Düsseldorf Gutachter-Streit um kaputtes Museumsdach

Düsseldorf · Seit Jahren sind Teile des Kunstpalasts gesperrt. Nun deutet sich eine Lösung an. Aber dafür muss die Stadt eine heikle Entscheidung treffen.

 Das Dach des Museums Kunstpalast ist marode.

Das Dach des Museums Kunstpalast ist marode.

Foto: Andreas Endermann

Mehr als drei Jahre nach der teilweisen Sperrung des Museums Kunstpalast deutet sich endlich eine Sanierung des mangelhaften Dachs an. Baudezernent Gregor Bonin will in zwei Wochen einen entsprechenden Vorschlag vorlegen. Oberbürgermeister Thomas Geisel hat gestern Morgen in der Verwaltungskonferenz nach Informationen unserer Redaktion darauf gedrängt, dass das Problem gelöst wird. Zuvor muss die Stadt aber rechtliche und bauliche Fragen klären - und eine risikoreiche Entscheidung treffen.

Das endlose Warten auf ein neues Dach ist ein Drama für das größte städtische Museum für Bildende Kunst. Erst im Mai 2011 war der zum Rhein liegende Flügel des Museums nach zweijähriger Sanierung wiedereröffnet worden. Unter dem Motto "Kunst befreit" wurden dort Höhepunkte aus der bedeutenden städtischen Kunstsammlung ausgestellt - das sollte Düsseldorfs Rang als Kulturmetropole herausheben.

Die Freude über das neu gestaltete Museum hielt aber nur kurz: Im folgenden Winter mussten Mitarbeiter wertvolle Werke von Gerhard Richter, Thomas Schütte und anderen Künstlern in Sicherheit bringen und stattdessen Eimer aufstellen: Bei kalter Witterung bildet sich unter dem neuen Sheddach Kondenswasser. Fünf Säle mit rund 2000 Quadratmeter Fläche sind seitdem gesperrt, die Sammlung nur noch in kleinen Teilen zugänglich. "Das ist für uns schwer zu ertragen", sagt der kaufmännische Direktor des Museums, Harry Schmitz. "Es wäre sehr wichtig, dass die Situation zügig beseitigt wird."

Eine Reparatur des Dachs war bislang daran gescheitert, dass sich das Gerichtsverfahren zur Ursache des Schadens hinzieht. So lange das läuft, darf die Stadt das Gebäude nicht verändern, ohne dass mögliche Ansprüche gegen die damals zuständigen Firmen erlöschen.

Inzwischen liegt endlich das erste und wichtigste Gutachten vor - hat aber für neue Probleme gesorgt. Denn die Experten sind sich uneins. Der vom Gericht bestellte Sachverständige meint, dass sich das Nässe-Problem mit relativ geringen Kosten von rund 800.000 Euro lösen lässt. Fachleute des städtischen Baudezernats bezweifeln das. Sie fürchten, dass eine große Lösung mit einem Neubau des Dachs für vier bis sechs Millionen Euro nötig ist.

Impressionen von der Nacht der Museen 2015
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Impressionen von der Nacht der Museen 2015

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Foto: Holger Lodahl

Damit steht die Stadt vor einem heiklen Entschluss: Probiert sie die kostengünstigere Lösung, könnte es schlimmstenfalls weiter tropfen. Wählt sie die teure, dürfte sie kaum Chancen haben, die Kosten einzutreiben. Bonin, der nicht für eine Stellungnahme zu erreichen war, soll inzwischen trotz der Bedenken die günstigere Variante präferieren.

Der endlose Streit ums Dach beschäftigt die Kommunalpolitik seit Jahren. Vor der Wahl hatten SPD und Grüne der damaligen schwarz-gelben Ratsmehrheit vorgeworfen, sich nicht um das Problem zu kümmern. Inzwischen hat die CDU-Opposition diese Rolle übernommen.

(arl)
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