Düsseldorf Grünen-Bürgermeister steigt aus der Politik aus

Düsseldorf · 25 Jahre engagierte sich Günter Karen-Jungen für Düsseldorf. Aus gesundheitlichen Gründen legt der 72-Jährige sein Mandat nieder.

 Letztes Großprojekt: Günter Karen-Jungen war Vorsitzender der Kommission für die Tour de France in Düsseldorf.

Letztes Großprojekt: Günter Karen-Jungen war Vorsitzender der Kommission für die Tour de France in Düsseldorf.

Foto: Andreas Endermann

Zum Jahreswechsel beendet Günter Karen-Jungen seine Tournee durch den Ratssaal. Das ist wörtlich zu verstehen. Als Geschäftsführer der Grünen-Ratsfraktion saß er in den 90er Jahren ganz hinten und schaute der Arbeit von Ratsleuten und Verwaltungsspitze zu. Dann wechselte er auf die Verwaltungsbank, war Referent der Grün- und Feuerwehrdezernentin Charlotte Nieß-Mache. Als Fraktionschef war ab 2004 der Platz in der ersten Reihe gleich vor dem Rednerpult für ihn reserviert. "Bürgermeister zu sein, war für mich schließlich die Krönung der politischen Laufbahn", sagt Günter Karen-Jungen. Mit all dem ist jetzt Schluss: Aus gesundheitlichen Gründen legt der Grüne Ratsmandat und Bürgermeisteramt zum Jahreswechsel nieder.

Die Krise machte sich zum Ende der Tour de France in Paris bemerkbar. Karen-Jungen gehörte auf der Champs-Élysées zur städtischen Delegation, nach dem Zieleinlauf ging es in ein Restaurant. Da spürte er Schmerzen in der Brust. Sie gingen, kamen aber wieder. Nach einigen Untersuchungen wurde Karen-Jungen im Oktober in der Uni-Klinik operiert, erhielt mehrere Bypässe. Die Gespräche mit den Ärzten und der Familie führten nach der Reha nun zur Entscheidung, kürzer zu treten. "Der Schritt ist mir schwer gefallen, aber ich bin auch erleichtert", sagt der Politiker. Er werde 73 Jahre alt, und sein Facebook-Fotoprotokoll der vielen Termine sei Zeugnis von rund 30 Stunden pro Woche für die Politik. "Ist ja nicht gerade wenig für einen, der eigentlich Rentner ist."

Karen-Jungen ist kein gewöhnlicher Politikertyp. Gelernter Dreher, Sozialarbeiter in der städtischen Jufendpflege, erst Kommunist und dann Grüner der ersten Stunde. Wie sich rasch zeigen sollte, ein Stratege, der die rot-grüne Ratskoalition der neunziger Jahre mit zum Erfolg machte. Es waren harte Sparjahre, Düsseldorf steckte im Minus und hatte einen Schuldenberg. "Wenn ich heute sehe, dass bei Oper und Schauspielhaus teurere Karten der Sparbeitrag sein sollen, kann ich nur lachen", sagt der Grüne. Man habe damals viel härter Ausstattungen reduziert, aber Strukturen erhalten. Die Politik tue heute viel zu wenig, findet er. Er hoffe, dass der Stadtrat zu sich findet, Ideologien hinter sich lasse und Antworten für die Zukunft der Stadt finde. In dieser Hinsicht kritisiert er die CDU. "Sich immer nur den Oberbürgermeister vorzunehmen, reicht nicht aus. Das ist keine gute Opposition."

Auf Facebook hat FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus, der zweite Politstratege im Plenarsaal, Karen-Jungens Bekanntgabe kommentiert. "Ganz liebe Grüße, gute Besserung und Du fehlst im Rathaus." Warum? Karen-Jungen war und ist Moderator und Reparaturmeister, konnte und kann ausgleichen sowie unterschiedliche Gruppen zu Lösungen zusammenführen. Das half beim Zusammenhalten von Koalitionen und bei der Schaffung neuer Strukturen. Er baute die Feuerwehr aus (und erhielt dort die goldene Ehrennadel), war einer der Architekten von Düsseldorf Congress Sport & Events und mischte im Sport kräftig mit, nebenbei auch als Fortuna-Aufsichtsrat. Aufsichtsrat der Messe und bei DCSE bleibt er, ebenso Sportbeirat. Ansonsten aber gilt: "Ich habe immer gern Verantwortung übernommen. Jetzt muss ich das für mich tun."

(ujr)
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