Düsseldorf-Süd Flüchtlinge: aktive Sportplätze jetzt tabu

Düsseldorf-Süd · Gestern wurde Wersten 04 informiert, dass die Zelthallen doch nicht kommen. Zunächst sollten sie dann auf die Anlage der SG Benrath-Hassels. Nach starkem Protest wurde auch das gecancelt. Jetzt geht's auf den Ex-Sportplatz Itterstraße.

Düsseldorf-Süd: Flüchtlinge: aktive Sportplätze jetzt tabu
Foto: gött

Über einige Stunden befand sich Wolfgang Monski, Vorsitzender der SG Benrath-Hassels, gestern früh in Schockstarre. Gerade erst hatte er den Anruf eines Mitarbeiters vom Sportamt entgegengenommen, dass die beiden Zelthallen für die Unterbringung von 300 Flüchtlingen nun doch nicht nach Wersten auf den Ascheplatz der 04er sollen, sondern auf die Bezirkssportanlage Am Wald. Begründung: Die Sportanlage am Scheideweg sei vom Sportamt gar nicht für solch eine Nutzung freigegeben worden, sie sei dafür nicht geeignet. Diese Nachricht sorgte gestern in der Frühe in Wersten für riesige Erleichterung.

Die Entwarnung für die SG Benrath-Hassels kam ein paar Stunden später durch einen weiteren Anruf: diesmal von der städtischen Flüchtlingsbeauftragten Miriam Koch selbst. Die teilte Monski mit, dass man auch von diesem Plan Abstand genommen und nun andere Standorte im Blick habe, unter anderem den früheren Sportplatz an der Itterstraße neben den Schulen. Am Nachmittag stand fest, dass diese Prüfung positiv verlaufen ist.

Zwischen den beiden Anrufen waren die Telefondrähte im Stadtbezirk 9 heiß gelaufen. Mit dem richtigen Ausgang für die SG: "Wenn das so gekommen wäre, wie uns das noch am Morgen mitgeteilt wurde, dann wäre unser Verein darüber kaputt gegangen", sagt Monski. Auf dem Gelände wird derzeit an der Fertigstellung des Sportkindergartens sowie des Gesundheits- und Bewegungszentrums "Hassels fit" gearbeitet. Die große Sorge war, dass der Betreiber des Sportstudios rechtliche Schritte gegen den Verein einleitet. Denn mit diesem läuft dessen Vertrag. Die SG Benrath-Hassels wiederum hat die Bezirkssportanlage von der Stadt gepachtet. "Ich habe Frau Koch gefragt, wie sie sich das rechtlich vorstellt. Man kann doch auch keinem Mieter einer Drei-Zimmer-Wohnung sagen, dass eines davon jetzt anderweitig untervermietet wird", sagt Monski.

Weil das Areal derzeit Großbaustelle ist, hatte der Verein bereits den Schulen mitgeteilt, dass dort in den nächsten Monaten kein Schulsport möglich sei. Wie das hätte gehen sollen, dass im größten Arbeitsgewühl 300 Flüchtlinge auf der Anlage gelebt hätten, das hatte sich Monski gar nicht vorstellen können.

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"Bei der Entscheidung für die Fläche am Scheideweg hat unsere interne Arbeitsgruppe leider einen Fehler gemacht", räumt die Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch auf RP-Anfrage ein. Das habe auch daran gelegen, dass an der Sitzung am Donnerstag kein Vertreter des Sportamts teilgenommen habe. Die Anlage von Wersten 04 habe zwar auf der Liste der Standorte gestanden, die für Flüchtlingsunterbringung geprüft werden, sie komme aber nicht in Frage, weil sie aktiv von einem Sportverein genutzt werde. "Wir können schließlich nicht die Schulsporthallen freigeben und auf der anderen Seite eine genutzte Sportanlage belegen", sagt Koch die Sätze, die am frühen Freitagmorgen bei Wersten 04 für Erleichterung gesorgt hatten. Gleiches galt im Laufe des späteren Vormittags auch für die Bezirkssportanlage Am Wald. Eingeschaltet hatte sich unter anderem der stellvertretende Bezirksbürgermeister Udo Skalnik (SPD), der bis zu seiner Pensionierung im vergangenen Jahr über viele Jahre das Sportamt geleitet hat. Er kann über dieses Kommunikations-Chaos nur den Kopf schütteln: "Das war unprofessionell." Er könne nicht nachvollziehen, dass die beiden stark genutzten Sportanlagen in Wersten und Benrath überhaupt auf der Liste der möglichen Standorte gestanden habe. "Ich habe Frau Koch vor Monaten eine Liste mit aus meiner Sicht geeigneten Grundstücken im gesamten Stadtgebiet gegeben", berichtet Skalnik.

Darunter seien viele Sportanlagen, die brach lägen, wie etwa der Platz an der Itterstraße neben dem Schulkomplex. Dort soll nun im Laufe der kommenden Woche mit dem Aufbau der Zeltanlagen begonnen werden. Bis Ende Oktober sollen sie als Notbehelfsunterkünfte genutzt werden. In einer Pressemitteilung der Stadt von gestern Nachmittag heißt es: "Nach weiteren Untersuchungen haben sich die Rahmenbedingungen des Standorts an der Itterstraße als geeigneter herausgestellt."

Neben dem Areal in Holthausen fallen Skalnik spontan weitere Flächen ein: ein aufgegebener Sportplatz in Kaiserswerth, in Stockum ein ebenfalls aufgegebenes Schulsportgelände oder der frühere Platz des FC Tannenhof. Die ehemaligen Sportanlagen am Kargweg in Holthausen und an der Schimmelpfennigstraße in Benrath, die mit auf Skalniks Liste stehen, hat die Stadt als Containerstandorte verplant. Doch deren Umsetzung dauert noch. Eigentlich hätten Containereinheiten nach den Ferien fertig sein sollen. Jetzt wird es Oktober. Das Containerdorf an der Benrodestraße hat die Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz im Auftrag der Stadt auf ihrem Gelände errichtet.

Auch im Stadtbezirk 9 sieht der SPD-Mann noch mögliche Flächen, die allesamt besser geeignet sind als aktiv genutzte Sportanlagen: die Wiese an der Orangerie, auf der in zwei Wochen der Trödelmarkt der Aktionsgemeinschaft stattfindet, ein nicht genutzter Bereich des Benrather Freibades sowie die daneben liegende Freifläche, die Kleingarten-Erweiterungsfläche an der Hildener Straße, wie auch den nicht mehr genutzten Bereich des Friedhofs in Itter.

(RP)
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