Proteste in Düsseldorf Handel beklagt Einbußen durch Kurden-Demo

Düsseldorf · Die Kurden-Demonstration beeinträchtigte die City. Baby Kochs schloss sogar, weil Mitarbeiter und Kunden Angst hatten. Polizeipräsident Wesseler wirft den Kurden bewusste Provokationen vor. Die sehen die Schuld bei der Polizei.

Kurden-Demo in Düsseldorf - Polizei im Großeinsatz
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Kurden demonstrieren in Düsseldorf - Polizei schreitet ein

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Die Einzelhändler beklagen erhebliche Einbußen durch die Demonstration von rund 6000 Kurden am Samstag in der Innenstadt. "Es ist schon sehr enttäuschend für uns, dass gerade die Kö immer wieder unter solchen Demonstrationen leidet", sagt der IG-Kö-Vorsitzende Peter Wienen. Über Stunden gab es erhebliche Verkehrsbehinderungen, zudem führte der Protestzug mitten durch Einkaufsstraßen. Man müsse sich fragen, ob es sinnvoll sei, sämtliche Kundgebungen dieser Art zuzulassen, meint Wienen. Dem Normalbürger sei es kaum zu vermitteln, dass sein Einkaufserlebnis durch eine so bedrohliche Atmosphäre getrübt werde.

Baby Kochs an der Breite Straße 3 musste sogar zeitweise schließen. "Meine Mitarbeiter hatten ebenso Angst wie Kundinnen, die teilweise mit ihren Babys im Geschäft waren", sagt Chef Dominik de Lange. Er sei fassungslos, dass eine solche Demonstration an einem Samstag nicht untersagt und auch noch an so einer beengten Stelle gestoppt würde. "Das alles ist in meinen Augen ein Unding. Und die Umsatzeinbußen an so einem Samstag im November sind natürlich enorm."

Die Polizei hatte die Demonstration an der Ecke Breite-/Grabenstraße gestoppt, als die Teilnehmer plötzlich trotz Verbots etliche Fahnen mit dem Konterfei des inhaftierten PKK-Führers Abdullah Öcalan schwenkten. Die Stimmung wurde aggressiv, es kam zu Rangeleien mit der Polizei. Die setzte Pfefferspray ein, brachte einen Wasserwerfer in Position und wurde mit Plastikflaschen und Fahnenstangen beworfen.

Drei Polizisten wurden schwer, neun leicht verletzt, zwei Teilnehmer erlitten leichte Verletzungen. Polizeipräsident Norbert Wesseler sprach von einem schwierigen Einsatz. "Ich war erschrocken über das aggressive Verhalten der Versammlungsteilnehmer", sagt er. Diese hätten "mit dem Schwenken der Fahnen bewusst provoziert", sagt er.

Die Veranstalter sehen die Schuld hingegen bei der Polizei. "Sie hat bewusst auf Konfrontation gesetzt", sagt Ayten Kaplan, Linke-Politikerin und Co-Vorsitzende des PKK-nahen Verbands NAV-DEM. Sie war eine der Versammlungsleiterinnen. Kaplan sagt, man könne nicht akzeptieren, dass nicht einmal Bildnisse von Öcalan gezeigt werden dürfen. "Das Verbot war eine politische Entscheidung, weil die Bundesregierung die Türkei nicht als Partner verlieren möchte."

Ein positives Ende nahm der Samstag immerhin für einen 100-Jährigen, der an der Immermannstraße wohnt. Angehörige hatten sich verzweifelt beim Bürgertelefon gemeldet und gefragt, wie der Senior zu einem Dankgottesdienst kommen soll, den man für ihn in der Neanderkirche in der Altstadt organisiert hatte. Die Polizei chauffierte den 100-Jährigen daraufhin persönlich zu seinem Geburtstagstermin.

(RP)
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