Düsseldorf Ex-Kripochef fordert neue Gesetze

Düsseldorf · Jürgen Schneider verabschiedete sich am Mittwoch in den Ruhestand. 12 Jahre lang war er Chef der Düsseldorfer Kriminalpolizei, 43 Jahre lang Polizist.

 Polizeipräsident Norbert Wesseler (l.) mit Jürgen Schneider.

Polizeipräsident Norbert Wesseler (l.) mit Jürgen Schneider.

Foto: A. Bretz

Er kennt den Frust seiner Beamten, die täglich Kriminellen begegnen, die sie erst kurz zuvor festgenommen haben. Aber er teilt ihn nicht, sagt Jürgen Schneider. "Jeder Polizist hat einen Eid auf Recht und Gesetz geleistet. Und die Gesetze sind wie sie sind."

Was nicht heißen soll, dass sie nicht auf den Prüfstand gehörten. Über die Einstufung von Einbruch als Verbrechen wird bereits diskutiert, und am Beispiel der schwer zu überführenden Silvester-Grapscher, könnte sich der Kriminalist gut vorstellen, das bloße Dabeisein in einer Gruppe, aus der heraus Einzelne Straftaten begehen, unter Strafe zu stellen.

Ihn selbst werden etwaige Veränderungen nicht mehr betreffen. Seit Mitternacht ist er nicht mehr Leiter der Düsseldorfer Kriminalpolizei, nicht mehr Beamter und nach 43 Jahren im Beruf auch kein Polizist mehr.

Er gehe gern, sagt der 62-Jährige, dessen polizeilicher Lebenslauf durch ein Stück Zeitgeschichte führt: 1973 Ausbildung bei der Kripo Bonn, gleich nach dem Abi ging das damals noch, der erste Job im Betrugsdezernat. Eine Weile mit einer Soko auf der Spur bundesweit agierender Medikamentenfälscher, und dann war auch schon der deutsche Herbst 1977, und der junge Schneider einer von Unzähligen, die auf sämtlichen Behördenebenen versuchten, den entführten Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer zu retten. Das misslang, aber der Fall Schleyer sei, im Hinblick auf die spätere Organisation von Großfahndungen bei der Polizei ein Segen gewesen, sagt Schneider sachlich.

Die große Klappe des Rheinländers habe er sich zwar angewöhnt, aber wenn es um Emotionen geht oder um das viele Schlimme, das er als Fahnder, als Mordermittler und in der Kriminalwache zu Gesicht bekommen hat, dann ist er ganz der gebürtige Sauerländer, "ich mache die Dinge mit mir selbst aus", sagt er. Sein Berufsmotto: Mitgefühl ja, Mitleid nein.

Als Spezialist für eben jene polizeilichen Großlagen war Schneider später kaum noch in der ersten Reihe, eher der Typ, der im Krimi den Fahnder an die Spesenabrechnung erinnert, sagt er, aber das ist nur die halbe Wahrheit: Er ist der, der im Hintergrund die Fäden zog, Personal einteilte und beispielsweise entschied, ob und wann ein SEK ein Haus stürmen sollte.

Als Einsatzleiter trug er die Verantwortung, als 2009 ein Rentner in Schwalmtal Amok lief, weil sein Haus versteigert werden sollte. Vom Amoklauf eines Chinesen, der vor zwei Jahren in Düsseldorf zwei Anwälte ermordete und deren Kanzlei anzündete, kennt er bis heute alle Details.

Dass den Bürgern die spektakulären Fälle weniger am Herzen liegen als die alltägliche Kriminalität, weiß er natürlich, verweist auf zahlreichen Maßnahmen und einzelne Erfolge und hinterlässt seinem Nachfolger einen Rat: "Wir müssen uns noch stärker um Prävention kümmern." Der Nachfolger steht schon fest: Markus Röhrl kommt aus dem LKA, ist Spezialist für Internetkriminalität.

(sg)
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