Serie So Klingt Düsseldorf Erfolgsmodell in den höchsten Tönen

Düsseldorf · Der Senioren-Chor "Die Spätzünder" wurde erst 2014 gegründet, hat aber schon mehr als 100 Mitglieder.

 "Die Spätzünder" bei ihrem Auftritt im Bilker Seniorenzentrum Kronenhaus.

"Die Spätzünder" bei ihrem Auftritt im Bilker Seniorenzentrum Kronenhaus.

Foto: Andreas Bretz

Stadtmitte Jeder Sänger weiß um die Kraft der Töne: Singen macht glücklich. Aber auch die Wissenschaft hat bewiesen, dass Singen die Produktion der Glückshormone ankurbelt, das Immunsystem stärkt und Stress abbaut. So gesehen fördern "Die Spätzünder" bei ihren wöchentlichen Proben und regelmäßigen Auftritten auch die eigene Gesundheit. Ein Erfolgsmodell - in den höchsten Tönen.

Er ist noch ziemlich jung, der Chor der Oldies. Erst im Sommer 2014 von der Düsseldorfer Bürgerstiftung gegründet, zählt er jetzt schon 100 (mehr oder wenige) stimmstarke Mitglieder. "Und wir haben eine Warteliste", berichtet Projektleiterin Christine Ullmann. Allerdings scheint die Lust am Lied eine weibliche Leidenschaft zu sein: Über 90 Prozent der Chormitglieder sind Frauen, alle im Rentenalter, die Ältesten haben ihren 80. Geburtstag bereits gefeiert. Als Stimmbremse empfinden sie ihr Alter nicht. Viele sagen: "Ich wollte immer schon singen, aber früher bin ich einfach nicht dazu gekommen."

Jeden Mittwoch treffen sich "Die Spätzünder" zur Probe im Bachsaal der Johanneskirche am Martin-Luther-Platz. Dann lernen sie von Chorleiter Stefan Oechsle die Kunst des exakten Einsatzes. Notenlesen ist dagegen nicht unbedingt Voraussetzung, die Proben funktionieren eher nach dem Prinzip des Vorsingens und Nachsingens - "ein bisschen wie damals in der Schule", so Christine Ullmann.

Das Repertoire reicht mittlerweile vom Volkslied bis zum Schlager, von "Veronika, der Lenz ist da" bis zu Udo Jürgens Renner "Mit 66 Jahren". Und wenn ganz Düsseldorf am 16. Dezember für Flüchtlinge und überhaupt für bedürftige Menschen ein musikalisches Zeichen setzen will, dann wird der Seniorenchor zeigen, was die Kehlen hergeben und an der Eislaufbahn neben dem Kö-Bogen "Hand in Hand" schmettern.

Außerdem diktieren die Jahreszeiten das Programm, so singen "Die Spätzünder" zurzeit die komplette Palette der Weihnachtslieder und waren damit in dieser Woche im Seniorenzentrum Kronenhaus in Bilk zu Gast. Bei der Aufmunterung "Lasst uns froh und munter sein" wippten im Publikum erste Köpfe im Takt, "Oh Tannenbaum" sangen viele mit. "Ein kleines Lied kann viel Dunkel erhellen", wusste schon Franz von Assisi.

Doch der Seniorenchor will nicht nur andere erfreuen, sondern sich selbst ebenso. Er wurde von der Bürgerstiftung auch mit einem konkreten Ziel gegründet: "Es gibt so viele ältere Menschen, die allein leben, sich vielleicht einsam und isoliert fühlen - und die sich den Mitgliedsbeitrag anderer Chöre nicht leisten können", weiß Christine Ullmann. Zu den "Spätzündern" zu gehören, kostet nichts, bringt aber viel. "Viele berichten, dass ihnen nach einer Chorprobe nichts mehr weh tut." Und beim anschließenden Gespräch im Kirchen-Café ist mittlerweile so manche Freundschaft entstanden.

Projektleiterin Christine Ullmann singt seit vielen Jahren und weiß um die Kraft der Musik: "Selbst wenn man vorher bedrückt war, fühlt man sich anschließend befreit. Nach einer Stunde Singen, hat einfach jeder gute Laune."

(RP)
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