Düsseldorf Gesucht wird ein Ort lebendiger Erinnerung

Düsseldorf · Die Kunstkommission beteiligt sich an der Entwicklung eines Denkmals für verfolgte Homosexuelle.

 Historikerin Astrid Hirsch von der Mahn- und Gedenkstätte zeigte zur Diskussionsgrundlage Bilder bereits bestehender Denkmäler in Europa.

Historikerin Astrid Hirsch von der Mahn- und Gedenkstätte zeigte zur Diskussionsgrundlage Bilder bereits bestehender Denkmäler in Europa.

Foto: Orthen

Mehr als 20 Jahre hat es gedauert, bis aus dem Wunsch eine konkrete Ideensammlung wurde. Schon 1996 haben Aktivisten, die sich inzwischen zum Forum Düsseldorfer Lesben, Schwule und Trans-Gruppen zusammengeschlossen haben, über einen Gedenkort für jene nachgedacht, die wegen ihrer sexuellen Identität im Dritten Reich verfolgt und auch danach noch lange ausgegrenzt und geächtet wurden.

Heute, stellt Sprecherin Gabriele Bischoff fest, ist die Zeit reif, das Projekt endlich zu verwirklichen. Und historisch begründet ist es auch: In keiner anderen Stadt außerhalb Berlins wurden zwischen 1933 und 1945 so viele Homosexuelle verhaftet wie in Düsseldorf. Eine Hochburg der Verfolgung, sagt Historiker Markus Velke, der den Entwicklungsprozess für einen Gedenkort begleitet.

Beim offenen Werkstatttag in der Mahn- und Gedenkstätte waren sich die Teilnehmer schnell einig: Einen rosa Winkel - so wurden die Homosexuellen in Konzentrationslagern gekennzeichnet - irgendwo im Hofgarten wollen sie nicht. Christian Naumann erklärt die Ergebnisse der drei Arbeitsgruppen, die sich mit dem Inhalt, einem möglichen Standort und der Form eines Erinnerungsorts beschäftigt haben: "Wir wollen nichts zum draufgucken und weitergehen, sondern ein 'Denk-Mal', das zum Nachdenken provoziert und lebendig ist." Es sollte am fließenden Wasser sein, um das rheinische Lebensgefühl aufzugreifen, idealerweise nahe beim Alten Hafen, wo im Szenelokal "Vater Rhein" die Gestapo Jagd auf Schwule machte. Nicht nur an die verfolgten und ermordeten Männer soll der Gedenkort erinnern, sondern auch an die lesbischen Frauen unter den NS-Opfern. Nicht einmal deren Zahl ist bekannt; denn die Frauen wurden meist unter anderen Vorwänden inhaftiert, ihre Homosexualität wurde in der Regel gar nicht aktenkundig.

Die neue Kunstkommission begleitet den Entstehungsprozess, will beratend zur Seite stehen. Finanziert werden soll der Erinnerungsort aus Spenden. Großzügig haben sich da bereits die Düsseldorfer Jonges gezeigt, deren Baas Wolfgang Rolshoven auch zum Werkstatttag in die Gedenkstätte kam.

(RP)
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