Kolumne Mein Düsseldorf Eine Straße für den Kerl auf dem Klo

Düsseldorf · In Flingern gibt es nun eine Frank-Zappa-Straße. Ob die Entscheider wussten, wen sie da ehren?

 Frank Zappa

Frank Zappa

Foto: AP

Nachdem wir uns neulich über eine Theo-Champion-Straße in Oberkassel wunderten, hatten wir mit einer weiteren Steigerung nicht gerechnet. Das war verfrüht - denn verblüfft haben wir nun gehört, dass es nicht weit von der Grafenberger Allee eine Straße gibt, deren Namensgeber durch ein Poster bekannt wurde, das ihn auf dem Klo hockend zeigt: der US-Musiker Frank Zappa. Wer damals, es waren die 1960/70er Jahre, seine Eltern so richtig auf die Palme bringen wollte, hängte sich dieses unappetitliche Foto im riesigen Format übers Bett - direkt neben eins von Che Guevara.

Der Erfolg war gewiss, wie wir uns gut erinnern - vor allem wenn zusätzlich sein größter Hit Bobby Brown durchs Haus dröhnte und man erklärte, wieso der darin besungene Heini zwar männlich, aber keineswegs ein Mensch war, sondern nur ein Teil davon . . .

Nun also eine Frank-Zappa-Straße, und das in einer eher gutbürgerlichen Gegend. Ob sich der 1993 gestorbene Kopf der "Mothers of Invention" so etwas hätte vorstellen können? Schwer zu sagen. Einer, der den ziemlich zotigen Text zu "Bobby Brown" schrieb und das Lied mit seiner unverkennbaren Stimme sang, würde seinen Namen auf einem Straßenschild, vor allem einem deutschen, gewiss als bizarr empfinden. Immerhin hieß es damals, Zappa habe mal gesagt: "Alle Deutschen sind Nazis". Kann aber auch ein Scherz gewesen sein, der Mann war ein großer Ironiker und mit einem schrillen Humor gesegnet. Jedoch: Auf die Idee zu kommen, ausgerechnet ihn per Straßenamen zu verewigen, ist wirklich schräg. Aber womöglich hätte es ihm gerade deshalb gefallen.

Allerdings gab es wohl eine heftige Diskussion in der zuständigen Bezirksvertretung. Kein Wunder: Zappa ist heute, über 20 Jahre nach seinem Tod, eher was für Musikspezialisten. Obwohl Zappa mit seiner Musik prägend war. Aber wer weiß das schon? Insofern ist anzunehmen, dass es da mal wieder einer geschafft hat, seine speziellen Vorlieben der musikalischen Art auf besondere Weise der Nachwelt zu dokumentieren. Ob einer der braven Politiker sich die Mühe gemacht hat, "Bobby Brown" zu übersetzen? Unwahrscheinlich - sonst wäre die Entscheidung eventuell anders ausgefallen.

Wie auch immer - nun ist sie da, die Frank-Zappa-Straße. Nicht John Lennon wurde geehrt, auch Jimi Hendrix nicht. Dabei hätten die beiden es sicher eher verdient. Aber es spielen - wie so oft bei der Straßennamensgebung in Düsseldorf - für Normalbürger nicht nachvollziehbare Gründe und keine praktischen Erwägungen eine Rolle. Daher kann es uns demnächst blühen, eine Robin-Gibb-Straße zu bekommen, immerhin hatte der Australier mit seinen Bee Gees riesige Erfolge. Oder was ist mit Marilyn Monroe, Clark Gable, Charlie Chaplin und John Wayne? Sollte man Deutschen tatsächlich eine Chance geben wollen, wäre Hildegard Knef geeignet. Oder Heinz Erhardt. In ferner Zukunft gar Dieter Bohlen? So wie wir ein Dichter- und ein Musikantenviertel haben, entstünde eine Sammlung von Adressen der ganz neuen Art, geküsst von der leichten Muse, sozusagen. Für dieses Areal müsste nur noch ein Oberbegriff her. Das ist schwierig. Zwar haben alle diese Menschen uns (so oder so) Spaß bereitet - dennoch ist wohl davon abzuraten, von einem Vergnügungsviertel zu reden.

Obwohl: Wer sich für eine Zappa-Straße entscheidet, hat damit sicher auch keine Probleme.

(RP)
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