55 Dinge, die nur 30 Minuten von Düsseldorf entfernt sind Rheydter Wahrzeichen in göttlichem Licht

Düsseldorf · Neben dem Rathaus ist die evangelische Hauptkirche von Erschaffer Johannes Otzen seit 1902 der Blickfang auf dem Marktplatz Mönchengladbach-Rheydt.

 Die Rheydter Hauptkirche ist ein prächtiges Gotteshaus - von innen wie von außen. Das Bauwerk gilt als Wahrzeichen von Rheydt.

Die Rheydter Hauptkirche ist ein prächtiges Gotteshaus - von innen wie von außen. Das Bauwerk gilt als Wahrzeichen von Rheydt.

Foto: Gisbert Fongern

Schon als Jugendlicher war Olaf Nöller von der evangelischen Hauptkirche in Mönchengladbach-Rheydt fasziniert. Nöllers Interesse ging so weit, dass er sich im Jahre 1975 sogar an die Arbeit machte, ein Modell des späthistorischen Gotteshauses zu bauen. Zwölf Monate bastelte Nöller an dem Werk, konstruierte Mauern, Giebel, Fenster und Dächer aus Papier. Damals war er 17 Jahre alt und Schüler. Heute ist er Geistlicher, hat die umfassende Renovierung der 1902 eröffneten Hauptkirche mitbegleitet - und ist noch immer fasziniert. Zum Beispiel von den acht Fenstern des Glaskünstlers Thomas Kuzio. Die Fenster schmücken seit Dezember 2012 die Apsis und die Vorhalle. "Wenn ich den Blick über den Kanzelaltar hinaus empor hebe, dann ist ,göttliches Licht' oder auch ,Morgenglanz der Ewigkeit' meine allererste Assoziation", sagte Nöller einmal in einer Predigt über die Fenster.

Oft werde er gefragt: "Was sollen die Fenster eigentlich aussagen?" Seine provokante Antwort laute dann: "Unmittelbar erst einmal gar nichts, denn das sind reformierte Fenster." Ihre Hauptfarben entsprechen denen, die auch im Innenraum der Kirche tonangebend sind: Blau für den Glauben, Grün für die Hoffnung, Rot für die Liebe. Auch die floralen und ornamentalen Elemente, die überall im Gotteshaus zu sehen sind, nehmen die Fenster auf. Erst seit Ende der 1990er Jahre ist der Kirchraum so nach Art des Jugendstils ausgestattet - wie in der Anfangszeit um 1902. Dazwischen, ab dem Zweiten Weltkrieg bis 1962, verfiel das kriegsbeschädigte Gebäude immer weiter. 1962 ließ die Gemeinde es dann zwar renovieren, verzichtete aber darauf, den Originalzustand des Innenraumes zu rekonstruieren. Das holten die Mitglieder in den 1990er Jahren nach.

Pfarrer Nöller suchte dafür in der Bibliothek der Technischen Universität zu Berlin nach alten Fotos, die den Bau zeigen und als Vorlagen dienen sollten. Entworfen hat die Rheydter Hauptkirche der Berliner Baumeister Johannes Otzen. Sein Werk ist aber nicht das erste Gotteshaus auf dem Rheydter Marktplatz: Bis ins 16. Jahrhundert stand an jener Stelle eine katholische Kirche, dem heiligen Alexander geweiht. Mitsamt einem Großteil der Rheydter Bevölkerung wurde sie evangelisch, 1741 ließ die Gemeinde sie zur Predigtkirche umbauen. Dem wachsenden Strom der Gläubigen habe sie jedoch Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr gerecht werden können, sagt Nöller. Also beschlossen die Rheydter, ein größeres Gotteshaus zu bauen. 1899 war Baubeginn, 1902 Einweihung.

"Die Kirche sollte ein bauliches Ausrufezeichen sein", weiß Nöller. Die Gemeinde habe ausdrücken wollen: "Wir sind eine evangelische Stadt." Heute gilt das Bauwerk als Wahrzeichen Rheydts - und das nicht nur für Protestanten.

(RP)
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