Johannes-Rau-Flughafen in Düsseldorf "Möchten die große Lebensleistung würdigen"

Düsseldorf · Der Düsseldorfer Flughafen soll künftig Johannes-Rau-Flughafen heißen. Das haben die Stadt Düsseldorf und die NRW-Staatskanzlei am Samstag bestätigt. Mit dem Namenszusatz soll die "große Lebensleistung" des ehemaligen Bundespräsidenten und NRW-Ministerpräsidenten gewürdigt werden.

 In Düsseldorf erinnert bereits ein Denkmal an Johannes Rau.

In Düsseldorf erinnert bereits ein Denkmal an Johannes Rau.

Foto: Endermann, Andreas

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel (beide SPD) bestätigten am Samstagmittag in einer gemeinsamen Pressemitteilung einen Exklusiv-Bericht unserer Redaktion. Geisel will den Vorschlag, der auch mit Raus Witwe Christina abgestimmt ist, nun dem Rat der Stadt zur Abstimmung vorlegen. 2016 soll der Namenszusatz dann offiziell werden.

Johannes Rau habe NRW wie kein anderer Ministerpräsident geprägt, begründet Hannelore Kraft die Entscheidung in der Pressemitteilung. "Diese große Lebensleistung möchten wir im kommenden Jahr des 70. Bestehens dieses starken Bundeslandes würdigen." Kraft freue es sehr, dass Christina Rau der Namensgebung persönlich zugestimmt habe.

Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel erklärt, der Namenszusatz sei eine "mehr als angemessene Würdigung des NRW-Ministerpräsidenten und späteren Bundespräsidenten Johannes Rau, der das Land so nachhaltig geprägt hat." Die Idee sei in den vergangenen Monaten in vertraulichen Gesprächen sowohl mit Christina Rau als auch mit den Anteilseignern des Flughafens besprochen worden.

Bei der CDU stößt die Namensänderung auf Kritik. Der Düsseldorfer CDU-Chef Thomas Jarzombek hält von der Würdigung Johannes Raus an dieser Stelle nichts. "Es gibt sicher andere Möglichkeiten, Johannes Rau zu ehren. Die Politik sollte sich besser aus der Benennung von Flughäfen heraushalten. "Der alte Name Rhein-Ruhr-Flughafen traf es doch gut", sagt der Bundestagsabgeordnete, "er machte deutlich, dass es in Düsseldorf mehr als einen City-Flughafen gibt."

Rau stünde zudem nicht für besonderes Engagement für den Luftverkehr. "Wenn, dann sollte die Würdigung doch etwas mit dem Menschen zu tun haben."

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Dass die Landesregierung in diesem Zusammenhang das Mannesmann-Hochhaus in Richard-von-Weizsäcker-Haus umbenennen und damit einen CDU-Politiker ehren will, stößt ebenfalls auf die Kritik Jarzombeks. "Das ist und bleibt das Mannesmann-Hochhaus." Beide Entscheidungen haben in den Augen des Politiker "etwas Zwanghaftes".

Die Jüdische Gemeinde in Düsseldorf begrüßt dagegen die Benennung des Flughafens nach Johannes Rau. "Sie werden dazu unter den Juden nur große Freude und breite Zustimmung ohne jedes Wenn und Aber hören", sagt Michael Szentei-Heise, langjähriger Geschäftsführer der Gemeinde.

Rau sei ein großer Freund Israels gewesen, er habe den Zustrom neuer Gemeindemitglieder aus Osteuropa und Russland unterstützt. Er sei zudem immer wieder bei Festen und Veranstaltungen der Gemeinde zugegen gewesen oder auch gekommen, als niemand mit ihm rechnete, etwa bei der Beerdigung der jüdischen Dichterin Rose Ausländer.

Die Turnhalle der Rabin-Schule in Düsseldorf sei in Dank und Anerkennung im November 2003 auf seinen Namen getauft worden. Im Beisein Paul Spiegels, des ebenfalls inzwischen verstorbenen Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, habe sich Rau einmal mehr als begnadeter und humorvoller Redner erwiesen. "Eine Turnhalle auf meinen Namen", sagte Rau und schob nach einer Kunstpause nach: "Ich bin früher 12,8 Sekunden gelaufen - auf 70 Meter."

Die Mettmanner Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Arbeitsausschusses, Kerstin Griese (SPD), freut sich über die Auszeichnung für Johannes Rau. "Ich freue mich sehr, dass ich demnächst vom Johannes-Rau-Flughafen aus nach Berlin zum Bundestag starten kann", sagte Griese unserer Redaktion. "Ich erinnere mich an viele gute Begegnungen in NRW mit Johannes Rau, ich war auch einmal mit ihm in Israel, was mich sehr beeindruckt hat. Er steht für NRW, deshalb passt es sehr gut, dass der Flughafen der Landeshauptstadt nach ihm benannt wird."

Auch der Vizepräsident des NRW-Landtags, Oliver Keymis (Grüne), begrüßt die Entscheidung. "Johannes Rau war in vielem und parteiübergreifend ein echtes Vorbild, vor allem immer persönlich bescheiden, auf Ausgleich setzend, Menschen und Themen zusammenführend", teilte Keymis unserer Redaktion am Samstag mit.

Der Grünen-Politiker verbindet seine Stellungnahme mit der Forderung danach, die Belastung des Umlands durch den Flughafen stärker zu beschränken: "Mit der Wahl von Johannes Rau müssen die Streitigkeiten des Innenstadtflughafens mit dem Umland ein Ende haben, sonst entsteht der Eindruck, man benutze diesen guten Namen, um die immer weiter gehenden Wachstumsforderungen des Airports zu bemänteln."

Achim Post,der Vorsitzende der NRW-Landesgruppe der SPD im Bundestag, sagte unserer Redaktion: "Der Johannes-Rau-Flughafen ist ein Gewinn für Düsseldorf und NRW. Zwei große Menschen aus Nordrhein-Westfalen sind dann endlich Namensgeber für zwei wichtige Flughäfen bei uns: Konrad Adenauer und Johannes Rau. Wenn allerdings der Düsseldorfer CDU-Chef mit seiner Kritik recht hat, es bedürfe in diesem Fall einer besonderen Beziehung zur Luftfahrt, wünsche ich viel Spaß beim Umbenennen von Schulen, Universitäten und Flughäfen."

(jco)
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