Düsseldorfer Kitas Gesünder leben in Wersten

Düsseldorf · Im städtischen Bewegungskindergarten Reusrather Straße hat Zucker keine Chance. Die kleinen Besucher des Familienzentrums bereiten ihr Frühstück jeden Morgen frisch zu. Zu allen Mahlzeiten gibt es Obst und Rohkost. Dafür wurde die Kita mit dem "Pluspunkt Ernährung" zertifiziert.

 Evelyn, Philipp und Moritz (r.) schwimmen eine Runde im Bällebad.

Evelyn, Philipp und Moritz (r.) schwimmen eine Runde im Bällebad.

Foto: RP, Christoph Göttert

Bewegungs-Kindergärten gibt es viele. Doch die städtische Kita Reusrather Straße hat einen unter anderem vom Verbraucherschutzministerium NRW zertifizierten so genannten "Pluspunkt": die gesunde Ernährung. Das macht die Einrichtung in Düsseldorf einzigartig. Für die 82 Kinder aus 17 Nationen bedeutet die Auszeichnung: Sie spielen und turnen, wann ihnen danach ist — und werden nebenbei mit gesundem Essen versorgt.

Weil frische Lebensmittel an der Reusrather Straße einen hohen Stellenwert genießen, bereiten die Kinder ihr Frühstück jeden Tag selbst zu: mal mit Müsli, mal mit Brötchen, aber immer mit Obst. Die Zutaten kauft pro Woche ein Elternpaar.

Die Hauptkomponente für das Mittagessen liefert ein Caterer. Dazu gibt es Gemüse und Rohkost, die immer einige Kinder mit Küchenhilfe Hedwig Kaminski zubereiten. "Viele Eltern waren wegen des gesunden Essens anfangs skeptisch", sagt Kita-Leiterin Jutta Schmitz. Sie hätten ihren Kleinen früher Schokopops und Fladenbrot mitgegeben, aber nicht gewusst, wie ungesund das ist. "Die Kinder mochten ihr Frühstück oft nicht. Viele hatten außerdem Karies. Wir hatten wirklich ein Problem", sagt Elisabeth Meffert, Schmitz' Stellvertreterin.

Heute ist normaler Zucker aus der Kita verbannt, die Eltern sind überzeugt, Zähne und Kinder gesund. Das liegt auch daran, dass die Knirpse ihren Bewegungsdrang ausleben dürfen. Sie springen ins Bällebad oder erobern das Klettergerüst draußen, wenn ihnen danach ist. "Bewegung ist die Grundlage, um Neues zu erforschen", sagt Schmitz. Räumliche Grenzen gibt es deshalb kaum. Die Kinder gehören zu einer Gruppe, können aber in einer anderen spielen oder essen. "Sie sollen alle Räume vereinnahmen", sagt Schmitz. Um Platz zur Entfaltung zu haben, wurden überflüssige Möbel entfernt. Und die Mitarbeiter sind vom Fach: Jede der 13 Erzieherinnen und drei Kinderpflegerinnen hat einen Übungsleiterschein und wurde von einer Ernährungsberaterin geschult.

Daneben setzt die Kita Schwerpunkte auf Kunst, Musik und Natur. "Die Kinder sollen viele Möglichkeiten haben, sich auszudrücken, eigene und andere Bedürfnisse zu erkennen", erklärt Meffert. Daran sollen die Eltern als Erziehungspartner teilhaben. Sie begleiten die Kinder beizeiten beim Ausflug in den Wald oder ins Seniorenheim. Oder die Senioren kommen in der Kita vorbei, um den Kontakt zwischen Alt und Jung zu fördern.

Bei allen Aktionen haben die Mitarbeiterinnen ein Auge auf die Kleinen. So können sie ihre Entwicklung dokumentieren und mit den Eltern besprechen, damit alle gemeinsam etwas verbessern. Arbeit, die ankommt. Denn der Kita-Nachwuchs kommt auch aus anderen Stadtteilen in die vier Gruppen. Auf Gruppennamen wie Pinguin oder Bären verzichtet man. "Damit würden wir den Kindern eine Rolle zuschreiben", erklärt Meffert. "Wir sehen sie aber als Individuen." Und die sollen die Kita später als offene und gesunde Menschen verlassen.

(RP)
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