Gesundheitsstadt Düsseldorf soll Nichtraucher-Stadt werden

Düsseldorf · Knapp 80 Prozent der Bürger geben an, nicht mehr zu rauchen. Weitere Verbote werden bereits diskutiert.

 Der Nichtraucherschutz wurde immer wieder verschärft. Manche Gastronomen nahmen das mit Humor, hier ein Zigarettenautomat in der Hausbrauerei Uerige.

Der Nichtraucherschutz wurde immer wieder verschärft. Manche Gastronomen nahmen das mit Humor, hier ein Zigarettenautomat in der Hausbrauerei Uerige.

Foto: Andreas Endermann

Düsseldorf sagt dem blauen Dunst den Kampf an. "79 Prozent der Bürger rauchen nicht und von den verbleibenden 21 Prozent wollen rund zwei Drittel aufhören. Das ist ein Handlungsfeld mit ganz erheblichem Potenzial", sagt Andreas Meyer-Falcke. Die Zahlen von Düsseldorfs Gesundheitsdezernenten finden sich in einer aktuellen repräsentativen Bürgerbefragung zu den Themen "Gesundheit" und "Sport". 16.000 Düsseldorfer wurden nach einschlägigen sozialwissenschaftlichen Kriterien ausgesucht und angeschrieben, etwas mehr als 4800 haben geantwortet.

Düsseldorf ist neben Dresden die einzige "Healthy City"

Für Meyer-Falcke eine Steilvorlage, die er nutzen will. In der Gesundheitskonferenz am 14. Dezember, in der Politiker, Experten der Verwaltung sowie Vertreter der Krankenkassen und der Ärztekammer teilnehmen, steht die Erstellung einer "Road Map Nichtrauchen" auf der Tagesordnung. Kein Zufall, denn Düsseldorf ist seit April neben Dresden die einzige "Healthy City" (Gesundheitsstadt) der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Und muss bei Zertifizierungen und Qualitätskontrollen nachweisen, dass sie Fortschritte beim Gesundheitsmanagement macht. Denkbar für eine solche "Road Map" ist vieles, vom Verbot von Tabakwerbung auf kommunalen Werbeflächen (was derzeit noch an Bundesgesetzen scheitert) bis hin zu absoluten Rauchverboten in sämtlichen Parks und Freibädern. Freilich sind das heiße Eisen, die für Kontroversen sorgen dürften.

"Entscheidend ist, dass junge Menschen gar nicht erst anfangen", sagt Meyer-Falcke und denkt an den Ausbau von Kampagnen wie "Be smart, don't start" von AOK und Schulen. "Bei einem Kettenraucher anzusetzen, der seit 40 Jahren zwei Packungen am Tag qualmt, bringt wenig bis nichts", sagt auch Klaus Göbels, Leiter des Gesundheitsamtes.

Wichtig sei allerdings, Kampagnen für den Ausstieg intelligent auf den Weg zu bringen, die Verbots-Keule allein helfe nicht weiter. Wie wichtig Prävention ist, belegen die Ergebnisse der aktuellen Bürgerumfrage. Danach haben knapp die Hälfte aller Raucher in Düsseldorf erstmals im Alter zwischen 16 und 19 Jahren zur Zigarette gegriffen. Ein Viertel war sogar jünger als 16 Jahre.

Dass es inzwischen akzeptiert ist, in geschlossenen Räumen außerhalb der eigenen vier Wände überhaupt nicht mehr zu rauchen, wissen Düsseldorfs Gastronomen. "Es ist unter den Gästen kein Thema mehr. Allen ist klar, dass wir das Rad nicht mehr zurückdrehen können", sagt Isa Fiedler, Sprecherin der Altstadt-Wirte.

Dass ihre Kunden die strengen Verbote gut finden, glaubt sie allerdings nicht. Viele würden "Bravo schreien", wenn die frühere NRW-Regelung mit legalen Raucherkneipen sowie Ausnahmen für Karneval und geschlossene Gesellschaften wieder in Kraft träte.

In der jetzt vorgelegten Umfrage beantworten allerdings 81 Prozent der Düsseldorfer die Frage, ob sie es schwierig finden, an Orten, wo dies verboten sei, das Rauchen zu unterlassen, schlicht mit "Nein". Das mag allerdings auch an dem liegen, was Wissenschaftler "Soziale Erwünschtheit" nennen. Man antwortet das, von dem man glaubt, es komme beim Fragesteller gut an.

(jj)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort