Düsseldorf 195 Flüchtlinge in Ex-Vodafone-Zentrale

Düsseldorf · Die ersten Menschen sind ins Mannesmannhaus am Rheinufer eingezogen. Der Bau bietet aus Sicht der Betreuer ideale Bedingungen.

 Mitarbeiter bereiten in der ehemaligen Vodafone-Kantine das Abendessen für die Flüchtlinge vor.

Mitarbeiter bereiten in der ehemaligen Vodafone-Kantine das Abendessen für die Flüchtlinge vor.

Foto: Andreas Endermann

Das denkmalgeschützte Mannesmannhaus am Rheinufer dient jetzt als Notunterkunft für Flüchtlinge. In der Nacht zu gestern sind drei Busse mit insgesamt 195 Menschen aus München angekommen, die nun vorübergehend in dem Gebäude wohnen. Zunächst werden nur die unteren beiden Etagen des Teils zur Berger Allee, der sogenannte Väthbau, genutzt, außerdem das neuere Nebengebäude. An dem vom Architekten Peter Behrens entworfenen ältesten Gebäudeteil zum Rheinufer wird noch gearbeitet, er soll später auch als Unterkunft bezogen werden. Insgesamt könnten bis zu 800 Menschen einziehen, mehr sind wegen des Brandschutzes nicht zulässig.

 Einrichtungsleiter Gregor Michaux-Vignes vor dem Väthbau.

Einrichtungsleiter Gregor Michaux-Vignes vor dem Väthbau.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Die Entscheidung der Bezirksregierung, das Mannesmannhaus für Flüchtlinge zu nutzen, hatte für großes Aufsehen gesorgt. Denn vor allem der 1911/12 für die Mannesmannröhren-Werke AG errichtete Behrensbau ist ein Architekturklassiker mit historischer Bedeutung. Das Gebäude diente bis 1953 als Staatskanzlei und Amtssitz der ersten Landesregierungen Nordrhein-Westfalens. Zudem liegt er in einer 1a-Lage, im Umfeld befinden sich Ministerien und einige der teuersten Wohnungen der Stadt.

Aus Sicht der Betreuer bietet der Bau ideale Bedingungen für eine Notunterkunft, insbesondere im Vergleich zu den Zeltlagern. "Die Infrastruktur ist perfekt", sagt der Einrichtungsleiter Gregor Michaux-Vignes. Erst vor rund drei Jahren ist der Mannesmann-Nachfolger Vodafone ausgezogen, das 8000 Quadratmeter große Gebäude befindet sich in sehr gutem Zustand.

Es verfügt unter anderem über eine Kantine und eine Kita, die bereits zum Spielzimmer umfunktioniert wurde. Duschen wurden eingebaut, vor allem wegen des Brandschutzes fielen auch viele weitere Arbeiten an. Die Menschen wohnen in ehemaligen Büroräumen, teilweise sind es nun größere Schlafsäle für alleinreisende Männer, teilweise eigene Räume für Familien. Die Unterkunft ist zunächst für sechs Monate geplant, eine Verlängerung ist angesichts der hohen Zahl von ankommenden Flüchtlingen aber nicht unwahrscheinlich.

Betreiber ist der in Duisburg ansässige Verein ZOF, der auch für mehrere weitere Notunterkünfte des Landes verantwortlich ist. In der vergangenen Woche hatte er sich auf den Einsatz in Düsseldorf vorbereitet. Rund 70 Mitarbeiter sind unter anderem für Betreuung, Security und Essensausgabe zuständig. Die Mahlzeiten werden derzeit angeliefert, da die Küche noch nicht in Betrieb ist. Der Verein achtet darauf, dass viele Mitarbeiter mit Migrationshintergrund eingesetzt werden, damit sie mit den Flüchtlingen in ihren Landessprachen kommunizieren können.

(arl)
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