Düsseldorf Flüchtlinge: Kleiderkammern sind voll

Düsseldorf · Stadt und Hilfsorganisationen geraten wegen der großen Hilfsbereitschaft an ihre Grenzen. Für Kleidung ist kaum noch Platz, wer sich für ein Ehrenamt interessiert, muss oft Geduld mitbringen. Erst langsam verbessert sich die Organisation.

 Das Kleiderlager des Roten Kreuzes in Rath ist randvoll.

Das Kleiderlager des Roten Kreuzes in Rath ist randvoll.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Die schnelle Entwicklung der Flüchtlingskrise und die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung bringen Stadt und Wohlfahrtsverbände an ihre Grenzen. Die Kleiderkammern des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Düsseldorf sind voll, dasselbe vermelden auch Diakonie und andere. "Wir haben ein Überangebot an Sachspenden", sagt DRK-Geschäftsführer Till Nagelschmidt. Derzeit könne man keine weiteren Kleider entgegennehmen, erst zum Winter werde es wieder Bedarf geben. "Dann werden wir einen Extra-Aufruf starten."

 Die RP-Leserinnen Kornelia Heuer (v.l.), Rosemarie Ferber-Schürenberg und Inge Schmerbeck unterstützen ehrenamtlich die Mitarbeiter der Flüchtlingsbeauftragten wie Ilka Köster und Markus Willigalla.

Die RP-Leserinnen Kornelia Heuer (v.l.), Rosemarie Ferber-Schürenberg und Inge Schmerbeck unterstützen ehrenamtlich die Mitarbeiter der Flüchtlingsbeauftragten wie Ilka Köster und Markus Willigalla.

Foto: Andreas Bretz

Das heißt nicht, dass keine weitere Unterstützung von Bürgern willkommen ist. Allerdings sind es oft andere, ganz bestimmte Güter, an denen es derzeit fehlt. "Und es ändert sich täglich, was gebraucht wird", sagt Diakonie-Sprecher Christoph Wand. So habe es zur Ausstattung der Menschen, die mit Sonderzügen ankommen, kürzlich an Duschzeug und Zahnpasta gemangelt - ein Spontanaufruf half, Spender zu mobilisieren. Die Stadt erhofft sich mehr Flexibilität durch ein neues, großes Lager, das sie gerade angemietet hat und gemeinsam mit der Diakonie-Tochter Renatec betreibt.

Mit der Dimension der Flüchtlings-Krise hat auch in den Wohlfahrtsverbänden vor wenigen Monaten noch niemand gerechnet. Die Folgen merken auch Menschen, die sich engagieren wollen. Es fehlt an einer zentralen Organisation für Hilfsangebote, wer etwas spenden will, erhält nicht immer sofort eine Auskunft. Das gilt auch für Interessenten für ein Ehrenamt: Wer sich über das Formular auf der Seite der Flüchtlingsbeauftragten Miriam Koch registrieren lässt oder bei Wohlfahrtsverbänden meldet, muss teilweise Geduld mitbringen - weshalb manche sich beklagen.

Die professionellen Flüchtlings-Helfer wissen um die Probleme und mögliche negative Folgen. "Niemand will Leute verprellen", sagt Oliver Ongaro von "Stay". Beim Dauerstress der vergangenen Monate sei es aber noch nicht gelungen, eine zentrale Koordinierung zu erarbeiten. "Da müssen alle zusammen dran arbeiten."

Eines der wichtigsten Instrumente, das zur Bewältigung der vielen Anfragen bereits geschaffen wurde, ist die zentrale Hotline der Stadt. Siesoll bei allen möglichen Anliegen weiterhelfen. Jetzt gibt es ehrenamtliche Verstärkung: Gestern wurden sechs Frauen, die sich auf einen Aufruf der RP hin gemeldet hatten, im Rathaus begrüßt. Die Frauen, die Büro-Erfahrung mitbringen, unterstützen die hauptamtlichen Mitarbeiter.

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Foto: Kai Jürgens

Die Erfahrungen mit der städtischen Hotline zeigen auch, wie aufwendig es ist, die Hilfsbereitschaft zu koordinieren: Die Hotline verzeichnete in den ersten beiden Wochen 2300 Anrufe. Auch jetzt noch gibt es jeden Tag zahlreiche Anrufe und mehr als 100 E-Mails zu allen möglichen Anliegen - viel Arbeit.

Rund 3000 Menschen sind über das Büro der Flüchtlingsbeauftragten bereits als potenzielle Ehrenamtler registriert. Die Listen werden an die Bezirksvertretungen weitergeleitet, damit sich Helfer im eigenen Stadtteil engagieren können. In mehreren Stadtteilen hat es schon Organisations-Treffen gegeben. Aus dieser Liste wurden auch viele Freiwillige für den Flughafen-Bahnhof gefunden. Besonders Dolmetscher sind dort gefragt.

(arl)
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