Düsseldorf Fußball verbindet die Religionen

Düsseldorf · Katholische und evangelische Pfarrer spielten im Stadion des VfL Benrath gegen ein Team aus Imamen, den Schiedsrichter gab Rabbi Jehoschuah Ahrens. Um Sieg oder Niederlage ging es keinem.

 Viele La-Ola-Wellen gab es für das Spiel der Imame (in Blau) gegen die Pfarrer (in Schwarz).

Viele La-Ola-Wellen gab es für das Spiel der Imame (in Blau) gegen die Pfarrer (in Schwarz).

Foto: anne orthen

Ein Pfarrer, ein Imam und ein Rabbi spielen Fußball - was klingt wie der Anfang eines religiösen Witzes wurde im Stadion des VfL Benrath Realität. Beim Familien- und Sportfest des Kreises der Düsseldorfer Muslime (KDDM) spielten drei katholische Priester zusammen mit fünf evangelischen Pfarrern gegen ein Team bestehend aus Imamen, also muslimischen Geistlichen. Der Referee war der Rabbi der jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Dass es zu diesem Spiel kam, hat einen ernsten Hintergrund. "Die Idee dazu kam vor eineinhalb Jahren. Es war auch als Antwort auf die damaligen Dügida-Aufmärsche gedacht", erläutert Diakon Michael Inden. Er ist Stadtverbandspräses der katholischen Arbeiterbewegung und fungierte bei dem Spiel als eine Art Manager des christlichen Teams.

Die rein sportliche Qualität dieser Partie war sehr überschaubar, doch um technische Feinheiten, Gewaltschüsse, Sieg oder Niederlage ging es keinem der Beteiligten. "Wichtig ist, dass sich die Religionen miteinander unterhalten und verstehen, dass sie sich öffnen, dass scheinbare Hürden abgebaut werden", erklärt Ratsherr Andreas Paul-Stieber. Das klappte auf dem KDDM-Fest ausgezeichnet. Mehr als 5000 Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit pilgerten auf die VfL-Anlage und genossen ein üppiges kulinarisches, Bildungs-, Sport- und Show-Angebot. "Es ist ein grandioses Fest der Vielfalt im Geiste des freundschaftlichen Miteinanders und der Gemeinsamkeit. Damit ist es ein typisches Beispiel für Düsseldorf, denn wir gehen überall freundschaftlich miteinander um", sagte Oberbürgermeister Thomas Geisel, der auch das interreligiöse Fußballspiel mit dem symbolischen Anstoß freigab.

So richtig ernst nahm den Kampf der beiden Mannschaften niemand, auch weil es eben kein Kampf, sondern ein Dialog war. Sehr zur Freude der Zuschauer, die auf der voll besetzten Stadion-Tribüne eine Stimmung verbreiteten, die den VfL nur neidisch machen kann. Eine "La Ola-Welle" jagte die nächste, sechsmal wurde lauthals gejubelt, der Schiedsrichter musste nur pfeifen, wenn ein Tor gefallen war, ansonsten war Jehoschuah Ahrens arbeitslos. Gefoult wurde nicht, aus Respekt und Achtung vor dem Gegner, der ja keiner war. "Oft werden Konflikte mit religiösen Differenzen begründet, dabei ist der gemeinsame Weg der drei Religionen der Frieden", erläutert Ahrens. "Wir wollen, dass alle Menschen miteinander reden. Wenn man sich kennt, versteht man den anderen meistens." Davon hat sich auch Frauke-Müller-Sterl, Pfarrerin der Friedenskirche in Bilk, inspirieren lassen. "Ich werde jetzt zu dem Imam, der in meinem Stadtteil zuständig ist, Kontakt aufnehmen und besprechen, was wir zusammen interreligiös machen können. Ich habe keine Berührungsängste", erklärte die Pfarrerin.

Der Schiri war sogar noch schneller: Direkt nach Spielschluss unterhält sich der Rabbi intensiv mit einem in Israel geborenen Imam, sie scherzen, lachen. Irgendwie kommt einem da wieder der Witzanfang in den Sinn: Ein Pfarrer, ein Imam und ein Rabbi spielen Fußball ...

(RP)
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