Düsseldorf Ein unkompliziertes Organisationstalent

Düsseldorf · Ulrich Hennes bekommt viel Lob vor seinem Amtsantritt als Stadtdechant. Darin spiegelt sich auch die Erleichterung über seine Ernennung. Er selbst sagt, er hat noch keinen Plan. Mit Wolfgang Picken ist er befreundet.

Sonne, 32 Grad Lufttemperatur, 16 Prozent Luftfeuchtigkeit, vom Meer her kommt eine leichte Brise in die toskanischen Hügel, durch die sich die Straße nach Siena schlängelt. Ulrich Hennes ist zurzeit im Urlaub, doch soweit weg ist Düsseldorf nicht.

Natürlich freut er sich auf seine neue Stelle als Stadtdechant von Düsseldorf und somit oberster Katholik der Landeshauptstadt. Auch wenn die schnelle Ernennung durch den Erzbischof von Köln überraschend für ihn kam, wie er sagt. Letzten Donnerstag ist er gefragt worden, und nach kurzer Bedenkzeit hat er zugestimmt. Wenn es die Düsseldorfer denn wollen, mag er gedacht haben.

Am Montag hat ihn vor allem das positive Votum des Düsseldorfer Klerus und der Laien gefreut, und doch "tut es auch ein bisschen weh, Hilden zu verlassen", gibt er zu. "Ich lasse ein Stück Heimat hinter mir", sagt er. Vor allem habe er in Hilden noch "Trauerarbeit zu leisten".

Er kommt im Oktober nach Düsseldorf, St. Lambertus wird seine Kirche, sein Hausarzt ist um die Ecke, er hat ein Opernabo, Düsseldorf ist kein unbekanntes Terrain, und dennoch will er sich die Stadt im Herbst erst einmal zeigen lassen, sie kennenlernen. "Ich habe noch keinen Plan", sagt er. Hennes wird wohl auch noch mit seinem Dienstherren, Rainer Maria Kardinal Woelki, reden. Der Erzbischof von Köln hat sicher auch eine Aufgabe für ihn.

Hennes hat auch mit Wolfgang Picken telefoniert. Eigentlich sollte der ja nach Düsseldorf, "dass es nun anders gekommen ist und die Art, wie das geschah, hat sicher Wunden hinterlassen". Hennes ist nicht verantwortlich dafür, hat sich nicht an Spekulationen beteiligt, keine Briefe verschickt. Er ist mit Wolfgang Picken befreundet, "wir treffen uns regelmäßig".

Es gibt Menschen im katholischen Düsseldorf, die mit der Entscheidung des Erzbischofs hadern. Sie hätten lieber Picken als Stadtdechant gesehen. Als zweite Wahl fühlt sich Hennes deshalb aber nicht. Und außerdem: "Ich habe ein Service zuhause, das ist zweite Wahl. Die erste Wahl war mir zu teuer. Außerdem sehe ich kaum Unterschiede", sagt Hennes. Er habe genug Selbstbewusstsein, um damit umzugehen. Es gibt auch Stimmen, die im Zusammenhang mit Hennes von einem "Hardliner" sprechen. "Wer wie ich jahrzehntelang in der Jugendseelsorge gearbeitet hat, kommt vielleicht als Hardliner da rein, aber auf gar keinen Fall so wieder raus", sagt er.

Die Mehrheit im katholischen Düsseldorf freut sich auf den Priester. Man kennt sich und man schätzt sich. "Ulrich Hennes ist ein unkompliziertes Organisationstalent", sagt etwa Dechant Michael Dederichs. "Ich freue mich über die Entscheidung und finde es sehr schade, dass dies einhergehen musste mit öffentlichen Diskussionen." Für Dederichs etwa ist Hennes Garant für einen Aufbruch, aber auch für die "Fortführung der guten Arbeit von Stadtdechant Rolf Steinhäuser". Natürlich gebe es genug Baustellen für einen neuen Stadtdechanten, aber "er fängt ja nicht bei Null an", wie Dederichs sagt. Zumal die Kirche in Düsseldorf kein Akzeptanzproblem habe. Steinhäuser habe die Gemeinden zusammengeschweißt, darauf könne Hennes bauen, ist er überzeugt. Hennes und Düsseldorf - das passe gut zusammen, hört man auch von anderen Stellen.

Hennes selbst beschreibt sich als "Teamplayer", der gemeinsam mit anderen Entscheidungen trifft, der "transparent" arbeiten will. Dabei fühlt er sich auch seinem Erzbischof verpflichtet. "Er hat mich ernannt, und er wird sich was dabei gedacht haben", sagt Hennes.

(RP)
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