Düsseldorf Goldene Ruhestätte für Gründer Kaiserswerths

Düsseldorf · In einem Schrein sind die Gebeine des Heiligen Suitbertus aufbewahrt. Das wertvolle Kunstwerk erzählt viele Geschichten.

Düsseldorf: Goldene Ruhestätte für Gründer Kaiserswerths
Foto: Hans-Jürgen Bauer/Weber

Der Suitbertus-Schrein gehört zu den Kulturschätzen, die eine größere Beachtung verdient hätten. "Der Schrein ist wenig bekannt, obwohl er sehr gut erhalten ist und ein bedeutendes und kostbares Zeugnis der Heiligenverehrung darstellt", sagt Kunsthistorikerin Hildegard Schäfer. An der um 1200 begonnenen prächtigen Lade, die in der Suitbertus-Basilika in Kaiserswerth aufbewahrt wird, wurde über 60 Jahre lang gearbeitet. In ihr sind, in einer schlichten Eichenholzlade, seit 1264 die Gebeine des Heiligen Suitbertus aufbewahrt. Diese hatten bis dahin in einer Gruft geruht und wurden am Tag von Peter und Paul (29. Juni) in den Schrein umgebettet. Dieses Ereignis wird bis heute als Tag der "Erhebung der Gebeine in den Suitbertusschrein" gefeiert.

In dem Schrein werden aber nicht nur die Gebeine des Heiligen Suitbertus, sondern auch die seines Begleiters, des Heiligen Willeycus, aufbewahrt. Dass das mit Edelmetallen verkleidete und reich mit Figuren und Architekturelementen geschmückte "Goldene Haus" aber eindeutig der Verehrung von Suitbertus dient, wird durch die Darstellung des Heiligen an der Vorderfront des Schreins deutlich. Dort sitzt er auf einem Stuhl, begleitet vom fränkischen Hausmeier Pippin und seiner Gemahlin Plektrudis, die Kaiserswerth an Suitbertus verschenkten. Über ihnen erscheinen in einem Kleeblattbogen drei jugendliche Gestalten. "Vermutlich sollen das Engel sein, auch wenn ihnen die Flügel fehlen. Gedeutet werden kann ihre Darstellung damit, dass somit die Klostergründung den himmlischen Segen erhält", sagt Schäfer.

Der um 647 geborene angelsächsische Mönch Suitbertus hat mit Mitbrüdern die Region zwischen dem Münster- und dem nördlichen Rheinland zum Christentum bekehrt und viel Vorarbeit für weitere Missionare geleistet. In Kaiserswerth hat er gewirkt und wurde dort auch begraben. Er hat dort ein Kloster errichtet und damit die damalige Rheininsel zur Missionsstation ausgebaut, in deren Umfeld sich rasch Handwerker, Bauern und Kaufleute ansiedelten. Während seiner Wirkungszeit wurde Suitbertus zum Bischof ernannt und rasch nach seinem Tod am 1. März 713 als heilig verehrt.

Da nur wenige Einzelheiten über den Heiligen bekannt waren, finden sich keine Szenen aus seinem Leben oder seines Wirkens auf dem Schrein wieder, wie es bei anderen Heiligenschreinen aus dieser Zeit der Fall ist. Statt also auf die Verdienste und Vorbildlichkeit des Heiligen hinzuweisen, zeigen insgesamt acht flache Reliefs auf dem "Dach" des in Hausform gestalteten Sarges Szenen aus dem Leben Jesu.

Die zweite Giebelfront des Schreins ist Maria gewidmet und formal so aufgebaut wie die Suitbertusseite. Maria sitzt dort auf einem Thron mit dem Christuskind auf dem Schoss und hält einen Apfel in der Hand. Damit wird sie als neue Eva symbolisiert, die die Erlösung vom Sündenfall einleitet. Flankiert wird Maria von zwei stehenden weiblichen Figuren, bei denen es sich vermutlich um die Frauen handelt, die am Ostermorgen zum Grab Jesu gingen. Hier erscheint noch einmal Christus in einem Kleeblattbogen über den Wolken, diesmal mit dem Reichsapfel als Weltherrscher in der Hand. Er wird von zwei Engels-Figuren flankiert.

Die Längsseiten des Schreins schmücken die zwölf Apostel. Diese sitzen in reich verzierten Säulenarkaden unter Kleeblattbögen. In deren Mitte ragt jeweils ein Engel aus einer Wolke und einem Stück Stadtmauer hervor. Damit wird das Grundmotiv des Schreins als Himmelsstadt aufgegriffen.

Der gesamte rund 160 Zentimeter lange und 76 Zentimeter hohe Schrein ist mit vergoldetem Kupfer und Silber verkleidet. Zudem schmücken noch Emailleplatten, Edelsteine und reichhaltige Verzierungen den Sarg, Spruchbänder bezeichnen die dargestellten Personen. Der First ist über seine ganze Länge mit einer filigranen Weinranke versehen. Die Simse sind mit Ornamentbändern verziert, fünf große Bergkristallkugeln krönen das Dach. "Das war damals ein hochgeschätztes Material, da es wegen seiner Reinheit und Klarheit sowie der Transparenz, mit dem es das Licht auffängt, als Symbol für Christus gedeutet wurde", sagt Schäfer.

Früher wurde der Schrein, der zu den Hauptwerken der Goldschmiedekunst des 12. und 13. Jahrhunderts in Europa zählt, in einem Schaugitter in einer Nische im Hochchor der Basilika aufbewahrt. Heute steht er hinter dem Hochaltar in einer Vitrine aus Sicherheitsglas. Wurde das wertvolle Kunstwerk noch vor einigen Jahren bei Prozessionen durch die Straßen von Kaiserswerth getragen, ist das heute nicht mehr möglich. Der Schrein ist zerfallsgefährdet und darf nicht mehr bewegt werden. Aus diesem Grund wurde 2001 eigens ein Prozessionsschrein geschaffen, in den die Holzlade mit den Gebeinen des Heiligen zu besonderen Anlässen umgebettet wird.

(brab)
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