Düsseldorf Eine Tour für die Neuen in der Klasse

Düsseldorf · Die Jungen aus der 6a der Edison-Realschule kümmern sich intensiv um zwei Flüchtlinge.

Klassenlehrerin Eva Quirl hat eine Deutschlandflagge am Rucksack hängen. Eine Gruppe Jungen folgt dem Ruf "Bitte immer der Fahne nach". Sie wirken wie Schüler auf einer Klassenfahrt. Die reine Jungenklasse 6a der Thomas-Edison-Realschule ist aber in ihrer eigenen Stadt unterwegs. Die Sechstklässler möchten ihren neuen Mitschülern, zwei Flüchtlingsjungen, Düsseldorf zeigen. Beide sprechen kaum Deutsch. Für Mohamed Hassan aus Syrien übersetzt sein Klassenkamerad Noschhat Gaydi und Omid Waciri aus Afghanistan kann ein wenig Englisch. Vom Stadttor geht die Tour über den Hafen zum Burgplatz, sie endet an der Königsallee.

Als Dani Haschim Scharif die Idee hatte, den beiden Flüchtlingen mal die Stadt zu zeigen, waren alle Feuer und Flamme. "Wir haben in der Schule mit I-Pads gearbeitet und Sehenswürdigkeiten gegoogelt", erzählt Benito Loewe. Die meiste Mühe hatte aber die Klassenlehrerin. "Sie hat sieben Stunden am Wochenende die Fakten zusammengetragen", ergänzt der ElfJährige. "Viele Dinge wusste ich selbst nicht", gibt Quirl zu. Sie ist es auch, die den Kindern die Sehenswürdigkeiten erklärt. Ganz ohne Arbeit geht es für die kleinen Fremdenführer aber nicht. "Ihr Wissen wird hinterher in der Politikstunde noch mal abgefragt", meint die Lehrerin.

Auch während der Führung müssen die Kinder mitarbeiten. Die Schüler sind aber gut vorbereitet. Die Frage, wie die Radschläger-Tradition entstanden ist, beantwortet Tom Gager mit Leichtigkeit. "Die Väter sind aus dem Krieg, der Schlacht von Worringen 1288, zurückgekommen und als Willkommensgruß haben die Kinder Rad geschlagen." Auch wenn die Füße schon schmerzen, stellen sich die Schüler vor jeder Sehenswürdigkeit zum Foto auf. "Im Kunstunterricht wird aus den Fotos eine Collage erstellt", erläutert Quirl.

Die Stadtführung ist aber nicht die einzige Aktion der engagierten Schüler. Mit Geld aus der Klassenkasse haben die Jungen Wörterbücher für ihre Mitschüler gekauft. Sie haben auch "Geld, Spielsachen und Anziehsachen für die Flüchtlinge gesammelt und ihnen gegeben", berichtet Nils Zander. Der baldige Wandertag wird für die beiden Neuen aus der Klassenkasse bezahlt. "Auch außerhalb der Schule versuchen wir, möglichst viel mit ihnen zu machen. Und wir sprechen viel Deutsch mit ihnen", erzählt Tom. Omid freut sich in dieser Klasse zu sein. "Die Mitschüler helfen mir sehr."

(RP)
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