Düsseldorf Glücksfinder trifft auf Märchenerzählerin

Düsseldorf · Die Düsseldorferin Birgit Fritz erzählt dem Schweizer Andreas Gregori von ihrer Berufung.

 Zu einem besonderen Gespräch besuchte Birgit Fritz Andreas Gregori in seinem "Glücksfinder"-Wohnmobil.

Zu einem besonderen Gespräch besuchte Birgit Fritz Andreas Gregori in seinem "Glücksfinder"-Wohnmobil.

Foto: Günter von Ameln

Oft nehmen Lebensläufe einen Zickzackkurs. Und nicht selten ist dies genau das Richtige, um zu seiner wahren Berufung oder zu seinem Glück zu gelangen. Diese Erfahrung hat Birgit Fritz (50) gemacht. Die Düsseldorferin erzählt Geschichten - das ist ihr Job, den sie als den schönsten Beruf der Welt bezeichnet. Im "Glückfinder"-Wohnmobil von Andreas Gregori, der Menschen interviewt, die ihr Glück gefunden haben, berichtet sie von ihrem Weg dorthin, der alles andere als gerade verlief.

Seit sie denken kann, hat Fritz schon gern Geschichten erzählt, in ihrem Kopf Fantasiewelten erschaffen. Vier oder fünf Jahre alt war sie, als sie entschied, sie würde einmal Märchenerzählerin werden. "Ich habe mich mit grauen Haaren in einem Lehnstuhl gesehen - mit vielen Kindern um mich herum, die mir zuhören", sagt die gebürtige Ratingerin. Doch in einem Alter, in dem die Berufswahl näherrückte, hörte sie auf ihren Vater, der ihr riet, etwas "Anständiges" zu lernen. Birgit Fritz ließ sich also zur hauswirtschaftlich-technischen Assistentin ausbilden - und stellte fest, dass sie eine Hautschwäche hat: Chemikalien aus Reinigungsmitteln gelangen über ihre Haut sofort in den Organismus. Sie orientierte sich neu, verkaufte Kinderkleidung und -spielzeug, zuletzt als stellvertretende Abteilungsleiterin - bis ihre Stelle wegrationalisiert wurde.

Und wieder ein Neuanfang, diesmal als Erzieherin. Fritz machte noch eine Ausbildung und fühlte sich wohl, vor allem, wenn sie den Mädchen und Jungen vor dem Mittagsschlaf Geschichten erzählte. Doch zwei Betriebsunfälle - einer davon ein Treppensturz, bei dem ihre Wirbelsäule verletzt wurde - zwangen sie ein weiteres Mal zum Umdenken. Schon in ihrer Zeit als Erzieherin hatte die heute 50-Jährige eine Fortbildung zur Märchenerzählerin gemacht und setzte alles auf eine Karte: Aus der Festanstellung heraus machte sie sich selbstständig. Das war Anfang 2007.

Bedenken, dass das Ganze nicht funktionieren und sie als Erzählerin scheitern könnte, hatte sie nie. "Das war der nächste Schritt, den ich gehen wollte - gehen musste", sagt sie. Ihr Vater habe kurz gezweifelt. "Aber als er gehört hat, wie ich erzähle, sagte er: ,Wenn es eine schafft - dann du'", berichtet Fritz. Eine schöne Anerkennung für die energische Frau mit den leuchtenden Augen. Ende 2007 starb ihr Vater.

Birgit Fritz tut nun im zehnten Jahr das, was sie am liebsten tut: Geschichten erzählen. Eigene Geschichten und die anderer Autoren. Lustige und traurige Geschichten. Mythen, Volkslieder, Gedichte, Märchen, Erzählungen. Etwa 180 hat sie im Repertoire, die sie Kindern und Erwachsenen erzählt. Babys ab sechs Monaten, die vor allem auf ihre Mimik und Stimme achten. Senioren, die die Fantasiereise besonders genießen. Fritz sieht sich als Reiseleiterin für gedankliche Abenteuer, als Türöffnerin für Gefühlswelten - egal, welches Alter die Zuhörer haben. Sie ist glücklich, weil sie liebt, was sie tut.

Und genau solche Menschen interviewt Andreas Gregori (39): Menschen, die ihr Glück gefunden haben. Oft über Umwege, so wie er selbst. Denn auch Gregori, der heute in der Schweiz lebt, hat in seinem früheren Leben etwas "Anständiges" gemacht. Er hatte sich nach seinem BWL-Studium bis in die Geschäftsführung eines mittelgroßen Industrieunternehmens hochgearbeitet - und den Spaß für die Zeit als Pensionär aufgespart. Heute erzählt auch er Geschichten. Geschichten, die Mut machen und zeigen sollen, dass jeder von uns sein Glück oder seine Berufung leben könne. Man muss nur wollen.

(RP)
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