Düsseldorf Geisel sucht "Strategiechef" für Rheinbahn

Düsseldorf · Der Oberbürgermeister möchte einen dritten Vorstand für das Verkehrsunternehmen einstellen - ein Affront für Vorstandssprecher Dirk Biesenbach. Das Verhältnis zwischen Rheinbahn-Chef und Stadtoberhaupt gilt als belastet.

 Oberbürgermeister Thomas Geisel, hier auf der Kö-Bogen-Baustelle, leitet den Aufsichtsrat der Rheinbahn.

Oberbürgermeister Thomas Geisel, hier auf der Kö-Bogen-Baustelle, leitet den Aufsichtsrat der Rheinbahn.

Foto: end

Große Unruhe bei der Rheinbahn: Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) und Politiker aus der Ampel-Koalition im Stadtrat denken über einen Umbau des Vorstands nach. Sie wollen die seit Jahren vakante dritte Stelle mit einem Experten für Technik und strategische Planung besetzen. Geisel bestätigte entsprechende RP-Informationen.

Der Oberbürgermeister begründet das Vorhaben damit, dass das Unternehmen "für die Zukunft verstärkt aufgestellt" werden müsse. "Wie erwarten mehr Schnelligkeit, Pünktlichkeit und eine höhere Servicequalität", sagt er. Der Nahverkehr genieße unter der neuen Regierung eine viel höhere Priorität, sagt Geisel. "Es ist richtig, die Rheinbahn deshalb neu aufzustellen."

Dirk Biesenbach ist seit 2006 der Vorstandssprecher der Rheinbahn - und derzeit unter Druck.

Dirk Biesenbach ist seit 2006 der Vorstandssprecher der Rheinbahn - und derzeit unter Druck.

Foto: Andreas Bretz

Gesucht würde ausdrücklich ein Fachmann für Nahverkehr - die Stelle solle kein Versorgungsposten sein. Das Thema wird im Aufsichtsrat am 27. April besprochen. Im Unternehmen hatten sich bereits Gerüchte verbreitet, Mitarbeiter fragten bei einer Belegschaftsversammlung erfolglos nach.

Der neue Oberbürgermeister hat anders als Vorgänger Dirk Elbers (CDU) den Vorsitz des Rheinbahn-Aufsichtsrates übernommen - eine Stärkung des Nahverkehrs gehört zu seinen zentralen Wahlversprechen. Erst in der vergangenen Woche soll er sich zum ersten tiefergehenden Gespräch mit dem Vorstandsduo Dirk Biesenbach (kaufmännische Leitung und Sprecher) und Klaus Klar (Arbeitsdirektor) getroffen haben.

Das Verhältnis zwischen Geisel und den Spitzen der Ampel-Koalition auf der einen und Biesenbach auf der anderen Seite gilt bereits als äußerst schwierig. Ein weiterer Vorstand, der die Unternehmensstrategie bestimmt, wäre ein Affront gegen den bisherigen Chef. Der selbstbewusste Kaufmann Biesenbach ist fachlich unumstritten, aber in seinem Auftreten wenig diplomatisch, man wirft ihm in der Ampel-Koalition vor, sich mit unbedachten Äußerungen ins Abseits geschossen zu haben. So hatte Biesenbach erklärt, dass er die Pläne für den Erhalt der Linie 708 durch die "Flügellösung" für schlecht hält - am Ende drückte die Politik sie durch. In Geisels Umfeld wirft man ihm zudem vor, er habe sich skeptisch darüber geäußert, ob sich der Anteil des ÖPNV am Gesamtverkehr steigern lasse.

Wichtigster Streitpunkt sind aber die Betriebskosten. Biesenbach, seit 2002 kaufmännischer Vorstand und seit 2006 Vorstandssprecher, hatte in den vergangenen Jahren auf Wunsch der schwarz-gelben Ratsmehrheit ein massives Konsolidierungsprogramm umgesetzt. Deshalb muss Düsseldorf inzwischen einen erheblich geringeren Zuschuss leisten. Biesenbach sieht Vorhaben äußerst kritisch, durch die Kosten wieder steigen würden - wie die engere Taktung am Abend, die Geisel fordert. Der Rheinbahn-Chef sagte kürzlich, er wolle "keine Luft durch die Gegend fahren".

Heikel ist der Streit auch, weil der Vertrag von Biesenbach im März 2016 ausläuft. Im Umfeld von Geisel heißt es, man würde ihn gern verlängern, denn als Kaufmann leiste Biesenbach gute Arbeit. Allerdings sei noch nicht klar, ob er der Vorsitzende des dann dreiköpfigen Vorstands würde - ob er unter diesen Bedingungen bleibt, ist ungewiss.

(RP)
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