Düsseldorf-Süd Freude im Kobi, Trauer in Hauptschule

Düsseldorf-Süd · Von einer RP-lesenden Lehrerin hat Hans-Jürgen Gürke am Mittwoch früh erfahren, dass die Stadtspitze beschlossen hat, die Benrather Hauptschule zum Schuljahresende zu schließen und nach einer einjährigen Umbauphase an gleicher Stelle eine vierzügige Gesamtschule zu eröffnen. "Wenn man das hört, fängt man an zu grübeln. All die Jahre war kein Geld da, um unsere marode Hauptschule zu sanieren. Und jetzt soll die neue Gesamtschule über 30 Millionen Euro kosten", sagt der kommissarische Schulleiter: "Wir haben hier ein tolles Kollegium und sind mit Feuereifer und zwei Klassen mit je 18 Schülern in das neue Schuljahr gestartet. Die Nachricht von der Schließung hat uns völlig überrollt." Als schlechten Stil empfindet er, dass sich bis gestern Mittag - als dann ein Vertreter der Stadt ihn informierte - niemand bei ihm gemeldet hat. Er habe das Gefühl, dass man die Hauptschule in der Vergangenheit bewusst hingehalten habe, sagte er im RP-Gespräch.

Gürke fragt sich zudem, wo die Stadt die rund 350 Schüler unterbringen will, außer den Regelklassen gibt es drei Internationale Klassen, in denen jahrgangsübergreifend erstmal Deutsch gelernt wird. Die Stadtspitze plant nicht, die Schule an einem Ersatzstandort auslaufen zu lassen. Selbst dafür fehlt es an Platz.

Die Bezirksregierung ist aktuell auf der Suche nach einem neuen Schulleiter. In einer Stellungnahme heißt es: "Derartige Maßnahmen (Anm.d. Red: wie eine Schließung) müssen rechtzeitig vor den Anmeldeverfahren der weiterführenden Schulen beschlossen und beantragt werden. Generell können Auflösungen sofort oder sukzessive erfolgen. Daher wird das Verfahren um die Ausschreibung der Rektorenstelle an der GHS Benrath fortgeführt."

Nur ein paar Kilometer südlich hat sich ein anderer Schulleiter bei der Zeitungslektüre gefreut: Peter Labouvie vom Gymnasium Koblenzer Straße. "Schön, dass wir kommendes Schuljahr in die Fünfzügigkeit starten können." Er, so Labouvie, habe das dem Schulverwaltungsamt angeboten. Natürlich nicht ohne Hintergedanken. Denn das Kobi hat schon mit seiner Vierzügigkeit Raummangel. Mit der Aufstockung der Eingangsklassen soll die Schule endlich ihre Dreifach-Sporthalle bekommen.

Auch am Kobi soll eine Internationale Klasse entstehen, wahrscheinlich im Herbst, wenn nebenan auf dem Grundstück eine Traglufthalle aufgebaut wird, in der 300 Flüchtlinge unterkommen sollen. Der Schulleiter freut sich schon auf die neuen Nachbarn: "Wir werden ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis suchen und überlegen, wie wir uns einbringen können."

(rö)
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