Düsseldorf Falsche Polizisten betrügen per Telefon

Düsseldorf · Das Landeskriminalamt warnt vor einem Trick, mit dem angebliche Beamte vor allem Senioren erst einschüchtern, ihnen dann Geld und Wertsachen abnehmen. Die Fälle häufen sich. In Bilk durchschaute eine Frau die Masche.

 Der Seniorenbeauftragte der Polizei, Lutz Türk, informiert in Seminaren über die aktuellen Tricks. Termine und Informationen unter 0211 8706881.

Der Seniorenbeauftragte der Polizei, Lutz Türk, informiert in Seminaren über die aktuellen Tricks. Termine und Informationen unter 0211 8706881.

Foto: B. Schaller

Der Mann am Telefon klang seriös. Er heiße Christian Schultz, sagte er am späten Samstagabend zu einer Frau in Bilk, und er sei Polizeibeamter in Düsseldorf. "Haben Sie alle Türen und Fenster fest verschlossen?", fragte er. Und erklärte: "Bei ihnen wird gerade versucht einzubrechen. Wir wissen das, weil es sich um eine internationale Bande handelt, die wir seit einer Weile observieren." Weil die angerufene Frau nicht sofort in Panik verfällt, sondern misstrauische Nachfragen stellt, sagt der falsche Polizist schließlich nur noch: "Ich melde mich wieder" und legt auf.

"Er hat sich nicht noch einmal gemeldet", sagt Polizeisprecher Markus Nieszcery. Der Betrüger hatte wohl gemerkt, dass er bei der Frau in Bilk nicht weiterkommen würde, dass sie, im Gegenteil, womöglich die Polizei einschalten würde, und den Betrugsversuch daher aufgegeben. Hätte sich die Frau von dem vermeintlichen Polizisten tatsächlich in Angst versetzen lassen, würde der ihr angeboten haben, gleich ihre Wertsachen abzuholen und in Verwahrung zu nehmen, bis die Einbrecherbande gefasst ist.

Erst vergangene Woche hat das Landeskriminalamt vor der Masche gewarnt, die aktuell vor allem im Großraum Köln benutzt wird. Besonders perfide: Die Anrufer nutzen einen technischen Trick, mit dem sie fremde Telefonnummern im Display anzeigen lassen können - etwa die der örtlichen Polizeidienststelle oder die Notrufnummer 110. Was für Uneingeweihte den Anschein der Echtheit unterstreichen soll, ist dabei ein Punkt, der den Trick verrät. Denn erstens ruft die Polizei niemals von der Notrufnummer aus an. Und zweitens ist auch die dienstliche Behördennummer - in Düsseldorf 8700 - nie im Display zu sehen, wenn von dort aus angerufen wird.

Die Täter geben sich aber nicht nur als Polizisten aus. Auch als Staatsanwälte, Zoll- oder Finanzbeamte haben sich Betrüger schon am Telefon vorgestellt und behauptet, bei gefassten Einbrechern sei die Adresse des Angerufenen gefunden worden, weshalb man sofort eine Liste der vorhandenen Wertsachen und deren Verstecke brauche. Angebliche Finanzermittler erschrecken die Angerufenen mit der Feststellung, auf ihren Konten sei Schwarzgeld entdeckt worden, und verlangen Bankdaten oder Bargeld zur Klärung der Vorwürfe. Die Anrufer sind routiniert im Amtsdeutsch, das sie akzentfrei sprechen, und sie reden in der Regel so eindringlich auf potenzielle Opfer ein, dass die kaum die Chance haben, über die Glaubwürdigkeit nachzudenken.

Landesweit ist so bereits ein Schaden in Millionenhöhe entstanden, heißt es beim Landeskriminalamt, das inzwischen mit Unterstützung der Ärztekammer Nordrhein eine Plakataktion in Wartezimmern gestartet hat, um auf das Thema hinzuweisen. Auch Banken hat die Polizei bereits informiert und um erhöhte Sensibilität gebeten, wenn vor allem Senioren plötzlich größere Mengen Bargeld abheben. Denn auch das gehört zu den Tricks: Die falschen Polizisten reden den Angerufenen ein, ihr Banksachbearbeiter gehöre einem Betrügerring an, und sie sollten ihr Geld in Sicherheit bringen, bevor der verbrecherische Bänker es veruntreuen könne.

Die Warnung der Polizei geht nicht nur an Senioren. "Geben Sie niemals Geld oder Wertsachen einem Fremden, auch nicht einem angeblichen Polizisten. Und prüfen Sie durch Rückrufe bei der echten Polizei, ob sie es wirklich mit einem Beamten zu tun haben."

(RP)
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