Düsseldorf Eltern sollen Lehrer unterstützen

Düsseldorf · Wie andere Gymnasien hat auch das Goethe-Gymnasium zu wenig Lehrer. Weil nun innerhalb kurzer Zeit weitere Kollegen ausfallen, hat sich der Schulleiter an die Elternschaft gewandt und um ehrenamtliche Hilfe gebeten.

 Das Goethe-Gymnasium feierte vor fünf Jahren das 100-jährige Bestehen. Im Grußwort lobte NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann das Schulprofil, das Akzente setze durch Kooperationen mit außerschulischen Partnern.

Das Goethe-Gymnasium feierte vor fünf Jahren das 100-jährige Bestehen. Im Grußwort lobte NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann das Schulprofil, das Akzente setze durch Kooperationen mit außerschulischen Partnern.

Foto: Andreas Endermann

Erst im Herbst hatten Eltern aus Düsseldorf und anderen NRW-Städten vor dem Landtag für die Einstellung von mehr Lehrern demonstriert. Sie wollten nicht länger hinnehmen, dass bei ihren Kindern immer wieder Unterrichtsstunden ausfallen, weil die Personaldecke zu dünn ist. Drei Monate danach müssen Lehrer und Schüler in Düsseldorf unverändert mit dieser schwierigen Lage zurechtkommen. So auch das Goethe-Gymnasium an der Lindemannstraße.

Als dort zu Beginn des neuen Halbjahres innerhalb kurzer Zeit einige Lehrer für die nächste Zeit ausfielen, entschloss sich Schulleiter Ralf Schreiber zu einem ungewöhnlichen Schritt: Er ging nicht nur auf die Elternschaft zu, schilderte, wie er versuchen wolle, mit Überstunden, Projektwochen und Kooperationen die Situation zu entschärfen. Er appellierte darüber hinaus auch an das ehrenamtliche Engagement der Eltern: Wenn sie verbriefte Kenntnisse hätten (beispielsweise als Lehrer oder durch einen DLRG-Schein für den Schwimmunterricht) und bereit wären, ihre Fähigkeiten einzubringen, sollten sie gerne Kontakt mit der Schulleitung aufnehmen. Das entsprechende Schreiben der Schulpflegschaft an die Eltern liegt der Rheinischen Post vor.

Schreiber erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass er sich den Einsatz von Eltern vor allem im AG-Bereich am Nachmittag vorstellen könne. Auf diese Weise würden Lehrer, die für ausgefallene Kollegen im Unterricht einspringen, entlastet. Ansonsten müsste man das Programm außerhalb des Unterrichts runterfahren. Berit Zalbertus, die Sprecherin der Elternschaft Düsseldorfer Schulen (EDS), hält das Vorgehen von Schreiber für eine kreative Maßnahme: "Das ist besser als nichts zu tun!" Ihr ist wichtig, die Leistung der Schulen angesichts des Lehrermangels anzuerkennen: "Die Schulen tun alles, um den Mangel zu kompensieren."

Aber die Sprecherin der EDS sagt auch sehr deutlich, wo sie die Verantwortung für die Misere sieht: "Es hakt bei der Bezirksregierung." Dazu nennt sie ein Beispiel von einem anderen Düsseldorfer Gymnasium. Weil dort ein Mathelehrer erkrankte und zwei weitere Lehrer dauerhaft krank waren, spitzte sich die Situation in einer fünften Klasse so zu, dass die Kinder von Ende November bis Ende Januar keinen adäquaten Matheunterricht (durch einen Fachlehrer) erhielten. Weil der Unterricht ausfiel, hätten die Kinder auch keine Hausaufgaben in der Lernzeit gemacht. Zeitweise wurden die Schüler sogar zusammen mit anderen Klassen in der Aula betreut. Als die EDS-Sprecherin die Bezirksregierung in einem Schreiben auf die Misere hinwies, reagierte die zuständige Mitarbeiterin gelassen. Sie gehe davon aus, dass spätestens durch den kontinuierlichen Unterricht ab Februar möglicherweise entstandene Rückstände aufgefangen werden könnten, schrieb sie.

Wie die meisten seiner Kollegen kommt dem Schulleiter des Goethe-Gymnasiums Kritik an Politik und Verwaltung nicht über die Lippen. Er hofft, dass er für die nächsten anstehenden fünf Pensionierungen schnellen Ersatz bekommt.

(RP)
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