Razzien in Düsseldorf und Schwelm GSG9-Einsatz: Verdächtige gehören islamistischer Szene an

Düsseldorf · In Düsseldorf und Schwelm hat es am frühen Morgen Großeinsätze gegeben, an denen auch die Elitetruppe GSG9 beteiligt war. Die Einsatzkräfte waren auf der Suche nach Verdächtigen, die versucht haben sollen, sich gefälschte französische Pässe zu besorgen.

GSG9 stürmt Wohnungen in Düsseldorf
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Foto: Arne Lieb

Heute um 6 Uhr in Düsseldorf-Flingern: Einsatzkräfte mit Sturmhauben und Maschinenpistolen bewachen den Eingang eines Mehrfamilienhauses an der Lichtstraße. In dem Gebäude befindet sich das Schnellrestaurant "Pastasatt", weitere Polizisten sind offenbar noch im Haus. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehen zwei nicht als Polizeiwagen gekennzeichnete VW-Busse mit Essener Kennzeichen, in denen voll gerüstete Einsatzkräfte sitzen. Einen zweiten Einsatz gab es am Donnerstagmorgen in einer Wohnung in Reisholz.

Martin Steltner, Sprecher der Staatsanwaltschaft Berlin, sagte unserer Redaktion, dass es drei Einsätze gegeben habe: Zwei in Düsseldorf sowie einer in Schwelm. 80 Beamte waren im Einsatz, es gebe vier Verdächtige. Sie gehörten der islamistischen Szene an. Festnahmen hat es nicht gegeben.

Es bestand die Möglichkeit, dass die Verdächtigen bewaffnet sein könnten, sagte Steltner. Offenbar wurde deshalb das GSG9 hinzugezogen. Die Spezialisten, deren genaue Identität geheim gehalten wird, werden immer dann eingesetzt, wenn es um die Bekämpfung von Terrorismus und schwerste Gewaltkriminalität geht, also etwa bei Geiselnahmen oder Bombendrohungen.

Spektakuläre Einsätze der GSG 9
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Foto: dpa, Henning Kaiser

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte, dass die Verdächtigen versucht haben sollen, sich in Berlin gefälschte französische Pässe zu besorgen. Die falschen Dokumente sind in Berlin beschlagnahmt worden. Ausgestellt waren sie auf Personen, die in Düsseldorf und Schwelm leben. Jetzt wird wegen Urkundenfälschung ermittelt.

Es gebe aber keine Erkenntnisse über einen möglichen Zusammenhang zu den Terror-Anschlägen in Paris am 13. November, sagte Steltner der Deutschen Presse-Agentur dpa. Auch seien keine Hinweise bekannt über einen möglichen terroristischen Hintergrund. Laut Steltner wurden bei den Durchsuchungen Computer und Unterlagen sichergestellt.

Neugier im Stadtteil

Ein Busfahrer wunderte sich über die Menschenmenge vor dem Haus in der Lichtstraße. "Darf ich mal aus Neugier fragen, was hier los ist?", rief er im Ampelrückstau quer über die Straße. "Razzia", war die lapidare Antwort eines Kameramanns.

Friseurin Christine Breitbarth stand vor ihrem Geschäft und beobachtete die Szenerie. Sie hatte zumindest "den Eindruck, dass der Einsatz länger geplant war". Zuletzt habe sie häufiger Polizei in der Gegend gesehen. Vom großen Aufgebot der Polizei am frühen Morgen hatte sie jedoch nichts mitbekommen.

Düsseldorfer Staatsanwaltschaft war nicht informiert

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf war nach eigener Angabe nicht vorab über die Aktion informiert. Die Razzia in Flingern war gegen 8.30 Uhr offenbar weitgehend abgeschlossen, auch wenn die Durchsuchungen bis zum späten Vormittag andauerten. Polizisten besorgten sich in der Bäckerei und an einem Kiosk belegte Brötchen und Cola — und sorgten mit ihrer Kampfmontur für Erstaunen unter den Menschen, die an der Haltestelle auf die Straßenbahn warteten. Auch der Einsatz in Reisholz ist beendet.

(top/jco/dafi/dpa/antenne düsseldorf)
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