Düsseldorfer Altstadt Die längste Stolperfalle der Welt

Seit 2011 liegen in der Düsseldorfer Altstadt neue Pflastersteine. Gastronomen beklagen die vielen Stolperkanten darin. Passanten bleiben an eingesunkenen oder herausragenden Steinen hängen.

 Auch auf der Flinger Straße weist das Altstadtpflaster Schäden auf.

Auch auf der Flinger Straße weist das Altstadtpflaster Schäden auf.

Foto: Andreas Bretz

Ralf Gorny hat von seinem Friseursalon besten Blick auf die Misere. Vor dem großen Fenster des Ladens auf der Andreasstraße mitten in der Altstadt kann der Friseur regelmäßig Leuten beim Stolpern zusehen. Nur wenige Schritte vor seiner Tür ist ein Pflasterstein des neuen Altstadtpflasters zwei Zentimeter in den Boden eingesunken. An der Kante zu den anderen Steinen bleiben Passanten immer wieder hängen.

Seit im Jahr 2011 mit der Verlegung des neuen Altstadtpflasters begonnen wurde, sind die Gemüter in der Altstadt erhitzt. Immer wieder hatte es Probleme mit dem hellgrauen Betonstein namens "Umbriano" gegeben. Vor allem die Gastronomen und Geschäftsleute in der Altstadt sind ziemlich unzufrieden mit dem Pflaster, das sich stets hebt und senkt und so eine Stolperfalle nach der anderen freilegt. "Immer haben wir Probleme", sagt Antonio, Kellner im Restaurant Picasso in der Schneider-Wibbel-Gasse. Weil sich das Pflaster in dieser Straße besondern viel bewegt, müssen die Restaurants hier jeden Tag die Tische feinfühlig mit Bierdeckeln ausloten. Und nicht nur das: Immer wieder stolpern die Leute vor dem Picasso, weil sich dort gleich mehrere Steine des Altstadtpflasters schiefgestellt haben.

"Die Leute haben sich schon oft bei uns beschwert, aber wir können nichts dafür", sagt Antonio. Er erinnert sich vor allem an einen Vorfall im Sommer. Weil eine alte Frau gestürzt war, musste ein Krankenwagen kommen. Seit fünf Jahren arbeite er nun im Picasso, während seiner Arbeitszeit habe er mindestens 30 Leute stolpern sehen.

Die Stadt regiert verhalten auf die Kritik. Die Pflastersteine entsprächen den anerkannten Regeln der Technik, heißt es auf Anfrage. "Die entstandenen Schäden im Pflasterbelag sind auf den sehr starken Lieferverkehr mit Lkw, dem Rangieren mit den Fahrzeugen auf engstem Raum sowie die erforderliche intensive Reinigung zurückzuführen", teilt die Stadt mit. Karnevalsumzüge oder ähnliche Volkstumsveranstaltungen seien nicht Hauptverursacher der Schäden.

Inzwischen hat selbst der Bund der Steuerzahler (BdSt) das Altstadtpflaster im Blick. Nicht nur, dass sich die geplanten Kosten von 5.748.000 Euro auf, laut Stadt, voraussichtlich 6.604.000 Euro erhöhen würden - hinzu kämen Instandhaltungskosten von tausenden Euro pro Jahr. Die Instandsetzungsarbeiten kosteten die Stadt bisher rund 15.000 bis 20.000 Euro pro Jahr. 2016 stieg der Betrag auf 25.000 Euro.

Isa Fiedler, Sprecherin der Altstadtgemeinschaft, nennt die Situation "unerfreulich". Sie wünscht sich von der Stadt, dass endlich über Lösungen nachgedacht wird. "Die Leute stolpern, und das darf bei einem neuen Pflaster nicht passieren." Die Gäste der Altstadtwirte würden sich über das Pflaster beschweren. Die Wirtin des "Knoten" ärgert sich aber auch als Bürgerin über die Situation.

Im Friseursalon an der Andreasstraße diskutiert Ralf Gorny mit einer Kundin über die Situation. "In Kaarst hatten wir das gleiche Pflaster vorm Rathaus, da habe ich die Leute auch hinkrachen sehen", sagt die Frau mit Alufolie im Haar. Inzwischen habe man das Pflaster dort weggenommen und durch ein anderes ersetzt, erzählt sie. "Der Stein hier vorm Fenster wurde jetzt auch schon mehrmals ausgebessert, aber nie richtig", sagt Gorny. Und so wird der Friseur auch in Zukunft durch sein Fenster zusehen müssen, wie die Menschen in der Altstadt stolpern oder gar hinfallen.

(mre)
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