Düsseldorf Geisel will Graffiti auf Mauer am Gründgens-Platz erhalten

Düsseldorf · Solange die Mauer auf dem Gustaf-Gründgens-Platz noch steht, soll laut Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) die Graffiti-Kunst, die beim "40 Grad"-Festival entstanden ist, darauf bleiben - so wie es sich die Organisatoren des Festivals wünschen. Die Familie des Schauspielhaus-Architekten Bernhard Pfau erneuerte allerdings im Gespräch mit unserer Redaktion ihre Forderung, die Mauer zu überstreichen. Sie beruft sich auf eine Vereinbarung mit den Künstlern und das Urheberrecht des Architekten. Geisel kann das Anliegen nicht nachvollziehen. "Ich verstehe nicht, dass die so kulturfern sind", sagt er.

Bei dem Festival hatten im August rund 100 Graffiti-Künstler auf dem Platz gearbeitet. Die Familie hatte darauf gedrängt, dass die Mauer anschließend weiß überstrichen wird. Das ist auf der Seite zum Schauspielhaus bereits geschehen - und löste Empörung unter Liebhabern der Street-Art-Werke aus. Die geweißte Wand wurde mit Schriftzügen beschmiert. Nun, nach einem letzten öffentlichen Rundgang, sollten nach der Absprache mit der Architekten-Familie auch die Werke auf der Rückseite verschwinden.

Wie berichtet, weigern sich die Organisatoren aber. "Durch das Festival ist dieser Platz das erste Mal in 40 Jahren belebt", sagt Mitorganisator Klaus Klinger. "Ich finde, kein Einzelner hat das Recht, ihn für alle Ewigkeit in einen Friedhof zu verwandeln." Mitorganisatorin Vera Sattler sagt, sie akzeptiere die Rechtslage. "Aber es wäre traurig, wenn wir streichen müssten."

Die Sprecherin des Architektensohns Bernhard Pfau, Melanie Plaizier, betont, man finde die Bemalung auch "sehr schön" - fordere nun aber eine Übermalung aus Respekt vor dem geistigen Eigentum des Architekten, der die Wände weiß gestaltet hatte. Sie erinnert an die Vereinbarung, dass die letzten Bilder zu Ende Oktober verschwinden. Es gelte das Urheberrecht. "Das ist von Jedermann einzuhalten, auch von Herrn Klinger", sagt Plaizier.

Dass die denkmalgeschützte Wand für die Neubauten bei Kö-Bogen II abgerissen wird, steht für Geisel derweil außer Frage. "Ich stehe in engem Kontakt mit den Denkmalschützern und bin sicher, dass wir eine vernünftige Lösung finden." Landeskonservatorin Andrea Pufke schlägt als Kompromiss vor, die Mauer ab- und nach dem Ende des Baus wieder aufzubauen.

(RP)
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