Düsseldorf Fiskus will Düsseldorfs älteste Registrierkasse abschaffen

Düsseldorf · Beim Herrenausstatter Wirschke wird mit einer 70 Jahre alten Kasse gearbeitet. Ende 2016 werden elektronische Kassen Pflicht.

 Constantin (l.) und Clemens Wirschke mit der alten Regna-Registrierkasse aus dem Jahr 1946. Viele Kunden sprechen die Händler darauf an.

Constantin (l.) und Clemens Wirschke mit der alten Regna-Registrierkasse aus dem Jahr 1946. Viele Kunden sprechen die Händler darauf an.

Foto: Andreas Bretz

80 mechanische Tasten lassen heutige Smartphonenutzer vor Ehrfurcht erstarren. Genau so viele Tasten hat die Kasse des Düsseldorfer Herrenausstatters Wirschke an der Steinstraße. Sie machen ein metallisches Geräusch, das viele an den Einkauf mit den Eltern in der Kindheit erinnern dürfte, als es noch keine Scannerkassen oder ähnliches gab. Die erste Reihe ist mit Buchstaben gekennzeichnet. "Damit wurde früher markiert, wer den Vorgang abkassiert hatte, jeder Verkäufer eine andere Letter", sagt Clemens Wirschke, der mit seinem Bruder Constantin heute das Traditionsunternehmen leitet. Die zweite Reihe ist für Zehntausender, dann folgen Tasten für Tausender-, Hunderter-, Zehnerschritte und so weiter. Gewöhnungsbedürftig für den Einsteiger. Aber anders damals mechanisch nicht machbar, als die Kasse vor genau 70 Jahren an den Start ging. Damals wurde das Herrenausstatter-Geschäft vom Großvater der beiden Brüder gegründet, Klemens Wirschke, und zwar zunächst in West-Berlin, Charlottenburg, Wilmersdorfer Straße. Im Jahr 1946 galt noch die alte Währung, so dass die Münzen und Noten auf Reichsmark lauteten, die als erste in das Kassenfach fielen.

Beim Umzug der Wirschkes nach Düsseldorf gab es mit der Adresse Graf-Adolf-Straße 44 nicht nur einen neuen Standort, sondern auch eine neue Währung in der Kasse, die damals noch blutjunge D-Mark. Und die voll mechanische Kasse sollte noch viele Umzüge mitmachen: über die Berliner Allee, wo bis vor kurzem ein Kaufhof war, zur Königsallee und schließlich zum heutigen Standort an die Steinstraße im Jahr 1977. Welche berühmten Personen in die alte Kasse, Marke Regna einbezahlt haben? Die Wirschkes sprechen nicht gern über die Kundschaft, Diskretion gehört zum Geschäft. Aber einige nennen sie doch, Peter Alexander zum Beispiel, Alt-Bundespräsident Walther Scheel, Caterina Valente und sogar Carl Schiller, Wirtschafts- und Finanzminister in den 1960er und 1970er Jahren und Erfinder des Magischen Vierecks, das in der Volkswirtschaftslehre die vier wirtschaftspolitischen Ziele Nachkriegsdeutschlands darstellt.

Doch ausgerechnet im Jubiläumsjahr könnte es um die alte Kasse geschehen sein. Ende des Jahres wird für Bargeld die elektronische Kasse Pflicht. Die alte Regna ist dann nicht mehr erlaubt. "Zurzeit suchen wir noch händeringend nach einer Möglichkeit, sie digital umzurüsten", sagt Constantin Wirschke. Dabei aber würde das alte Schätzchen wohl zerstört. "Wenn es nicht klappt, dann muss der Glücksbringer wohl ein Ausstellungsstück im Laden werden. Traurig aber wäre das schon", sagen die Wirschkes.

(tb.)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort