Tour de France in Düsseldorf Dopingkontrolleure haben alle Radprofis in Hotels besucht

Die Anti-Doping-Agentur CADF ist mit mehreren Teams in Düsseldorf unterwegs. Die Agenturchefin sieht Fortschritte im Kampf gegen Doping – glaubt aber nicht, dass es bald keine Betrüger mehr gibt.

Die Anti-Doping-Agentur CADF ist mit mehreren Teams in Düsseldorf unterwegs. Die Agenturchefin sieht Fortschritte im Kampf gegen Doping — glaubt aber nicht, dass es bald keine Betrüger mehr gibt.

Mit den Radprofis sind auch die Dopingkontrolleure nach Düsseldorf gekommen: Teams der Cycling Anti-Doping Foundation (CADF) haben in den vergangenen Tagen in Düsseldorf ihre Arbeit aufgenommen. Sie haben am Mittwoch und Donnerstag alle 198 Fahrer, die bei der Tour antreten, in den Düsseldorfer Hotels aufgesucht und Blutproben genommen. Die Agentur behält sich vor, zu jeder Zeit unangekündigt Proben zu nehmen. Bislang hat sich dabei offenbar keine Auffälligkeit gezeigt. Nach der ersten Etappe wird weiter getestet.

Nach den großen Dopingskandalen vor rund zehn Jahren hat der Radsport ein komplett neues System für Kontrollen eingeführt. Sie unterliegen nicht dem Tourveranstalter, sondern dem Radfahrverband UCI, der wiederum die unabhängige Agentur CADF gegründet hat. Drei Teams aus "Doping officers" und Ärzten sind in Düsseldorf im Einsatz, um die Proben zu nehmen. Alle Athleten müssen ihren Aufenthalt jederzeit melden, die Kontrolleure wissen sogar die Zimmernummern in den Düsseldorfer Unterkünften der Teams. Die Radprofis sollen jederzeit eine unangekündigte Kontrolle fürchten müssen.

Zu den Vorgaben gehört auch, dass die Profis die Proben unter Beobachtung eines Zeugen abgeben müssen, einem sogenannten Chaperon (franz. "Anstandsdame"). Die Düsseldorfer Proben wurden per Kurier an ein Speziallabor im schweizerischen Lausanne geschickt. Dort wurden sie per Blitz-Test über Nacht analysiert, damit die Ergebnisse vor dem Tour-Start vorliegen. Die Untersuchung läuft nach international festgelegten Standards auf rund 300 Substanzen. Am Dienstag war ein Athlet wegen Dopingverdachts nach einer Kontrolle gesperrt worden: Der Portugiese André Cardoso soll das Mittel EPO benutzt haben.

Das sind die Teams bei der Präsentation in Düsseldorf
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Foto: afp

Die Chefin der Dopingagentur CADS, die Biochemikerin Francesca Rossi, sieht große Fortschritte im Kampf gegen das Doping. Ihre Organisation könne unabhängig arbeiten, das verhindere eine mögliche Einflussnahme von Radsportfunktionären, die um das Image der Tour fürchten. Dass nicht mehr gedopt wird, glaubt sie aber nicht. "Wir sind nicht naiv", sagte sie unserer Redaktion. Die Kontrollen würden aber helfen, die Zahl der Betrüger stark zu verkleinern. "Wir müssen die finden, die immer noch dopen, um die anderen Fahrer zu schützen", sagte Rossi.

Tour de France 2017: Fans fiebern 1. Etappe in Düsseldorf entgegen
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Fans fiebern 1. Etappe in Düsseldorf entgegen

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Foto: Lisa Schrader

Wenn die erste Etappe durch Düsseldorf am Samstag absolviert ist, gehen die Kontrollen weiter. Die Fahnder nehmen nach jeder Etappe Proben von jeweils acht Athleten. Sie warten dabei zwei Stunden nach Abschluss des Rennens, da die Blutwerte dann ein aussagekräftigeres Bild ergeben. Stets kontrolliert werden der Etappensieger und der Träger des gelben Trikots.

Die Kontrolleure versuchen zudem, gezielt Athleten auszuwählen. Sie achten dabei auf plötzliche Leistungssteigerungen und nehmen insbesondere die Experten für die jeweiligen Etappen ins Visier, also etwa Sprinter oder Bergspezialisten. Außerdem verfügen sie über einen "Blutpass" zu jedem Athleten und kontrollieren über längere Zeiträume, ob sich Werte signifikant verändert haben. Die CADF wird mit der Tour bis zum Abschluss in Paris weiterreisen.

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