Kolumne die Woche in Düsseldorf Erste letzte Chance für Jarzombek

Düsseldorf · Der Mann, der am Montag als CDU-Parteichef wiedergewählt werden möchte, geht gestärkt von vielen Ortsverbänden ins Rennen. Er wirkt aber auch so angeschlagen, dass seine Gegner bis zuletzt keine Gelegenheit zur Attacke auslassen.

Kolumne die Woche in Düsseldorf: Erste letzte Chance für Jarzombek
Foto: Endermann, Andreas (end)

Natürlich fällt sein Name nicht, aber es ist allen, die es angehen könnte, sehr wohl bewusst, wen Sylvia Pantel auf ihrer Facebook-Seite meint. Sie weist dort auf eine Pressemitteilung des Arbeitsgerichts hin, das Ende Juli über die Kündigung einer Sachbearbeiterin der CDU-Geschäftsstelle verhandelt. Dazu schreibt Pantel: "Politische Führungspersönlichkeiten müssen durch Integrität im Handeln überzeugen. Ich kann bis heute nicht nachvollziehen, warum so mit unserer beliebten Mitarbeiterin umgegangen wird."

Die Führungspersönlichkeit, die Pantel damit anspricht, ist Parteichef Thomas Jarzombek, der zwei Tage vor der Vorstandswahl gleichermaßen stark und schwach wirkt. Bis auf zwei Ausnahmen haben alle wesentlichen Repräsentanten der Düsseldorfer Christdemokraten erklärt, Jarzombek am Montag zu unterstützen. Demnach kann er im Duell mit Heidrun Leinenbach auf eine deutliche Mehrheit hoffen. Seine Kontrahenten halten ihn dennoch offensichtlich für so schwach, dass sie ihren Kampagnen entscheidende Wirkung zutrauen.

Wie ist dieses doppelte Bild zu erklären? Jarzombeks Stärke resultiert aus seiner perfekten Kenntnis der Partei und aller Mittel, die man für Erfolge dort braucht. Er ist 1989 als 16-Jähriger in die Junge Union eingetreten und hat von Bezirksvertretung bis Bundestag, von Junge-Union- bis Partei-Vorsitz alle Stationen durchlaufen. Wann immer es darum ging, sich intern für einen Posten durchzusetzen, wusste er, wie man sich Mehrheiten organisiert. Er wusste, wem er welches Amt oder welche Kandidatur in Aussicht stellen musste, um dessen Rückhalt zu erhalten. Und er hat sich den Ruf erarbeitet, sich an seine Versprechen zu erinnern.

Während er auf diesem Weg viele erste Chancen erhielt (als Landtagsabgeordneter, als Bundestagsabgeordneter, als Parteichef), steht der Montag für seine erste letzte Chance. Wenn er wiedergewählt wird, hat er zwei Jahre Zeit, sich als starker Parteichef zu beweisen, sonst werden diejenigen, die ihm bisher unterlegen waren, aus der Deckung kommen und seine Schwächen erfolgreich gegen ihn wenden.

Die Schwäche ist eng mit dem 25. Mai 2014 verbunden. Wenn es einen Mann gab, der nach der ersten Runde der Oberbürgermeister-Wahl noch schlechter aussah als Dirk Elbers, war es Thomas Jarzombek. Auf den Fall, dass Elbers nicht die absolute Mehrheit im ersten Wahlgang holt, war der CDU-Vorsitzende offenbar nicht vorbereitet. Er hatte keine Truppen organisiert, die mit Schlachtrufen ein Jetzt-erst-recht-Gefühl heraufbeschworen, seine Wortbeiträge hielten den größten möglichen Abstand zur Bedeutung des Worts Ruck, Plakate und Slogans für die Stichwahl gab es auch nicht.

Aus diesem größten Fehler seiner Amtszeit hat Jarzombek gelernt. Er hat die lokalen Verbände seiner Partei besucht und die Niederlage dort erörtert. Dass die CDU-Fraktion im Stadtrat mit ihrer Oppositionsrolle nicht zurechtkommt, ist nur in sehr bedingtem Maße Schuld des Parteivorsitzenden. Die Schwächen aber, die er im Mai und Juni des vergangenen Jahres gezeigt hat, beflügelt diejenigen, die bis heute nicht verwunden haben, dass sie ihm bei der Vorstandswahl im Februar 2014 unterlegen waren. Man muss es klar sagen: Jarzombek mag sich keine besondere Mühe geben, den Streit im Vorstand zu beenden. Aber angefangen hat er ihn nicht.

(RP)
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