Frankreichfest Mit der "Göttin" durch Düsseldorf

Düsseldorf · Eine ganze Flotte von französischen Oldtimern – allen voran die "Göttin" genannte Citroën DS – verwandelten Düsseldorfs Straßen am Wochenende in ein frankophiles Dorf. Das Frankreichfest erlebte mit 100.000 Besuchern einen Rekord.

 Mehr Frankreich-Klischee geht nicht: Die Citroën DS mit ihrem Besitzer Walter Schulze und anderen französischen Oldtimern vor dem kleinen Eiffelturm auf dem Burgplatz.

Mehr Frankreich-Klischee geht nicht: Die Citroën DS mit ihrem Besitzer Walter Schulze und anderen französischen Oldtimern vor dem kleinen Eiffelturm auf dem Burgplatz.

Foto: Anne Orthen

Eine ganze Flotte von französischen Oldtimern — allen voran die "Göttin" genannte Citroën DS — verwandelten Düsseldorfs Straßen am Wochenende in ein frankophiles Dorf. Das Frankreichfest erlebte mit 100.000 Besuchern einen Rekord.

Es gibt — von der legendären Ente vielleicht mal abgesehen — wohl kein Auto, das Frankreich so verkörpert wie eines, oder besser, eine: Die Göttin. So nennt man das Modell DS von Citroën. Frankreichs Präsident Charles de Gaulle fuhr damit schon durch den Arc de Triomphe, er nutzte seine speziell umgebaute Variante zu allen Fahrten. DS spielten in vielen französischen Filmen mit, zum Beispiel in "Scharfe Kurven für Madame" mit Louis de Funès, wo der Wagen in einer Szene auf der Seine als Amphibienfahrzeug entlangfährt. Und die 15. Oldtimerrallye beim Frankreichfest mit einer DS mitzumachen, ist praktisch das höchste aller frankophilen Automobilistengefühle.

Aber es geht immer noch mehr. Von der DS wurden 1,5 Millionen Stück gebaut, aber nur 1300 davon als Cabriolet. Und genau eine dieser Raritäten besitzt Walter Schulze. Seine Göttin — der Name entspringt der französischen Aussprache der Typbezeichnung DS, Déesse, zu deutsch halt Göttin — sieht aus, als wäre sie gerade vom Band gelaufen. Beim Start am Samstag am Burgplatz spiegelt sich der nachgebaute Eiffelturm im glänzenden Lack der DS. Als junger Mann hatte Schulze das Modell bei einem Citroën-Händler gesehen, damals ein unbezahlbarer Traum. 1988 dann entdeckte er ein altes Schätzchen.

Zustand: so la la. Der Wagen stand in einer Scheune, gehörte erst einem Industriellen, der diesen für seine Geliebte kaufte, die ihn dann aber verließ — ohne den Wagen zum Glück. "Dann kaufte ihn ein Professor, und machte nicht viel damit, bis mein Mann ihn entdeckte", sagt Schulzes Frau Moni. Beim Frankreichfest durfte sie den Wagen steuern, erst in den Düsseldorfer Norden, dann nach Mülheim, Ratingen, auf die andere Rheinseite und am Abend zurück per Fähre. Schulzes DS wurde aufwendig restauriert, und was er wert ist, das weiß Schulze nicht so genau, er hat ihn ja schon ewig. Aber ein paar Klicks im Internet verraten: Die seltene Cabrio-DS ist unter 180.000 Euro nicht zu haben. Göttinnen haben ihren Preis.

An der Rallye nahmen aber nicht nur Luxus-Oldtimer teil, ob Ente oder R4, der futuristische Citroën SM mit Kurvenfahrlicht, ein alter Transporter der Gendarmerie oder ein Oldtimer, der die Marseillaise abspielt, wenn man die Hupe betätigt. Hauptsache alt und französisch müssen die Fahrzeuge sein. 140 waren am Start — damit ist die Rallye zum Düsseldorfer Frankreichfest die größte ihrer Art in der ganzen Bundesrepublik. Die Szene der Freunde französischer Oldtimer ist verschworen, man kennt sich, aber sie ist nicht verschlossen. Man winkt sich zu, umarmt sich, lobt das jeweils andere Auto und zockelt gemütlich über Land. Am Straßenrand stehen die Leute, schauend, staunend, viele winkend.

Nicht minder beeindruckend war am Sonntag die Flotte von alten Fahrrädern, die zur Rennrad-Klassikerausfahrt "Allez Allez" startete, bereits morgens um elf war es warm, ja heiß am Burgplatz, und wieder konnte man sich wie in einem südfranzösischen Urlaubsstädtchen fühlen.

Dieses Wetter und der Auftakt der Sommerferien machten aus dem 16. Düsseldorfer Frankreichfest einen Rekord. "Weit mehr als 100.000 Besucher sind gekommen. Die Stimmung ist so fantastisch, dass ich fast Tränen in den Augen habe", sagte Boris Neisser, Chef des Veranstalters Destination Düsseldorf, der das Frankreichfest groß gemacht hat. Viel Lob gab es von einem hohen Gast. "Es waren wunderschöne Tage hier am Rhein, Düsseldorf ist die heimliche Hauptstadt der deutsch-französischen Freundschaft", sagte Frankreichs Botschafter Philippe Etienne. Die Rheinpromenade glich einem Markt in Frankreich. Das Angebot an Flammkuchen, Crepes, Austern, Wein und Champagner war riesig. Die Düsseldorfer, viele von ihnen in den Farben der französischen Trikolore gekleidet, genossen die Atmosphäre. "Wir fahren mit unseren Kindern Max (6) und Sophie (3) im Spätsommer nach Montpellier, die waren noch nie in Frankreich und können sich hier schon mal ein Bild machen", sagte Sabine Ackermann.

Für einige Euro Eintritt konnten Besucher den Innenhof des Rathauses betreten, der einem kleinen französischen Dorf glich, aber etwas ruhiger, leiser war als am Rhein selbst. Auf der Bühne spielten Rouge Basier moderne Adaptionen von französischen Chansons. Am Sonntagabend dann krönte König Fußball dieses französischste aller Wochenenden in Düsseldorf, mit einem EM-Endspiel Frankreich - Portugal im eigenen Land. Viel mehr Vive la France geht nicht.

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