Obachlose in Düsseldorf Fiftyfifty wehrt sich gegen Hetze

Düsseldorf · Die Finanzierung eines Hauses für Flüchtlinge durch die Obdachloseninitiative Fiftyfifty schlägt hohe Wellen. Betroffene beschweren sich nun, dass sich die Organisation nicht mehr um sie kümmere. Fiftyfifty weist die Vorwürfe von sich.

Obachlose in Düsseldorf: Fiftyfifty wehrt sich gegen Hetze
Foto: Endermann, Andreas (end)

Bevor die Flüchtlinge kamen, sah die Welt des Mannes, der sich Werner K. nennt, anders aus. Da ging er zur Arbeit, "weil sich Millionen Hartz-4-Empfänger auf mich verlassen". Bei Facebook postete er auch Frauen- und Schwiegermutterwitze.

Jetzt kündigt er schon mal der Kanzlerin den Job und will nie mehr ein Fiftyfifty-Heft kaufen, weil die Düsseldorfer Obdachlosenhilfe ein Haus für Flüchtlingsfamilien bereitgestellt hat. Die "für jede Kleinigkeit dankbaren deutschen Obdachlosen" müssten von Fiftyfifty als die "wirklichen Hilfsbedürftigen" erkannt werden.

K. ist nicht allein. Carla S., die Pegida und den Zoo in Leipzig mag, unterstellt Fiftyfifty sogar "Menschenverachtung" und "Deutschhass". Schließlich baue Fiftyfifty für deutsche Obdachlose keine Häuser. Das ist so falsch wie die Zahlen, mit denen sie argumentiert, aber das spielt bei Facebook keine Rolle. Ein Herr aus Hessen bezweifelt da öffentlich, dass der Bau eines Flüchtlingshauses mit Fiftyfiftys Satzung vereinbar ist, ein anderer behauptet, in Düsseldorf stünden Obdachlose frierend vor komfortablen Flüchtlingsheimen Schlange.

Der geballte Hass, der Fiftyfifty für sein neuestes Projekt entgegenschlug, hat Hubert Ostendorf entsetzt. Er stellt in einem Rundschreiben an alle Unterstützer klar, dass die Düsseldorfer Obdachlosenhilfe seit 20 Jahren für Arme und Obdachlose gleich welcher Nationalität da ist. "Ich empfinde als kaltherzig, die Interessen ausgegrenzter Menschen gegeneinander auszuspielen", schrieb Ostendorf auch den Facebook-Hetzern und verwies auf Gerhard Richter, der sechs Bilder für die Finanzierung des Flüchtlingshauses stiftete. Inzwischen treten immer mehr Unterstützer bei Facebook den Tiraden gegen Fiftyfifty und das Flüchtlingshaus entgegen.

(RP)
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