Die Woche Im Rathaus Geisel spielt den Aktienzocker

Düsseldorf · Düsseldorf wird seine RWE-Aktien doch vorerst behalten, denn der Stadtchef spekuliert auf einen höheren Kurs. Kein Wunder, dass Geisel jüngst seinen Vor-Vorgänger gelobt hat.

In gut zwei Wochen wird Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) den Platz eröffnen, der nach seinem Vor-Vorgänger Joachim Erwin (CDU) benannt wird. Der amtierende Stadtchef hat Erwin nun auf eine Weise gelobt, die diesem sicher gefallen hätte. Geisel hat ihn in einem Interview als "intelligenten Zocker" bezeichnet. Der Grund war der Verkauf der RWE-Aktien vor zehn Jahren, zu einer Zeit, als andere Kommunen sich noch an den Energieversorger geklammert haben. Düsseldorf verkaufte damals zu einem Traumpreis und katapultierte sich aus den Schulden. Heute sind alle darüber froh.

Jetzt hat sich Thomas Geisel überraschend entschieden, selbst den Zocker zu spielen. Er hat vorerst den Plan gestoppt, die verbliebenen 5,7 Millionen RWE-Aktien zu veräußern, über die die Stadt neuerdings frei verfügen kann. Dabei sind sie derzeit eine Menge wert, da es dem Unternehmen besser geht: rund 110 Millionen Euro. Geisel hofft aber auf einen noch besseren Kurs.

Kaufmännisch ist das durchaus verführerisch. Geisel, einst selbst Energiemanager, weiß, dass der Aufwärtstrend beim Energieproduzenten anhalten dürfte, weil immer mehr Kraftwerke vom Netz gehen. Dazu kommt eine praktische Hürde: Die Stadt hat die Aktien bei der Rheinbahn geparkt. Bei einem Verkauf muss für Ersatz gesorgt werden. Auch deshalb dürfte der Deal sich ohnehin noch verzögern. Geisel, ganz der Aktienbesitzer, will das Papier regelmäßig neu bewerten.

Ein paar Monate hat der Verkauf sicher noch Zeit - länger macht es aber keinen Sinn, die Aktien zu halten. Die Stadt braucht Kapital für Investitionen. Und da Düsseldorf keinen direkten Bezug zu RWE hat, gibt es keinen Grund, zugleich woanders Geld auftreiben zu müssen.

Politisch ist der Schachzug zudem für Geisel riskant. Denn er brüskiert die Bündnispartner der SPD im Stadtrat. Den Grünen ist RWE zu schmutzig, die FDP hält grundsätzlich nichts davon, wenn eine Kommune ein unternehmerisches Risiko eingeht - und kann auf viele dramatische Misserfolge anderer Städte verweisen.

Da Geisel seinen Vorstoß (mal wieder) nicht abgesprochen hat, hat er sich zum Alleinverantwortlichen gemacht. Wenn der Kurs doch wieder im Keller landet, steht er als Buhmann da. Andererseits: So etwas hat den intelligenten Zocker Joachim Erwin auch nicht gestört.

(RP)
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