Kolumne Auf Ein Wort Geschenkte Kraft

Düsseldorf · Leute, es sind Ferien! Alle machen blau, von Flensburg bis nach Oberammergau! Was ist das für eine erfrischende Erinnerung an Kindertage, wenn in der ersten Woche der Ferien die freie Zeit so großzügig vor einem liegt. Vergnügen an schlichten Aktionen: Stöcke schnitzen, Feuerchen machen, Hexensuppe kochen, den Bachlauf stauen...

 Pfarrerin Elisabeth Schwab erinnert sich gern an die Ferien ihrer Kinderzeit.

Pfarrerin Elisabeth Schwab erinnert sich gern an die Ferien ihrer Kinderzeit.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Ach, was war das eine Weite im Herzen und im Kopf. Das ist vor allem dankbare Erinnerung, die gut tut. Erinnerung an das Gute, an Freiheit, die ich erlebt habe.

Von Jean Paul stammt das Wort: "Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können". Ja, es ist wohl so. Manche Erinnerung haben wir geschönt. Vieles erscheint noch idealer, als es vielleicht gewesen ist - sei es drum. Seien wir dankbar für paradiesische Erinnerungen. Heute fällt es mir viel schwerer herunterzukommen: Die freie Zeit liegt vor mir, aber sie muss geplant werden, sind doch die Urlaubstage kostbar.

"Du, Gott, stellst meine Füße auf weiten Raum" heißt es in Psalm 31. Der Vers erinnert nicht nur an Vergangenes, sondern öffnet unsere Augen für den weiten Raum, der uns in der Gegenwart geschenkt ist. Gott schenkt uns immer wieder neue Räume, auch wenn wir es gar nicht wahrhaben wollen. Leistungsbereitschaft und Perfektionismus nehmen uns den Blick dafür.

Der Sommer und seine Erinnerung an Freuden in Kindertagen hilft uns anzuknüpfen an die Erfahrung des weiten Raums um uns herum, schafft Distanz zu uns selber. Denn das Wichtigste im Leben bekommen wir geschenkt: Leistungsstärke bei Arbeit und Sport ist geschenkte Kraft. Ja, auch Enge und Angst bleiben uns Menschen nicht erspart. Uns sind Grenzen gesetzt. Wir können Freiheit verspielen und durch Krankheit in unserem Leben verlieren. Im Raum des Lebens gibt es Anlass zur Klage und zum Lob, eine Zeit der Verzweiflung und eine Zeit des Hoffens, eine Phase der Ungewissheit und Phasen der inneren Ruhe. Wir dürfen jedoch darauf vertrauen: Gott stellt uns nicht einfach in die Weite hinein, überlässt uns unserem Schicksal, sondern er begleitet uns. Lassen wir doch den lieben Gott einen guten Mann sein, der uns schenkt, was wir brauchen. Leute, es sind Ferien!

PFARRERIN ELISABETH SCHWAB EV. MATTHÄI-KIRCHENGEMEINDE

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort