Düsseldorf Flüchtlinge werden oft betrogen

Düsseldorf · Laut Verbraucherzentrale werden Schutzsuchenden häufig überteuerte Verträge vermittelt.

Die Verbraucherzentrale hat gestern in Düsseldorf ihren Jahresbericht für das vergangene Jahr vorgestellt. Rund 29.000 Mal wurden die Mitarbeiter 2015 um Rat gefragt. Viele Menschen suchten bei ihnen Hilfe, die unabsichtlich im Internet Verträge abgeschlossen, Probleme bei dem Abbau ihrer Schulden hatten oder eine Rechtsberatung brauchten. Neu hinzugekommen sei, dass immer mehr Flüchtlinge ins Fadenkreuz unseriöser Anbieter geraten.

"Wir haben im vergangenen Jahr bei dieser Zielgruppe einen sprunghaften Anstieg verzeichnet", sagt Ulrike Brunswicker-Hoffmann, Leiterin der Verbraucherzentrale in Düsseldorf. Vielfach hätten die Flüchtlinge in den Unterkünften überteuerte Handy- und Fitnessverträge abgeschlossen, ohne zu verstehen, was sie da unterschreiben. "Besonders stachen Fälle heraus, bei denen Zeitschriftenabonnements in den Unterkünften abgeschlossen wurden und zwar mit Menschen, die kaum bis gar kein Deutsch konnten", sagt Brunswicker-Hoffmann. Um dies zu verhindern bietet die Verbraucherzentrale ein spezielles Angebot für ehrenamtliche Helfer in den Unterkünften an. Es soll die Helfer für solche "dreisten Maschen", wie sie sie nennt, sensibilisieren, da längst nicht jeder abgeschlossene Vertrag per se schlecht sein muss. Denn besonders Handyverträge bräuchten die Flüchtlinge, um kommunizieren und im Internet surfen zu können. Daneben gerieten aber auch viele weitere Düsseldorfer in sogenannte Abofallen, indem sie beispielsweise auf Werbebanner im Internet klickten. "Viele Menschen wissen nicht, dass sie nicht zwangsläufig etwas unterschreiben müssen, um etwas zu kaufen", sagt sie.

Die mit Abstand meisten Probleme hatten die Düsseldorfer aber im Bereich Finanzen. Um die Betroffenen möglichst zügig beraten zu können, arbeiten mehrere Schuldnerberater in der Verbraucherzentrale. Im Vergleich mit anderen Städten steht Düsseldorf durch die finanzielle Förderung der Verbraucherzentrale durch die Stadt recht gut dar. "Im Schnitt warten die Betroffenen hier rund vier Wochen auf eine kostenfreie Beratung. In anderen Städten kann das auch mal ein ganzes Jahr dauern", sagt Ulrike Brunswicker-Hoffmann. Für die Schuldner bedeute das dann meist einen enormen Druck, der sich nicht selten in einer Krankheit ausdrückt. "Menschen mit Schulden werden deutlich öfter krank und leiden besonders an psychischen Erkrankungen, wie Depressionen", sagt Schuldnerberaterin Kathleen Thomas. Aber auch der umgekehrte Fall sei ein gängiges Phänomen. Denn auch gesundheitliche Probleme führten nicht selten in die Überschuldung.

Meist könnten die Betroffenen wegen des wegfallenden Einkommens dann ihre Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen. Zur Schuldenprävention findet daher derzeit die Aktionswoche der Schuldnerberatung statt.

(RP)
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