Düsseldorf Großer Ärger über Öffnung der Trödelmärkte nicht vor 11 Uhr

Düsseldorf · Das hat es bei einer Mobilen Redaktion der Rheinischen Post noch nie gegeben. "Haben Sie hier Unterschriftenlisten? Dann würde ich sofort unterschreiben", sagten gleich mehrere Teilnehmer der Diskussion am Stand unserer Zeitung auf dem Radschlägermarkt. Dass die Stadt Sonntags-Trödelmärkte erst um 11 Uhr beginnen lassen und das auch verschärft kontrollieren will, stieß auf einhellige Ablehnung.

 Christian Herrendorf und Laura Ihme im Gespräch mit Gregory Mulgherin, Rosemarie und Werner Andersen (von links)

Christian Herrendorf und Laura Ihme im Gespräch mit Gregory Mulgherin, Rosemarie und Werner Andersen (von links)

Foto: Andreas Endermann

Günter Reckens hat die Folgen der neuen Vorgehensweise schon gespürt. "Viele Händler sind vorsichtiger und haben weniger Freude am Trödeln. Von den Kunden, die normalerweise morgens kommen, haben wir heute erst einen einzigen gesehen." Sein Unmut gipfelt in einer einfachen Frage: "Will die Stadt den Markt kaputtmachen?"

Hermann-Josef Höngesberg nannte einen Unterschied, der für ihn ausschlaggebend ist: "Trödelmärkte, auf denen vor allem Neuwaren verkauft werden, sind kommerziell. Für die kann die 11-Uhr-Regelung gelten. Aber hier auf dem Großmarkt oder an der Messe gibt es ursprüngliche Trödelmärkte, da gehören unbegrenzte Öffnungszeiten zum Teil des Charmes."

Gregory Mulherin verdeutlichte die praktischen Probleme der städtischen Pläne. "Wie lang soll die Autoschlange denn sein, wenn man hier erst um 11 Uhr aufs Gelände darf? Viele Besucher sind jetzt schon verunsichert, ob und wann sie hierher dürfen." Ähnliches hat auch Dieter Etz beobachtet: "Hier sind Händler aus anderen Bundesländern und den Nachbarstaaten. Die würden nicht mehr kommen, wenn sie erst ab 11 Uhr verkaufen dürfen."

Elke Pflips begründete ihren Ärger auch mit einem sozialen Aspekt: "Als Anwohnerin weiß ich, was der Markt bedeutet, gerade für Menschen, die nicht so viel Geld haben. Dieses Angebot darf nicht eingeschränkt werden." Wirtschaftlich bedeuten die strengeren Öffnungszeiten einen Verlust für die Trödler, wie Hans Braß vorrechnet: "Ich darf jetzt erst ab 11 Uhr verkaufen und meine Verkaufszeit hat sich halbiert, dafür ist die Standmiete aber dieselbe geblieben", sagt er. Die Stadt mache die Kultur der kleinen Leute kaputt.

Viele kritisieren zudem die scheinbare Willkür der Stadt: "Seit mehr als 30 Jahren besuche ich diesen Markt und es wurde immer geduldet, dass schon vor 11 Uhr gehandelt wurde. Warum muss sich das auf einmal ändern?", fragte Maria Dumitru. Maria Seithämmer ging sogar noch einen Schritt weiter, sie fühlt sich bevormundet: "Das ist doch mein Privatvergnügen, wenn ich am Sonntag gerne schon morgens früh auf den Trödel gehe." Rosemarie Andersen und ihr Mann kommen immer aus Mönchengladbach zum Markt. "Dafür stehen wir auch gerne früh auf, das ist kein Problem für uns. Das frühe Handeln sollte geduldet werden."

(hdf/lai)
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