Ferien-Report Flingerntal: Von der Bewohnerin zur Betreuerin

Düsseldorf · Basma Rayyan hat sieben Sommer in der Kinderstadt Flingerntal gewohnt. Jetzt ist die 15-Jährige als Betreuerin dabei.

 Basma Rayyan (r.) war früher selbst als Kind in der Freizeit. Jetzt ist sie Betreuerin und hilft einem Mädchen mit den Pedalos.

Basma Rayyan (r.) war früher selbst als Kind in der Freizeit. Jetzt ist sie Betreuerin und hilft einem Mädchen mit den Pedalos.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

flingern Das Wetter ist gestern einfach perfekt. Gut, dass die Bewohner der Kinderstadt Flingerntal den Vormittag über frei haben und nach Lust und Laune spielen können, bevor es später auf den Ausflug in die Esprit-Arena geht. Basma Rayyan passt auf, dass die Kinder sich alle schön mit Sonnenmilch eincremen. Die 15-Jährige weiß ganz genau, worauf sie zu achten hat und welche Regeln es für die Teilnehmer gibt, da sie sieben Sommer lang selbst beim Flingerntal mitgemacht hat.

Die Zeltstadt auf der Bezirkssportanlage in Flingern ist ein Ferienangebot für Sechs- bis Vierzehnjährige. Insgesamt 286 Kinder spielen dieses Jahr gemeinsam das Leben in einer Stadt nach - mit eigener Währung und Steuern. 30 Betreuer, darunter Basma, kümmern sich darum, dass bei den Ausflügen keiner verloren geht und es bei den verschiedenen Workshops keine Verletzte gibt.

"Eigentlich hätte Basma gar nicht als Betreuerin helfen können. Bei uns gab es nämlich immer die Regel, dass zwischen der letzten Teilnahme und dem Einstieg als Betreuer über ein Jahr liegen soll", erklärt Sozialpädagoge Marcus Königs von Flingern mobil, der das Ferienprojekt leitet. "Durch die Pause ist aber oft der Kontakt zu den Kindern abgebrochen, deshalb die Änderung", so Königs.

Bisher musste Basma Rayyan in ihrer Gruppe, die aus 18 Kindern besteht, noch nicht oft durchgreifen. "Ab und zu muss ich laut werden, wenn es zu Streitereien kommt, aber das ist ganz normal", sagt die Schülerin. Aus ihrer Zeit in der Zeltstadt weiß sie, dass kleinere Meinungsverschiedenheiten normal sind. Ihr Alter ist für die anderen Kinder kein Problem. "Ich wirke zum Glück älter, weshalb ich als Autoritätsperson respektiert werde", meint Basma mit einem Lächeln. Manchmal kann sie ihre Rolle als Betreuerin aber selbst nicht ganz ernst nehmen. "Ein paar Freunde von mir machen auch mit, denen kann ich nur schwer etwas sagen."

Für Basma Rayyan waren die drei Wochen in der Kinderstadt immer das Highlight in den Sommerferien. Besonders gut kann sie sich an das Jahr erinnern, als sie bei einer Stadtrallye nach Pippi Langstrumpf suchen sollte. Bei einer anderen Ferienaktion als dem Flingerntal wollte die 15-Jährige nie mitmachen. "Mir gefällt die Atmosphäre auf dem Platz hier einfach gut. Die Zeltstadt ist von der Größe her auch genau richtig."

Am Dienstag ist Basma mit ihrer Gruppe im Südpark auf dem Wasserspielplatz gewesen. Auf dem Weg dahin ist sie mit den Kindern auch am Düsseldörfchen vorbeigekommen. "Meine Gruppe war zwar neugierig, was für eine Stadt das ist. Aber wir waren uns alle einig, dass es bei uns schöner ist", sagt die 15-Jährige. "Die Kinder hätten die Bewohner des Düsseldörfchens am liebsten alle zu sich in die Zeltstadt eingeladen."

Obwohl Basma Rayyan das Flingerntal so gut gefällt, hat sie einen Verbesserungsvorschlag auf Lager. Da abends immer viel Müll auf dem Sportplatz liegt, schlägt sie vor, eine Müllrunde zu veranstalten. Dabei sollen zwei Kinder den Unrat einsammeln und sich als Belohnung ein Eis abholen können. "Solche Ideen helfen uns als Projektleiter natürlich weiter", meint Marcus Königs, der Basmas Unterstützung am Ende mit einem kleinen Zeugnis belohnen wird.

Dass die 15-Jährige für ihre Arbeit als Betreuerin kein Geld bekommt, stört sie nicht. "Ich mache hier mit, weil es Spaß macht", sagt sie. Auch im nächsten Jahr möchte sie wieder als Betreuerin dabei sein, da sie die Sommerferien sowieso in Düsseldorf verbringen wird. Basma Rayyan kann sich gut vorstellen, nach der Schule weiter mit Kindern zu arbeiten: "Entweder werde ich Sozialarbeiterin oder Erzieherin."

(sdt)
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