geburtstag feiern.

Unbelehrbare Rheinschwimmer zeigt die Düsseldorfer Wasserschutzpolizei wegen Verstößen gegen die "Verordnung über das Baden in den Bundeswasserstraßen" auch schon mal an: 75 Euro müssen in der Regel bezahlt werden. Doch immer wieder bezahlen Schwimmer eben auch mit ihrem Leben.

(semi)
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