Düsseldorf Flughafenseelsorge eröffnet Schalter

Düsseldorf · Mitten in der Abflughalle vor den Flugsteigen A und B gibt es für Passagiere, Besucher und Mitarbeiter des Flughafens eine öffentliche Anlaufstelle, die bei traurigen Ereignissen oder sozialen Fragen rund um den Flug weiterhilft.

 Die Leiter der Flughafenseelsorge Ute Clevers und Johannes Westerdick am neuen Counter in der Abflughalle.

Die Leiter der Flughafenseelsorge Ute Clevers und Johannes Westerdick am neuen Counter in der Abflughalle.

Foto: Andreas Breetz

An Seelsorger wenden sich viele Menschen in den schlimmsten Momenten ihres Lebens: bei Trauerfällen, Kummer, schweren Ängsten. Was aber, wenn man gerade auf Reisen und fernab der Heimat ist, wenn man dringend beruhigende Worte, Rat und Trost brauchen kann? Um Menschen in diesen Situationen vor Ort helfen zu können, eröffnete gestern am Flughafen ein neuer Schalter - die Flughafenseelsorge. Dort können sich Hilfesuchende an Pastoralreferent Johannes Westerdick und Diplom-Sozialpädagogin Ute Clevers sowie 16 Mitarbeiter und 14 ehrenamtliche Helfer wenden.

Besonders wichtig sind diese Menschen, wenn Passagiere auf der Reise plötzlich versterben. Dann begleitet die Seelsorge auf Wunsch die Angehörigen oder die Crew-Mitglieder und gibt ihnen Halt. "In so einem Fall sollte niemand alleine sein", sagt Westerdick. Auch ein Gottesdienst kann auf Anfrage im Gedenkraum des Flughafens abgehalten werden. Zudem gibt es Segnungen für Reisende.

Auch Asylanten, die sich nicht zurechtfinden oder noch im Trauma der Flucht stecken, benötigen Unterstützung. Ein Fall, der Clevers besonders in Erinnerung geblieben ist: Ein Mann und seine Familie waren als Flüchtlinge in Deutschland. Nach einiger Zeit entschieden sie sich zu einer sogenannten freiwilligen Rückkehr ins Heimatland. Dabei gibt es an Flughäfen aber oft Probleme: "Wenn die Familie beispielsweise noch eine offene Rechnung bei ihrem Mobilfunkanbieter hat, wird es schwierig", erläutert sie. In einem solchen Fall hilft die Flughafenseelsorge auch mal ganz praktisch: "Wir konnten es so regeln, dass die Familie ins Heimatland zurückkehren durfte", erklärt Clevers, "nur der Familienvater musste vor Ort bleiben. Auch bei so einem Schritt ist Seelsorge sehr hilfreich und wichtig." Geliebte Menschen zurückzulassen oder alleine zurückzubleiben, seien harte Entscheidungen.

Generell richte sich das Angebot an drei Zielgruppen, erklärt Westerdick. "Zunächst Passagiere, dann natürlich die Mitarbeiter im Flughafen und an alle Menschen, die hier quasi wohnen, weil sie steckenbleiben." Die tägliche Arbeit der Seelsorge umfasst dabei aber nicht nur Härtefälle, auch für kleinere Probleme stehen die Mitarbeiter bereit.

Diese seien von Person zu Person sehr verschieden. "Wir helfen bei einfachen Dingen wie der Orientierung, aber auch beispielsweise beim Verlust eines Koffers", sagt Clevers. Viele Menschen würden nur einmal im Jahr fliegen, da sei es normal, sich an so einem großen Ort erschlagen zu fühlen. "Wir sehen uns als eine Art Dolmetscher zwischen den Menschen und dem System Flughafen."

Neu ist die Flughafenseelsorge übrigens nicht. Bereits seit rund 16 Jahren gibt es sie in Düsseldorf. "Allerdings sind wir jetzt endlich sichtbar mit einem Counter präsent", erläutert Clevers. Zuvor hätten die Menschen zunächst über einen Infoschalter nach der Seelsorge fragen müssen. Und auch die neuen blauen Westen sind ein gutes Erkennungsmerkmal. "Jetzt sind wir viel leichter ansprechbar", sagt Westerdick.

Das ist nach der feierlichen Eröffnung auch sofort notwendig. Ein junger Mann kommt zum Schalter gelaufen und bittet um Hilfe. "Eine ältere Frau ist die Rolltreppe runtergestürzt und hat sich verletzt", erklärt Birol Bakioski. Daraufhin setzen sich die Mitarbeiter sofort in Bewegung, rufen telefonisch Hilfe und kümmern sich um die Frau, die nach einem Glas Wasser auch wieder zu Kräften kommt. Der erste Praxistest nach Eröffnung, er ist gelungen. "Dieser Counter ist auf jeden Fall eine sinnvolle Sache", ist auch Bakioski überzeugt.

(se)
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