Düsseldorf "Entenmutter" rettet Küken in Not

Düsseldorf · Das Handy von Hermine Ohler steht in diesen Tagen nur selten still. Im Frühling ist die "Entenmutter" aus Düsseldorf fast täglich im Einsatz, um verlaufene Küken wieder zu ihrer Mama zu bringen. Ihre Hotline betreibt Ohler bereits seit 1997.

 Dieses Foto zeigt Hermine Ohler bei einem Einsatz im vergangenen Sommer. Damals rettete sie Entenküken, die auf der A46 gefunden worden waren.

Dieses Foto zeigt Hermine Ohler bei einem Einsatz im vergangenen Sommer. Damals rettete sie Entenküken, die auf der A46 gefunden worden waren.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Im Frühjahr erblicken auch in Düsseldorf jedes Jahr viele Entenküken das Licht der Welt. Zusammen mit ihren Müttern erkunden sie die Umgebung - und geraten dabei in Kontakt mit Menschen. Enten und Menschen vetragen sich jedoch nicht immer gut. Wenn die Entenfamilie nicht im privaten Garten bleiben kann oder wenn sie gar auf die Straße läuft, kann es für die Tiere gefährlich werden.

Wer Entenküken in Not entdeckt, kann Hermine Ohler anrufen. Die Düsseldorferin sitzt bereits seit 1997 am anderen Ende der "Entenhotline". Ihr vorerst letzter Einsatz war am Montagabend. Gegen 22.30 Uhr bekam sie einen Anruf von einer Frau, die auf ihrem Balkon in der zweiten Etage eines Hauses auf der Kölner Straße eine Entenfamilie im Nest entdeckt hatte. "Die Küken waren gerade geschlüpft, noch völlig hilflos", erzählt Ohler. Die Frau hatte angerufen, weil die Enten angefangen hatten, ihre Blumen zu fressen.

Auf dem Balkon konnten die Enten also nicht bleiben. "Drei Versuche habe ich gebraucht, bis ich die Mutter und ihre neun Küken einfangen konnte", sagt Ohler. Die Entenfamilie hat nun ein neues Zuhause in Ohlers Auffangstation im Hanielpark. Dort hat ihr die Stadt ein ehemaliges Parkwärterhäuschen zur Verfügung gestellt. Die Auffangstation ist aber nur eine Übergangslösung "Ich versuche immer, die Enten zu dem Gewässer zurückzubringen, wo die Mutter vermutlich herkam", sagt Ohler.

Küken brauchen ihre Mutter

Das wichtigste Anliegen der "Entenmutter von Düsseldorf": Entenküken, die sich verlaufen haben, sollen wieder zu ihrer Mutter gebracht werden. Früher sei es üblich gewesen, die kleinen Entenküken nach dem Fangen in einem nahen Gewässer auszusetzen in der Hoffnung, dass die Entenmutter ihre Kinder dort selbst finden würde. Doch das schaffen die Tiere fast nie. Stattdessen schwimmen die Küken hilflos und verlassen umher und rufen nach ihrer Mutter. Mit diesen Rufen locken sie jedoch Elstern oder Krähen an, die ihre eigenen Küken mit den kleinen Enten füttern. Wer nicht gefressen wird, stirbt an Erschöpfung - und das schon innerhalb von drei Stunden, so Ohler.

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Ohler setzt sich dafür ein, dass die Küken vor diesem Schicksal bewahrt werden. Vor heute fast 20 Jahren baute sie ihr erstes Fanggehege und zeigte, dass es durchaus möglich und außerdem viel besser für die Tiere ist, wenn Küken und Entenmutter zusammen eingefangen werden. "Mittlerweile habe ich 1000 Einsätze im Jahr", sagt Ohler.

Ruhig bleiben und die Entenhotline anrufen

Was aber sollte man tun, wenn man Enten bei sich im Garten oder gar auf der Straße findet? "Wenn die Enten im Garten wohnen und es die Besitzer des Gartens nicht stört, sollte das kein Problem sein", sagt Ohler. Wenn Enten auf die Straße laufen, wird es dagegen kritisch. Dann sollte am besten sofort die Nummer der Entenhotline gewählt werden. "Enten auf der Straße sind für mich Prio 1, dann lasse ich auch alles andere stehen und liegen", sagt Ohler.

Doch weil sie immer einige Minuten braucht, um an ihren Einsatzort zu fahren, gibt sie folgende Tipps: "Versuchen Sie, die Enten einzukesseln. Das geht zum Beispiel vor einer Hauswand oder in einer Einfahrt", sagt Ohler. Gullideckel sollten abgedeckt werden, denn wenn die Küken darüber laufen, fallen sie durch die kleinen Löcher und landen in der Kanalisation. "Auf gar keinen Fall sollten Sie versuchen, die Enten selbst einzufangen", sagt Ohler. "Damit scheuchen Sie die Tiere nur auf, und das erschwert mir die Arbeit."

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Foto: dpa, jst kno

Wer die Telefonnummer der Entenhotline nicht parat hat, kann ebenso gut Polizei oder Feuerwehr anrufen. "Die kennen meine Nummer und ziehen mich, wenn nötig, hinzu", sagt Ohler. "Die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr funktioniert sehr gut, da bin ich dankbar", füht sie hinzu.

Ohler arbeitet unermüdlich für das Wohl der Wasservögel - und ehrenamtlich. Gemeinsam mit anderen ehrenamtlichen Tierschützern gründete Ohler den Verein Tierhilfe Düsseldorf e.V.. Unter dem Dach des Vereins soll die Rettung von frei lebenden Tieren in der Stadt - Enten eingeschlossen - besser koordiniert werden. "Wir suchen noch weitere Mithelfer, die den Tieren helfen wollen", sagt Ohler. Auch finanzielle Unterstützung wird immer gebraucht. Kontakt gibt es über die Internetseite oder über die Entenhotline unter 0172 2016928.

(lsa)
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