Düsseldorf Erinnerung an Opfer des NS-Regimes

Düsseldorf · Kalkum gehört zu den fünf Orten, an denen mit Denkmälern an KZ-Häftlinge erinnert wird. Diese hatten im Norden der Stadt als Bombenräumer gearbeitet und gewohnt.

 Das neue Denkmal an der Kalkumer Schlossallee zeigt einen Torbogen aus Kettengliedern und die Silhouette eines KZ-Häftlings.

Das neue Denkmal an der Kalkumer Schlossallee zeigt einen Torbogen aus Kettengliedern und die Silhouette eines KZ-Häftlings.

Foto: Andreas Endermann

Ein neu an der Kalkumer Schlossallee aufgestelltes Denkmal zeigt einen Torbogen aus Kettengliedern mit Torflügeln aus Gitterstäben, hinter denen die Silhouette eines KZ-Häftlings zu sehen ist. Es soll, wie vier weitere identische Denkmäler im Stadtgebiet, an die ehemaligen Standorte der KZ-Außenlager in Düsseldorf erinnern. Mit zusätzlichen Informationstafeln wird der historische Hintergrund erklärt.

Zwischen 1942 und 1945 bestanden in Düsseldorf fünf KZ-Außenlager der Konzentrationslager Buchenwald und Sachsenhausen. Tausende KZ-Häftlinge wurden im Auftrag der Stadt und der Firma Rheinmetall unter unmenschlichen Bedingungen als Zwangsarbeiter eingesetzt. Dort, wo der alte Kalkumer Bahnhof stand, war das sogenannte Bombenräumkommando Kalkum untergebracht. Dabei handelte es sich um eine Einheit der Luftwaffe, die aus hoch qualifizierten Feuerwerkern bestand. Zuständig war sie für den Düsseldorfer Norden und angrenzende Gebiete.

Unterstützt wurden die Soldaten bei der Arbeit von Zuchthaus-Insassen aus Lüttringhausen, die in erster Linie politische Gefangene waren. Diese mussten nach Luftangriffen die rund 20 Prozent nicht gezündeten Bomben freigraben, damit die Spezialisten diese entschärfen konnten. Das war eine lebensgefährliche Aufgabe, bei der immer wieder Soldaten und Häftlinge ums Leben kamen. Nach besonders schweren Angriffen, wie beispielsweise Pfingsten 1943 oder Allerheiligen 1944, wurden der Kalkumer Gruppe Insassen des KZ-Außenlagers Kirchfeldstraße zur Verstärkung unterstellt.

Die KZ-Insassen wurden dafür mit Lkw zu ihrem Einsatzort gebracht, hatten aber weiterhin ihre Unterkunft in der Stadtmitte. Im März 1945 wurden die KZ-Häftlinge nach Buchenwald verlegt. Den langen und gefährlichen Rückmarsch, der zu Fuß erfolgte, dürften viele nicht überlebt haben.

Eine juristische Aufarbeitung der Verbrechen, die in den KZ-Lagern passierten, scheiterte. Kaum jemand wurde nach dem Krieg für Misshandlungen an den Häftlingen, die häufig zum Tode führten, zur Rechenschaft gezogen. Die Bezirksvertretungen, auf deren Gebiet die KZ-Außenlager während der NS-Zeit bestanden, haben 2014 die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf beauftragt, zumindest die Geschichte der Lager zu erforschen und zu dokumentieren. Denn diese war in Vergessenheit geraten und mit dem Projekt soll nun die Erinnerung an dieses dunkle Kapitel Düsseldorfer Stadtgeschichte wachgehalten werden.

Die Bezirksvertretung 5 hat zudem 5000 Euro für das Erinnerungsdenkmal an der Kalkumer Schlossallee zur Verfügung gestellt. Dieses wurde in einem stadtweiten Projekt von rund 100 Schülern, unter anderem auch des Kaiserswerther St. Suitbertus-Gymnasiums, in Zusammenarbeit mit der Mahn- und Gedenkstätte und mit Hilfe des Stadtarchivs entworfen und soll in einem kleinen Festakt demnächst eingeweiht und vorgestellt werden.

Peter Henkel, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte an der Mühlenstraße 29, hat zudem die Geschichte der Düsseldorfer KZ-Außenlager in einem reich bebilderten Buch festgehalten. Außerdem haben die Schüler die Website webdefence.global.blackspider.com mit umfangreichen Informationen, vielen Daten und Bildern zu dem Projekt und den Lagern, dem Lagersystem und der Aufarbeitung der Geschichte erstellt.

(brab)
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